Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 15 und 16 - Elda Drake - Страница 4

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Kapitel 1

Der Feind hatte lange Beine. Sehr lange Beine. Sie reichten vom äußerst knapp geschnittenen Schottenmini schier endlos bis zum Boden.

»Mann Gottes! Beine reichen immer bis zum Boden – außer jemand macht einen Kopfstand.«

Die Sarkasmusabteilung lehnte erschöpft an der Hirnwand und starrte genervt auf Vernunft und Verstand, die gerade dabei waren, sich wieder einmal zu verabschieden. Jetzt tickte ihre Besitzerin völlig aus.

Das wäre aber auch kein allzu großes Wunder gewesen, denn die letzten Wochen hatten Hetty an den Rande ihrer Willenskraft getrieben und momentan liefen in ihrem Kopf Mordszenarien ab, gegen die Halloween 13 und Kill Bill harmlose Kuschelsoaps waren.

Ihre Fingernägel hatten sich in die glänzend polierte Thekenoberfläche der Bar gekrallt und es war noch nicht sicher, ob die Dreifachlackierung des Holzes diesen Abend unbeschädigt überstehen würde.

Glücklicherweise betrat soeben ihr absoluter Lieblingsgast die Hotelbar und steuerte mit einem breiten Lächeln auf sie zu. »Habe die Ehre – meine Teuerste. Das Gleiche wie immer und sie trinken doch mit?«

Der siebzigjährige Österreicher aus Wien hätte problemlos als jüngere Ausgabe von Johannes Heesters durchgehen können. Für sein Alter sah er blendend aus und Hetty hatte ihn zuerst auf Anfang Sechzig geschätzt. Er war sehr elegant, aber nicht überkandidelt angezogen und man konnte ihn, ohne Übertreibung, als flotte Erscheinung bezeichnen. Der „Schorsch“ quartierte sich hier jedes Jahr um diese Zeit für eine Weile als Dauergast ein und war nicht nur bei Hetty, sondern auch bei dem ganzen anderen Personal äußerst beliebt. Denn er gab reichlich Trinkgeld und war nie von oben herab, obwohl er, wie sie von ihren Kollegen erfahren hatte, schwerreich war. Er stammte von einem alten Adel ab, hatte sich aber trotzdem nie auf die faule Haut gelegt, sondern sich den größten Teil seines Vermögens als Unternehmer selbst verdient.

Schorsch hätte an und für sich auch verlangen können, dass man ihn mit seinem Titel ansprach, aber als Hetty das bei ihrem Kennenlernen versucht hatte, war die Antwort ein Kopfschütteln und der Hinweis. »Schorsch genügt – den Rest lassen sie bitte weg.«

Mit einem schelmischen Blinzeln hatte er hinzugefügt. »Auf den Kniefall dürfen sie natürlich auch verzichten, wobei ich an und für sich nichts dagegen habe, wenn junge, hübsche Frauen vor mir auf dem Boden liegen.«

Sie hatte gelacht und geulkt. »Jetzt weiß ich wenigstens, warum der Holzboden wie frisch gebohnert wirkt. Das kommt von den ganzen Mädchen, die sich ihnen hier jeden Abend zu Füßen werfen.«

Der Österreicher war schlichtweg begeistert gewesen, endlich auf jemanden zu treffen, der auch gerne Späße machte und ab dem Moment hatte er seine übliche Aufenthaltszeit in der Bar erheblich verlängert.

Nachdem Hetty ihm den gewünschten Metaxa überreicht hatte, schenkte sie sich auf sein Drängen ihren Gin Fizz ein.

»Nicht so sparsam meine Liebe!«

Sie warf ihm ein Lächeln zu und sorgte dafür, dass der Gin keine Probleme haben würde, im Glas die Oberhand über die restlichen Zutaten zu behalten. Schorsch wusste mittlerweile allerdings aus Erfahrung, dass sie nicht unter den Tisch zu trinken war und eine erstaunliche Resistenz gegen Alkohol hatte. Aber er gab die Hoffnung nicht auf, dass er sie eines Tages doch noch im betrunkenen Zustand erleben würde, ganz abgesehen davon, dass er nicht gerne alleine trank.

Hetty war froh, sich ganz offiziell und nur dem Gast zuliebe einen kleinen Muntermacher gönnen zu können, den sie momentan bitter nötig hatte und hob ihr Glas. »Cheerio Miss Sophie!«

Schorsch lächelte ihr zu und nachdem auch er einen Schluck von seinem Metaxa genommen hatte, drehte er sich um und warf einen Blick auf die anderen Gäste, welche sich zur frühen Abendstunde in der Bar eingefunden hatten. »Sind wieder mal alle versammelt, die noch laufen können. Und der fesche Australier ist natürlich auch da.«

Mit leicht schiefgelegtem Kopf musterte er die Begleitung des Mannes und kommentierte. »Eine echt tolle Biene, die er sich da aufgerissen hat. So wie das aussieht, hat er jetzt bald jede Hübsche gehabt, die in Kitzbühel herumläuft! Der arbeitet sich wirklich von einem Ende zum anderen durch und nimmt alles mit, was er kriegen kann.«

Schulterzuckend drehte er sich wieder zu Hetty um. »So einer gehört verboten, das ist unfair, gegen den hat man einfach keine Chance.«

Hetty legte ihm tröstend die Hand auf den Unterarm. »Der bleibt sicher nicht mehr lange und dann sind sie wieder der ungekrönte König.«

Schorsch war geschieden, aber nicht so dumm, sich noch einmal einfangen zu lassen. Aber natürlich schlau genug, so zu tun, als ob er tatsächlich für eine neue Ehe zu haben wäre. Und da es genügend Frauen gab, die grundsätzlich nur auf den Kontostand schauten und er sich vom Äußeren sowieso ausgesprochen gut gehalten hatte, gab es genügend weibliche Wesen, die sich ihm an den Hals warfen, da sie glaubten, mit ihm den Glücksgriff ihres Lebens zu machen.

Doch jetzt hatte er in seinem Jagdgebiet Konkurrenz bekommen und musste sich mit dem begnügen, was sein jüngerer Rivale überließ.

Schorsch lächelte Hetty an und nützte die gute Gelegenheit, ihre Hand zu tätscheln. »Ehrlich gesagt, jammere ich nur, damit sie Mitleid mit mir haben.«

Er deutete mit dem Daumen hinter seinen Rücken. »Der wechselt die Damen schneller, als ich meine Krawatten und zur Zeit habe ich ganz schön zu tun, den Verflossenen meine Schulter zum Ausweinen anzubieten.«

Der Österreicher schmunzelte. »Ob sie es glauben, oder nicht, eigentlich erspart mir der Mann einen Haufen Arbeit. Ich brauche nur hinterher zu gehen und die geknickten Blümchen zu pflücken.«

Hettys Blick streifte kurz den Tisch, an dem die beiden saßen. Dieser Australier sah wirklich äußerst gut aus. Seine knappen 1,90 Meter Körpergröße mit schmalen Hüften und breiten Schultern steckten in einem maßgefertigten schwarzen Anzug, aus dem ein blendend weißes Hemd hervor blitzte. Die pechschwarzen, halblangen Haare umrahmten ein feingeschnittenes Gesicht, das von strahlend blauen Augen dominiert wurde. Den einzigen Makel, den man an diesem Menschen finden konnte, war eine feine, fast nicht sichtbare Narbe über der linken Wange. Allerdings verlieh ihm die auch noch einen Hauch von Verwegenheit und war daher eigentlich sogar noch als zusätzlicher Pluspunkt zu sehen.

Dazu hatte dieser Mann ein souveränes und dominantes Auftreten, das ihn sofort für alle Konkurrenten als Alphamännchen kennzeichnete und wenn er den Raum betrat, dann wusste man, dass jetzt der Chef gekommen war.

Hetty unterdrückte ein Aufseufzen. Dieser Mistkerl hatte nur einen Fehler und das war, dass er keinerlei Rücksicht auf seine Freundin nahm, wenn er einen Fall aufklären musste. Davon konnte sie inzwischen nicht nur ein Lied singen. Denn ihr heißgeliebter Kai hatte sie fachmännisch hereingelegt, als sie unbedingt bei seinem neuesten Auftrag mitmischen wollte. Auf ein Winken von Schorsch schenkte sie für sie beide eine zweite Runde ein.

Während sie an ihrem Gin Fizz nippte, dachte sie an die letzten Wochen zurück.

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 15 und 16

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