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Punkt acht Uhr versammelte sich das Team im großen Büro, bewaffnet mit reichlich Proviant und wohlgefüllten Kaffeebechern, außerdem mit relativ viel Tatendrang ausgestattet.

„Eine so alte Leiche hatten wir noch nie“, stellte Liz fest.

„Aber allmählich brauchen wir mal einen dritten Teamraum mit Whiteboard. Zwei sind schon ganz schön knapp. Anne und Joe haben einen eigenen Fall – was, wenn jetzt noch was passiert und Andi ranmuss? Oder Thomas?“, gab Max zu bedenken.

„Kein Geld, vermutlich“, war Felix´ lakonische Antwort. „Beeilen wir uns also, bevor Andi einen Fall kriegt! Zu befragen wären Wolfgang Brunnhauser bei irgendeinem Radiosender und Gisela Zänker, die mittlerweile bestimmt ganz anders heißt. Freiwillige? Ich warte auf die Gutachten, die wollten gegen zehn da sein.“

Liz erbot sich, die Zänker auszugraben, Maggie wollte nach Brunnhauser recherchieren.

„Gut“, nickte Felix, „dann kann Max mal diese Baufirma aufsuchen, MayBau. Vielleicht gab es ja Probleme beim Verkauf…“

„Was denn für Probleme?“

„Na, wenn ich vor zig Jahren irgendwo eine Leiche vergraben hätte, würde ich das Haus im Auge behalten. Nicht, dass es jemand kauft und abreißt und die Leiche findet. Wenigstens Einspruch erheben könnte man, natürlich nicht im eigenen Namen. Ach, man hätte auch viel einfacher vorher schon mal einbrechen können, um die Überreste mitzunehmen. Das könnten die Kinder wissen – haben sich die Eltern mal beklagt?“

„Vielleicht war dieser Flugzeugabsturz gar kein Unfall?“, hauchte die begeisterungsfähige Maggie.

Felix winkte ab. „Einen Flugzeugabsturz in den USA zu bewerkstelligen – um dann gar keine Kontrolle mehr über die Hütte zu haben? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich hätte das Häuschen lieber noch abgefackelt und gehofft, dabei alle Spuren zu vernichten.“

„Das Ding ist doch jetzt Monate leer gestanden, da hätte es doch nie jemand gemerkt, wenn man ein Fenster aufbricht und mit einer handlichen Spitzhacke in den Keller geht. Schädel weg, Beinknochen weg, Becken weg – das macht die Bestimmung nicht leichter.“

Felix nickte Liz zu. „Hat was für sich. Sorry, Maggie.“

„Ja doch, ich weiß, ich lese zuviel Schund. Aber so bleibt mein Denken wenigstens flexibel.“

„Unseres vielleicht nicht?“ Max wirkte leicht beleidigt.

„Kinder! Das ist jetzt egal – an die Arbeit!“

Alle wandten sich brav ihren Rechnern zu und während das einzige Geräusch das Klackern der Tastaturen war, rief Felix selbst in der Gerichtsmedizin an und begab sich nach einem eher knurrigen Wortwechsel persönlich dorthin. Dr. Engelhorn wies auf den Seziertisch hin, auf dem die Knochen in der anatomisch korrekten Anordnung lagen. „Ganz vollständig ist das Skelett nicht, und manche Knochen sind beschädigt. Wir haben zum Beispiel nur einen Arm.“

„Ich fürchte, das heißt nicht, dass der oder die Tote auch zu Lebzeiten schon einen Arm verloren hatte?“

Die Pathologin lachte. „Stimmt. Die entsprechenden Knochen fehlen einfach. Auf einen Bruch oder eine Amputation gibt es keinen Hinweis.“

Enttäuschend.

„Immerhin, es handelt sich um einen Mann, da bin ich ganz sicher. Etwa dreißig Jahre alt, nicht übergewichtig.“

„Woran siehst du das? Mann leuchtet mir ein, wegen des schmaleren Beckens – aber Übergewicht? Wenn nichts mehr an den Knochen hängt – äh.“

Dr. Engelhorn grinste den zartbesaiteten Kommissar an. „Übergewicht sorgt für stärkere Abnutzung der Gelenke. Die Knorpelreste zeigen nichts dergleichen.“

„Ein normalgewichtiger Mann um die dreißig also“, rekapitulierte Felix, um Coolness bemüht. „Wie lange schätzungsweise ist er schon tot?“

„Wann wurde denn das Haus gebaut?“, fragte Dr. Engelhorn zurück und lachte über Felix´ entsetztes Gesicht. „Ein Scherz! So genau kann ich das noch nicht sagen. Der Zahnstatus entspricht nicht heutigen beziehungsweise hiesigen Verhältnissen. Siebziger Jahre – oder neuer, dann Osteuropa, ganz grob gesprochen. Etwas haben wir gefunden, es war kaum sichtbar, hier!“ Sie hielt ihm ein Tütchen hin, indem sich winzige Metallteile befanden.

„Was ist das?“

„Vermutlich die Reste eines Halskettchens, die zwischen den Halswirbeln klemmten. Vielleicht finden sich die übrigen Teile noch am Fundort der Leiche – naja, der Leichenreste.“

Felix schickte sofort jemanden von der Spurensicherung dorthin. „Gibt es sonst noch etwas? Idealerweise ein Stückchen Jeansstoff am Hüftknochen, das man einer bestimmten Mode und damit einem bestimmten Jahr zuordnen kann?“

„Nicht ganz. Dieser Knopf wurde von der Spurensicherung mit den Knochen eingesammelt.“

Der Knopf, ebenfalls korrekt eingetütet und beschriftet, schien wenig aufschlussreich; er war braun, offensichtlich aus Kunststoff und möglicherweise von einer Jacke übriggeblieben, deren Stoff schon längst zerfallen war. Ein Stückchen Faden hing allerdings noch in den Löchern. Felix gab Dr. Engelhorn das Tütchen zurück. „Könnt ihr das Material genau analysieren?“

„Klar. Du meinst, wenn es Bakelit ist, stammt die Leiche doch schon aus den Dreißigern?“

„Na, so ähnlich. Kannst du den Zeitraum irgendwie eingrenzen?“

„Nur sehr grob. Zwischen den späten Fünfzigern und den frühen Siebzigern. Nicht nach 1975, behaupte ich jetzt mal. Kettchen und Knopf helfen uns vielleicht noch weiter. Der Faden dürfte Kunstfaser sein, sonst wäre er nicht mehr da.“

Damit musste Felix sich zufriedengeben.

Eine böse Überraschung

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