Читать книгу Der geheimnisvolle Schotte - Elizabeth Ferguson - Страница 11
Kapitel 8
ОглавлениеDie Eingangshalle war aufwendig und nach neuester Mode von Miss Rawlins dekoriert worden. Sie hatte schon immer ein Händchen für derartige Dinge gehabt. Jane und ihre Schwestern gingen weiter ins Haus hinein und schauten sich erstaunt um, während sie von Raum zu Raum schritten und den Charme und die Schönheit des alten Gebäudes bewunderten.
„Oohh”!, stieß Annesley aus. „Schaut nur dort drüben!” Sie zeigte auf den größten Raum am Ende des Ganges. „Da sind die Musikanten! Der Tanz muss dort hinten stattfinden”, rief sie aufgeregt.
„Ja, Liebes. Aber wie schade, dass noch niemand hier ist und die Musik noch nicht begonnen hat”, erinnerte Caroline sie.
Jane, die vor einer Vitrine mit seltenen Büchern stehengeblieben war, holte nun ihre Schwestern ein. Sie war ebenso aufgeregt wie die beiden anderen Mädchen. Sie spürte, dass heute Abend etwas Wunderbares geschehen würde.
Genauso schnell, wie die Nervosität der Schwestern gekommen war, verflog sie auch wieder, als die Haupttüren zur Eingangshalle aufgestoßen wurden und frische Abendluft gemeinsam mit unzähligen Gästen hineinströmte. Darunter befanden sich Landadel und Mitglieder aus verschiedenen Rängen der Bürgerwehr, die Anne in helle Begeisterung versetzten. Einige Damen in fortgeschrittenem Alter erschienen, über die sie von ihrer Tante schon einiges gehört hatten und einfache Landleute, die in der Nähe der Rawlins lebten.
Die Musiker begannen zu spielen, sobald die Türen geöffnet wurden, und ein paar besonders eifrige junge Damen eilten in den Saal, um den Tanz zu eröffnen. Die drei Schwestern standen am Rand der Tanzfläche und beobachteten überwältigt die hineinströmenden Gäste.
„Jane, Liebes, schau nur wie stattlich die Offiziere aussehen!”, flüsterte Caroline so leise, dass Anne es nicht hören konnte.
„Ja, gewiss. Überaus gut aussehende Herren, nicht wahr?” Jane kicherte, als einer der Herren sich in ihre Richtung verbeugte. Caroline bemerkte, dass ihre Schwester errötete und riet zur Vorsicht.
„Wir müssen uns unbedingt vorstellen, falls einer von ihnen Anne zum Tanz auffordert. Man ahnt ja nicht, was manche Herren vorhaben”, sagte sie, als der Soldat näher zu ihnen herantrat.
„Ja, ja, gewiss”, erwiderte Jane abwesend, bevor sie den Herrn anlächelte und knickste. Er war mittlerweile nur noch einen Meter von ihnen entfernt.
„Guten Abend, Miss”, begrüßte er sie mit tiefer Stimme, was die Aufmerksamkeit ein paar anderer Damen in ihrer Nähe erregte.
„Wie geht es Ihnen, Sir?”, antwortete Jane anmutig.
„Sehr gut”, bedankte er sich. „Würden Sie mir den nächsten Tanz gewähren, Miss?” Seine Ohren wurden rot.
„Es wäre mir ein Vergnügen”, erwiderte Jane und ergriff seine Hand eifriger, als sie beabsichtigt hatte.
Das Paar ging gemeinsam zum anderen Ende der Tanzfläche und nahm seinen Platz ein, während viele Blicke auf ihnen ruhten.
„Sie sind eine bemerkenswert gute Tänzerin, Miss ...”, setzte er an.
„Miss Ramsbury”, vervollständigte sie seinen Satz.
„Und wie ist Ihr werter Vorname, Miss Ramsbury?”, fragte er, bevor die nächste Drehung sie voneinander trennte.
„Miss Jane Ramsbury”, rief sie vom anderen Ende der Tanzfläche. Die beiden waren noch recht weit vom Ende der Tanzreihe entfernt und wussten, dass sie noch genügend Zeit hatten, bevor sie ihren Tanz beenden würden.
„Und was führt Sie in diesen Teil der Stadt, Miss Jane?”
„Das könnte ich Sie ebenso fragen”, lachte sie und er stimmte mit ein. „Wenn Sie es unbedingt wissen möchten, ich wohne für einige Wochen bei meiner Tante, um ein wenig Luftveränderung zu bekommen.” Sie warf ihm einen koketten Blick zu und stellte zu ihrer Zufriedenheit fest, dass er seinen Blick seit Beginn des Tanzes nicht von ihr abgewandt hatte.
„Welch erfreulicher Anlass, hierher zu reisen, Miss Ramsbury”, stellte er fest. „Man begegnet nicht oft einer jungen Dame, die ihre Verwandten in der Stadt so bereitwillig besucht. Viele, die ich kenne, empfinden dies eher als Unannehmlichkeit.”
„Nun ja, Sir ...” Sie hielt inne, denn sie war unsicher, wie sie den Mann ansprechen sollte, mit dem sie nun schon eine ganze Weile tanzte.
„Kommandant Denny”, antwortete er. Ihm entging nicht, dass ihr die Worte vor Scham im Hals steckengeblieben war, als ihr klar geworden war, dass sie bereits früher nach seinem Namen hätte fragen sollen.
„Kommandant!”, rief Jane und deutete einen leichten Knicks an. „Ich bitte um Verzeihung.”
„Nicht doch, Miss. Eure Tanzkünste sind Entschuldigung genug”, sagte er lächelnd.
Die beiden erreichten schließlich das andere Ende der Tanzreihe, und Kommandant Denny reichte ihr die Hand. Ihr weißer Seidenhandschuh glitt sanft in seine Handfläche. Bei der Berührung setzte ihr Herz einen Moment lang aus. Ehe sie sich versah, schwebte sie mit Denny an der Hand über die Tanzfläche, und fast alle Augen waren auf sie gerichtet. Auch ihre Schwestern, die nun ebenfalls in der Reihe tanzten, beobachteten sie. Caroline tanzte mit einem kleinen, stämmigen Herrn, der ein Nachbar ihrer Tante sein musste und Anne mit einem Offizier, der sogar noch größer als ihr hochgewachsener Vater war.
Glücklich lachte Jane in sich hinein; wer hätte gedacht, dass sie an diesem Abend in derart kurzer Zeit so viel Spaß haben würde. Als die Musik verklang, verbeugten sich Jane und Denny voreinander. Sie entschuldigte sich mit den Worten, dringend nach ihren Schwestern sehen zu müssen, verschwieg ihm jedoch, dass sie ihnen lediglich erzählen wollte, welch großartiger Tänzer er war.