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Kapitel 9

E

s ging bereits auf halb sieben zu, als Blake und McGinnis das Archäologische Institut verließen. Ohne ein Wort schritten sie zu einem der nahe gelegenen Parkplätze der Universität, auf dem sie ihren Land Rover Defender abgestellt hatten.

»Und, … was meinst du?«, fragte McGinnis neugierig, als Blake eingestiegen war und er selbst hinter dem Lenkrad Platz genommen hatte.

Sein Kollege und Freund schwieg eine Weile. Nachdenklich sah er zum Fenster hinaus.

»Du erinnerst dich an unser Erlebnis in Inverness?«, erwiderte er nur. Er erwartete darauf im Grunde keine Antwort, denn ihm war klar, dass McGinnis das Abenteuer auf keinen Fall vergessen haben konnte [2].

»Na klar, wie könnte ich das vergessen«, nickte McGinnis entsprechend. Tiefsinnig sah er ihn an. »Du fragst dich sicher die ganze Zeit, ob wieder ähnliche Dinge im Spiel sind.« Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: »Ich gehe mal davon aus, dass du nicht an eine Wiederauferstehung von Prof. Argyll glaubst, oder?«

»Nein, auch wenn man sich da nicht sicher sein kann«, gab Blake zurück. »Aber sollte Witherspoon mit seiner Vermutung recht haben, dass in den beiden Fällen ein Verbrechen vorliegt, dann sagt mir mein Bauchgefühl, es hat etwas mit den Ausgrabungen in Durness zu tun. Ich kann es nicht erklären, aber auf irgendeine Weise sind die beiden Todesfälle damit verknüpft.«

»Vielleicht bringt es uns weiter, wenn wir die Liste der einzelnen Artefakte studieren, die uns der Professor überlassen hat.«

»Die schaue ich mir heute Abend noch an. Es ist durchaus denkbar, dass sie uns einen wichtigen Hinweis liefert.« Blake warf einen Blick auf die Uhr und klopfte sich leicht mit der rechten Hand auf den Oberschenkel. »Lassen wir es für heute gut sein. Ich möchte noch einen überraschenden Besuch bei Kimberly machen. Sie ist ja für ein paar Tage bei ihrem Bruder, wie du weißt. Macht sie ja immer, wenn sie beruflich in der Nähe ist.«

McGinnis lachte.

»Na, dann ab zum Hotel. Ich springe raus und du nimmst den Rover«, schlug er vor. »Morgen ist bekanntlich auch noch ein Tag.«

»Ganz genau«, grinste Blake.

Eine Viertelstunde später sprang McGinnis vor dem Hotel aus dem Wagen, in dem sie für die Zeit ihres Aufenthalts in Edinburgh einquartiert waren, und Blake setzte sich ans Steuer.

»Dann viel Spaß!« McGinnis hob noch grüßend den Arm und rief ihm im Gehen ein fröhliches Bis morgen zu.


Kimberlys Bruder Anthony wohnte in Inverness, knappe 155 Meilen, also gut drei Autostunden von Edinburgh entfernt. Er hatte also ein gutes Stück zu fahren und hoffte gegen kurz nach zehn einzutreffen. Er freute sich auf Kimberly und auch darauf ihren Bruder nach längerer Zeit einmal wieder zu sehen.

Er hatte die A9 noch nicht erreicht, als sich plötzlich seine Augen weiteten. Von einem Augenblick auf den anderen war der Rover von wallenden Nebelschwaden eingehüllt. Instinktiv trat er auf das Bremspedal, um den Wagen zum Stehen zu bringen …

… doch nichts geschah!

Ein eisiger Schrecken durchfuhr ihn, als er zudem feststellen musste, dass der schwere Wagen auf der abschüssigen Strecke immer schneller wurde.

Ohne weiter nachzudenken, riss er mit seiner ganzen Kraft an der Handbremse. Aber auch das war vergebens! Auf eine geheimnisvolle Weise schien der Defender ein Eigenleben zu entwickeln, das all seinen Bemühungen trotzte.

Es waren nur Sekunden vergangen, für Blake eine gefühlte Ewigkeit, als Bewegung in den Nebel kam. Er wirbelte und wogte durcheinander, umkreiste den Dienstwagen in jagender Karusselfahrt und verdichtete sich schließlich an zwei Punkten zu feurigen Bällen, die auf ihn zuschossen. Als Blake sie unmittelbar vor der Windschutzscheibe sah, verwandelten sie sich in ein dämonisches Augenpaar, das ihn mit höhnischer Freude anstarrte.

»Isaac Blake!«, hörte er eine dröhnende Stimme seinen Namen rufen – eine Stimme, ungeheuer machtvoll und zugleich unbeschreiblich abstoßend.

»Du willst es wagen meine Pläne zu durchkreuzen? Du armseliges Menschlein hast überhaupt keine Ahnung, auf was du dich damit einlässt! Ja, glaubst du etwa ernsthaft, mir Einhalt gebieten zu können?« In die riesigen glühenden Augen trat ein sengender Ausdruck unverhüllter Verachtung, als die Stimme fortfuhr: »Allein für den Gedanken daran, werde ich dich gleich zur Rechenschaft ziehen!«

Blake hörte es noch einmal höhnisch auflachen, dann war die Stimme verstummt, und auch der seltsame Nebel war mit einem Mal wie fortgewischt.

Er kam nicht dazu, über die dämonische Erscheinung nachzudenken. Mit entsetztem Blick fixierte er eine Haarnadelkurve, die mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zukam. Ehe er auch nur Ansatzweise reagieren konnte, folgte bereits der vernichtende Aufprall. Wie von einer unsichtbaren Riesenhand wurde der Land Rover hochgerissen und schien einen Augenblick in der Luft zu schweben, bevor er sich wieder nach unten senkte und vom Dunkel der Schlucht verschluckt wurde. Gleich darauf ließ der Schall des schmetternden Aufpralls das Laub der Bäume heftig erzittern und eine jäh aufschießende Stichflamme leckte grell in den düsteren Abendhimmel.


Die schwarze Macht

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