Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 15 und 16 - Elda Drake - Страница 9

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Kapitel 6

Am nächsten Morgen stand fest, dass sie diesem Hotel den Rücken kehren würden und Hetty atmete erleichtert auf. Das Fegefeuer war zu Ende.

Während des Frühstücks näherte sich ihnen ein etwas korpulenter Herr im frisch gebügelten Geschäftsanzug und, nachdem er zögerlich neben dem Tisch, an dem sie saßen, stehen geblieben war, druckste er heraus. »Entschuldigen sie die Störung. Aber ein Bekannter hat mir erzählt, dass sie eine Sicherheitsfirma und Detektei leiten. Ich hätte da ein Anliegen. Könnten sie vielleicht ein paar Minuten für mich erübrigen?«

Dabei sah er Kai mit einem so hoffnungsvollen Blick an, mit dem wohl auch ein Kandidat in der Todeszelle seinen Anwalt betrachten würde, wenn dieser mit einem Zettel in der Hand, fünf Minuten vor Verabreichung der Giftspritze, auftauchte.

Kai sah, dass in Hetty die Neugierde aufflammte und nickte. »Können wir irgendwo ungestört reden?«

Der Mann deutete in den Hintergrund, wo sich der Rest der Hotelanlage befand und meinte. »Wenn sie so liebenswürdig wären und nach dem Frühstück einfach zum Büro des Direktors kommen. Dort finden sie mich dann.«

Eine halbe Stunde später saßen sie in geräumigen, bequemen Ledersesseln, hatten ein Getränk vor sich stehen und Kai munterte den Mann auf. »Um was handelt es sich denn?«

Der Direktor wirkte etwas verlegen und meinte dann. »Bitte verzeihen sie mein schlechtes Englisch, bei diesem Thema fehlen mir teilweise die entsprechenden Worte.«

Kais rechter Mundwinkel zuckte nach oben und er deutete auf Hetty. »Meine Lebensgefährtin kommt aus Bayern, sie können also entweder alles direkt auf Deutsch erzählen und sie übersetzt oder sie flechten die Worte, die sie nicht wissen, einfach auf deutsch ein.«

Der Mann war erleichtert und sah Hetty bittend an. »Dann wäre es mir recht, wenn ich einfach so reden könnte, wie mir der Schnabel gewachsen ist.«

Er hatte das schon mit einem wunderbaren österreichischen Dialekt von sich gegeben und Hetty lächelte ihn an, bevor sie für Kai diesen Satz ins Englische transferierte. Der musste ein Schmunzeln unterdrücken, als seine Freundin dabei sagte. »Verflucht nochmal, wie heißt das denn bei euch«, als sie zu der Redewendung mit dem Schnabel kam.

Doch ab dann war er hochkonzentriert und hörte aufmerksam zu, um zu erfahren, warum hier seine Hilfe benötigt wurde.

Der Direktor holte tief Luft, als ob er Anlauf nehmen wollte und begann dann mit seinem Bericht. »Dieses Jahr haben wir eine gute Saison. Sie ist zwar etwas spät gestartet, aber wie sie sicher schon bemerkt haben, gibt es jetzt reichlich Schnee und wir sind komplett ausgebucht. Ich muss noch hinzufügen, dass ich nicht nur dieses eine Hotel besitze, sondern eine komplette Hotelkette leite, die in allen hochrangigen Touristenorten platziert ist.«

Jeder andere Zuhörer hätte jetzt bereits das Zappeln begonnen und ihn aufgefordert schneller zu machen, aber Kai hatte seine geduldige Miene aufgesetzt, während er der Übersetzung von Hetty lauschte. Die wunderte sich nicht groß, denn auch wenn ihr Freund selbst nicht viel redete, so hörte er doch gerne zu und hatte da die absolute Ruhe weg. Denn auch in den kleinsten Nebensächlichkeiten, die jemand erzählte, konnte sich eine Information verbergen, die man später brauchen konnte und für Kai gab es nichts Wichtigeres, als immer alles zu wissen, was man wissen konnte.

Ihr Gegenüber kam, nachdem er noch eine Weile in den tollen Buchungszahlen geschwelgt hatte, endlich auf den Punkt zu sprechen, um den es ihm eigentlich ging. »Vor ungefähr zwei Monaten hatten wir den ersten Vorfall in einem unserer Hotels. Einer Dame aus Übersee wurde der komplette Schmuck aus dem im Zimmer eingebauten Safe geraubt.«

Er schüttelte den Kopf. »Der Tresor war nicht aufgebrochen und im ersten Moment haben wir tatsächlich gedacht, die Frau wollte sich auf unsere Kosten bereichern. Schließlich hatte nur sie den Schlüssel und wie sonst hätte man den Safe öffnen können?«

Kais Augenlider sanken etwas nach unten. Tja, für ihn war das nicht so das Problem, aber das stand hier nicht zur Debatte.

Der Direktor fuhr fort. »Während wir noch mit unserer Versicherung diskutierten, ob das überhaupt ein Fall war, wurde der nächste Safe geleert. Dieses Mal betraf es die Frau eines österreichischen Politikers im Ruhestand und beim besten Willen konnten wir nicht glauben, dass die alte Dame uns etwas vorlog. Sie war in Tränen aufgelöst, da die Schmuckstücke für sie auch einen sehr großen Erinnerungswert hatten und schier untröstlich.«

Der Mann seufzte. »Inzwischen waren alle Angestellten im Hotel von mir dahingehend informiert worden, Ausschau nach verdächtigen Subjekten zu halten. Das hinderte die Diebe aber nicht daran, noch drei weitere Safes auszuräumen und wir hatten fast täglich die Polizei im Haus, was bei den Gästen natürlich äußerst ungut ankam.«

Er zuckte mit den Schultern. »Sie fanden keine Fingerabdrücke, keine DNA-Spuren von irgendwelchen bekannten Personen, kein gar nichts. Und vor allem nicht die Diebe. Doch ein Gutes hatte es zumindest – urplötzlich hörten die Diebstähle wieder auf. Unsere Versicherungsvertreter atmeten auf und hakten das Ganze als teures, aber noch erträgliches Ereignis ab.«

Kai ahnte, was jetzt kommen würde. Schließlich hatte der Mann ein Problem und das konnte nur Eines bedeuten. Natürlich hatte er vollkommen recht.

»Eine Woche später hatten wir in einem Hotel, fünfzig Kilometer weiter, den nächsten Vorfall. Auch hier wieder das gleiche Schema – keine Spuren und keine Möglichkeit, die Diebe zu entdecken. Und genau wie beim letzten Mal war der böse Spuk nach knapp zwei Wochen wieder zu Ende.«

Der Direktor stöhnte auf. »Nur um kurz darauf im nächsten Hotel weiterzugehen. Die Polizei zuckt nur mit den Schultern und hat mir geraten, ich sollte die Wertsachen meiner Gäste im Haustresor einlagern.«

Er schüttelte den Kopf. »Abgesehen davon, dass der viel zu klein für den ganzen Schmuck ist – so eine Lösung ist nicht praktikabel und wird von meinen Gästen nicht akzeptiert. Meine Versicherung hat mir nach dem letzten Schadensfall gekündigt und eine neue nimmt mich nicht an, da natürlich bereits alle von diesen Vorfällen wissen.«

Der Mann stöhnte auf. »Also muss ich jetzt mit dem Firmenvermögen für die Diebstähle gerade stehen und über kurz oder lang werde ich das finanziell nicht mehr stemmen können, denn die Verluste fressen den Gewinn rasant auf.«

Er rang die Hände und sah Kai flehend an. »Vor zwei Tagen war ich auf einer Konferenz mit Kollegen und da hatten wir auch Gäste aus dem Ausland. Mit denen habe ich über mein Problem geredet und einer hat gemeint, wenn ich mich in Australien befinden würde, dann könnte er mir jemanden nennen, der für solche Dinge ideal wäre. Der Mann würde sich nicht unbedingt an die üblichen Regeln halten, aber immer Erfolg bei seinen Aktionen haben. Bei diesem Gespräch ist auch ihr Name erwähnt worden und als ich zuvor an der Rezeption hörte, dass mein Portier sagte, der Australier würde heute auschecken, habe ich ganz automatisch auf den Computer geschaut. Und dort dann genau den Namen gesehen, den der Kollege genannt hat. Bitte, können sie mir helfen?«

Hetty brauchte das Nicken von Kai gar nicht, um zu wissen, was sie dem Mann antworten sollte. »Selbstverständlich nehmen wir den Fall an.«

Der Direktor zeigte eine Miene, als ob soeben die Jungfrau Maria vor ihm erschienen wäre und Kai mischte sich nun selbst ein. »Ich brauche völlige Handlungsfreiheit und Zugang zu allen Papieren und allen Unterlagen, die ich haben will. Als erstes möchte ich alle Details über die letzten Fälle wissen und dann arbeiten wir einen Plan aus, wie wir die Diebe zur Strecke bringen.«

Er sah den Mann an und dieser erschrak, als er sah, wie streng die strahlend blauen Augen schauen konnten. »Ich arbeite nach meinen eigenen Regeln und lasse mir da nicht reinreden. Wenn sie dies nicht akzeptieren können, müssen sie sich jemand anderen suchen, der ihnen hilft.«

Der Direktor schüttelte den Kopf. »Sie haben freie Hand, egal was sie vorhaben. Für mich gibt es nur noch die Devise: Vogel friss oder stirb!«

Kai musterte erstaunt Hetty, die in ein lautes Lachen ausgebrochen war und dann mehrere Anläufe brauchte, um diese Formulierung irgendwie ins Englische zu transferieren ohne dabei den Sinn zu verändern. Doch als sie ihm erklärte, dass der Mann gemeint hatte „Ihm bliebe nur übrig, zu schwimmen oder zu ertrinken“, da lief auch über sein Gesicht ein leises Schmunzeln.

Dann stand er auf und sagte schulterzuckend zu ihr. »Schätzungsweise können wir heute noch nicht abreisen.«

Hetty war das egal. Ab jetzt war wieder Spionieren angesagt und da wusste sie ganz genau, wen Kai an seiner Seite haben wollte und das war sicher keine blonde, vollbusige Tussie, sondern jemanden, der im Notfall einem bösen Menschen zielgerichtet eine Kugel mitten in die Stirn verpassen konnte. Und da gab es nur eine Person, die diese Vorbedingung erfüllte und das war sie.

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 15 und 16

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