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Entstädterung und topographische Kontinuität im Frühmittelalter

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Die Periode der Völkerwanderung ist eine Entstädterungsperiode par excellence gewesen. Über Europa hinweg wurde das gesamte im Römischen Reich geschaffene System der Fernstraßen und der technischen Infrastruktur, der Wasserleitungen und Kanalisationsanlagen zerstört. Es sollte nahezu eineinhalb Jahrtausende dauern, bis dieser Verlust an technischer Infrastruktur wieder wettgemacht werden konnte. Zwar blieb in Italien, in Frankreich, längs des Rhein-Donau-Limes, z.T. in Großbritannien und auf der Iberischen Halbinsel eine gewisse topographische Kontinuität des Städtemusters erhalten, doch selbst dort, wo Städte fortbestanden, kam es überall zu einer wesentlichen Verkleinerung der römischen Vorläufer, deren Bauten vielfach als Steinbrüche für nachfolgende bescheidenere Siedlungen gedient haben.

Der europäische Kontinent ist voll von großartigen Resten aus der Zeit des römischen Weltreichs. Trier ist ein besonders gutes Beispiel dafür (Abb. 1.8 und 1.9). Triers kulturhistorische Bedeutung liegt in der außerhalb Italiens seltenen Fülle von erhaltenen Großbauten und Funden aus der spätrömischen Zeit, als es seit 275 Hauptstadt des römischen Westreichs war. Es wurde von Augustus 1 v. Chr. gegründet und besitzt mit der Porta Nigra das größte im deutschen Sprachraum erhaltene Stadttor. Ferner besteht noch die steinerne Römerbrücke, deren Pfeiler noch heute den Verkehr tragen. In der Wiederaufbauphase nach der Zerstörung durch die Alemannen entstanden der Kaiserpalast und die Kaiserthermen sowie der Dom unter Konstantin in der späten Kaiserzeit. Nach mehreren Zerstörungen in der Völkerwanderung wurde zuerst im 11. Jh. aus Bischofssitz und Markt, dann nochmals erweitert um 1250 ein neues städtisches Gemeinwesen geschaffen. Der mittelalterliche Mauerring umschloß nicht einmal die Hälfte der römischen Stadt. Trier verblieb darin bis in das 19. Jh.


Abb. 1.10: Split, Stadttor 1985

Noch ein zweites faszinierendes Beispiel sei angeführt: die „Nachnutzung“ der größten Villa des Römischen Reichs, die sich Kaiser Hadrian an der Dalmatinischen Küste errichten ließ. In den Mauern dieses Sommerpalastes ist die Stadt Split (Spalato) entstanden (Abb. 1.10 und 1.11).


Abb. 1.11: Palast des Kaisers Diokletian in Split

Die Stadt

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