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Kapitel 8

Seit der Beerdigung Robert McIntires und dem ungewöhnlichen Tod Shelly Wrights war knapp eine Woche vergangen. Abgespannt saß Prof. Lamondt an seinem Schreibtisch im Institut. Er sah auf die Uhr. Es war zehn nach vier, und er beschloss für heute Schluss zu machen, früher nach Hause zu gehen und sich einmal richtig auszuschlafen. Mit einem stillen Seufzen fuhr er den Laptop vor sich herunter. Die letzten Tage hatten ihm mehr zugesetzt als er sich selbst eingestehen mochte. Er hatte sich aufrichtig gefreut zu erfahren, dass es zumindest Lauren etwas besser ging. Sie war bereits gestern aus dem Krankenhaus entlassen worden und direkt im Anschluss, in Begleitung ihrer Mutter, zur Erholung nach Brighton gefahren. Kurz zuvor war sie noch bei ihm gewesen und hatte ihn über den Stand ihrer Arbeiten in Kenntnis gesetzt. Es war ihm aufgefallen, dass sie immer noch einen eigenartig verängstigten Gesichtsausdruck hatte. Gerade so, als ob sie einen starken Schock erlitten hätte, hatte er nachdenklich bei sich gedacht. Wenn nur die rätselhaften Todesfälle nicht gewesen wären – sie beschäftigten ihn mehr, als ihm lieb war. Drei Tote unter ungeklärten Umständen innerhalb weniger Tage. Und auch Lauren wäre nicht mehr am Leben, hätte ihre Mutter sich nicht gerade noch rechtzeitig gefunden. Es war schon sehr seltsam. Bei ihr und den Toten war ein jäher und hochgradiger Blutverlust festgestellt worden, und nichts hatte dessen Ursache erklären können. Auch die eingehende Obduktion der Leichen hatte nichts zur Klärung beigebracht.

Das schrille Läuten seines Telefons schreckte ihn in seinem Grübeln auf.

»Professor Lamondt!«, meldete er sich.

»Detective Inspector McGinnis, Scotland Yard!«, kam es knapp und präzise zurück. »Ich rufe Sie wegen der mysteriösen Todesfälle in Ihrem Institut an. Chief Inspector Blake und ich würden uns gern mit Ihnen darüber unterhalten. Wir benötigen dringend einige Auskünfte. Wäre es möglich, dass wir noch heute bei Ihnen vorbeikommen?«

»Aus London?«, erkundigte sich Lamondt verdutzt.

»Nein, wir sind bereits vor Ort«, erwiderte McGinnis, ohne ihm zu erklären, dass er und Blake eine kriminalistische Vortragsreihe in Edinburgh abhielten.

»Okay. Selbstverständlich«, bejahte der Professor höflich. »Es ist mir sogar sehr recht. Ich denke selbst dauernd darüber nach. Wenn es Ihnen möglich ist, würde ich mich freuen, wenn Sie gleich kämen. Es würde gut passen.«

»Vielen Dank, Professor«, entgegnete McGinnis. »Wir werden in etwa einer halben Stunde bei Ihnen sein.«

Ehe sich Lamondt verabschieden konnte, hörte er es ein Knacken in der Muschel. Sein Gesprächspartner hatte bereits aufgelegt.

Nervös zündete sich Lamondt eine Zigarre an. Er überlegte, was wohl der Grund für den Besuch der beiden Kriminalbeamten sein würde.

Ob sie vermuten, dass Robert McIntire, Tyrell Hawthorne und Shelly Wright keines natürlichen Todes gestorben sind? Ablehnend schüttelte er den Kopf. Nein, dieser Gedanke ist doch völlig absurd! Schließlich sind bei ihnen keine Anzeichen einer Gewaltanwendung zu erkennen gewesen. Und Indizien für einen Giftmord hat die Obduktion auch nicht geliefert. Er versuchte sich von den quälenden Gedanken zu befreien und kochte sich eine Tasse Kaffee. Den Grund des Besuchs werde ich ja bald erfahren.


Er musste nicht lange warten, denn bald darauf klopfte es an der Tür.

»Herein!«, forderte er den angemeldeten Besuch auf einzutreten. »Kommen Sie, meine Herren!«

Nachdem sie sich kurz vorgestellt und Platz genommen hatten, kam Chief Inspector Blake direkt zur Sache.

»Wie Sie wissen, wurden Obduktionen an den Leichen von Robert McIntire, Tyrell Hawthorne und Shelly Wright vorgenommen. Wir haben die Untersuchungen in Inverness durchführen lassen, von Dr. Witherspoon, um genau zu sein. Das Ergebnis war erschreckend, denn unser Pathologe musste eine völlige Blutleere als Todesursache in die Totenscheine eintragen.« Seine kühlen grauen Augen sahen den Gelehrten ernst an. »Miss Pritchards behandelnder Arzt hat ihn hinzugezogen.«

»Wir arbeiten sehr oft mit ihm zusammen.« Auf ein Zeichen von Blake übernahm McGinnis das Gespräch. »Witherspoon hat uns gestern über diese mysteriöse Angelegenheit berichtet und dabei erklärt, dass er das Gefühl nicht loswerde, an der Sache sei etwas faul.«

»Seiner Meinung nach sei ein Verbrechen nicht auszuschließen«, fuhr Blake fort, »auch wenn er nicht in der Lage wäre, für diese Behauptung auch nur den kleinsten Hinweis liefern zu können.« Er schwieg einen Augenblick. »Ich kenne Dr. Witherspoon schon seit langer Zeit. Er ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet und bekannt für seine exzellenten Gutachten. Auch wenn es seiner Meinung nach fast aussichtslos sein dürfte, so wollen wir doch versuchen, dem Verdacht nachzugehen. Auf keinen Fall wollen wir diese Vorfälle isoliert betrachten. Dementsprechend gehen wir allen Fakten nach, auch wenn sie zunächst unbedeutend erscheinen mögen.«

»Damit kommen wir auch schon zu unserer Bitte«, erklärte McGinnis. »Wir haben in der Presse über die sensationellen Ergebnisse Ihrer Ausgrabungen in Durness gelesen. Es wäre schön, wenn Sie uns darüber ausführlich berichten könnten. Wie vermuten, dass es weit wichtiger sein kann als Sie annehmen.«

Verständnislos schaute Prof. Lamondt die beiden Kriminalbeamten an. Zweifelnd runzelte er die Stirn.

»Ich kann mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen, was die Ausgrabungen in Durness mit den beiden Todesfällen zu tun haben sollen, aber wenn Sie glauben, dass Ihnen die Schilderung der genauen Einzelheiten nützen kann, dann bin ich selbstverständlich gern dazu bereit. Es ist schließlich kein Staatsgeheimnis.«

Skeptisch hob er seine Schultern und begann mit seinem Bericht.

»Das muss doch spannend sein, überall auf der Welt in alten Gemäuern herumzuklettern und solche Entdeckungen zu machen«, meinte McGinnis, als der Professor geendet hatte. »Sie sind ja quasi immer auf der Jagd nach dem nächsten Abenteuer.«

Lamondt quittierte die Äußerung mit einem belustigten Kopfschütteln.

»Das ist das Bild unserer Arbeit, wie es sich für Außenstehende zeigt, … aber letztlich völlig falsch. Wissen sie, Inspector, der größte Teil meiner Arbeit findet in Bibliotheken und vertieft in staubige Bücher statt. Die meiste Zeit verbringe ich mit Vorbereitungen, Studien und Recherche und dem Erkennen oder deuten von Zusammenhängen.« Er lächelte. »Aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dass mir meine Arbeit keinen Spaß macht. Abenteuer wie Sie sie gerade beschreiben sind jedoch eher Filmhelden wie einem Indiana Jones vorbehalten«, fügte er in Anspielung auf den bekannten Kinoarchäologen hinzu.

Jetzt war Lamondt in seinem Element. Er erzählte noch eine Weile von seiner Arbeit, ehe Blake mit einem Blick auf die Armbanduhr zum Aufbruch drängte.


Die schwarze Macht

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