Читать книгу Der geheimnisvolle Schotte - Elizabeth Ferguson - Страница 9

Kapitel 6

Оглавление

Die folgenden Tage brachten sie damit zu, die Stadt zu erkunden. Ihre Tante zog sie unruhig und angespannt hinter sich her, um Geschäfte, Freunde und die Bürgerwehrbasis zu besuchen, wo Annes Traum, Offiziere kennenzulernen endlich wahr wurde; obgleich dies natürlich unter der Aufsicht ihrer Schwestern und Tante geschah.

Am ihrem dritten Tag in London wurden die Mädchen von einem Nachbarn zu einem Ball eingeladen, der am kommenden Freitag stattfinden sollte. Der Gastgeber war ein charmanter Junggeselle, der mit seiner Schwester in der Stadt lebte. Sein Name war William Rawlins, und er arbeitete als Anwalt in der Kanzlei, die sein Vater ihm nach seinem Tod vermacht hatte. Er hatte ein fröhliches Gesicht und eine charmante Persönlichkeit, aber es mangelte ihm ein wenig an Selbstvertrauen.

Caroline war bei ihrer ersten Begegnung völlig angetan von ihm gewesen, zeigte sich ihm gegenüber jedoch mehr als zurückhaltend, nachdem sie herausgefunden hatte, dass er auf der Suche nach einer Ehefrau war.

Endlich kam der Tag, an dem der Ball stattfinden sollte, und die Tante hatte den Mädchen aufgetragen, passende Bänder für ihre Kleider zu kaufen. Bänder waren die neueste Mode, soweit Mary es anhand der jungen Frauen beurteilen konnte, die sie in den Geschäften und Gasthäusern sah.

„Jane, Liebes”, säuselte Annesley mit ihrer nun dauerhaft übertriebenen Höflichkeit, von der zu Hause merkwürdigerweise nie etwas zu bemerken gewesen war. „Ich hoffe, du trägst heute Abend dein blaues Kleid und nicht das rote. Die Farbe bringt das Rosé meiner Robe viel besser zur Geltung, wenn wir nebeneinander stehen”, fügte sie hinzu und wirbelte mit ihren mitgebrachten Bändern in der Hand davon.

„Das werde ich, liebe Schwester”, rief Jane ihr hinterher. Sie war sich nicht sicher, ob sie zu dieser Jahreszeit überhaupt Taft tragen sollte; es war so warm draußen, und das schwere rote Kleid würde es beim Tanzen nur noch schlimmer machen.

Die drei Mädchen machten sich mit ihrer Tante auf den Weg in die Stadt. Mary würde sie ihre Bänder auswählen lassen, während sie selbst den Buchladen besuchen würde.

„Einen schönen guten Tag, meine Damen”, begrüßte sie der Geschäftsführer, als sie eintraten.

„Guten Morgen, Sir.” Anne verbeugte sich leicht. „Kennen Sie zufällig einen Mr. Rawlins?”, fragte sie mit verführerischer Stimme.

„Oh ja, Madam. Er ist ein guter Kunde von mir und kauft oft Schleifen und dergleichen für seine Nichten und Bediensteten. Kennen Sie den Herrn etwa?”, erkundigte er sich, als auch die anderen beiden Mädchen neben Anne stehengeblieben waren.

„Aber ja, Sir”, plapperte Anne drauf los. „Er ist der Herr, für den wir uns heute Abend hübsch machen möchten. Er veranstaltet nämlich einen Ball im Hilliard-Anwesen”, prahlte sie.

Diese Worte ließen den Ladenbesitzer in Vorfreude auf gute Geschäfte lächeln, denn ein Ball bedeutete, dass viele junge Damen sein Geschäft besuchen würden, um Bänder für ihre Kleider zu kaufen.

Anne schob Caroline und Jane aufgeregt in die hinteren Räumlichkeiten des Geschäftes, wo offenbar sämtliche bunte Bänder gelagert wurden. Annesley hatte innerhalb weniger Sekunden die Bänder mit dem strahlendsten dunklen Rosarot ausfindig gemacht und drehte sich und wirbelte den Stoff durch die Luft. Caroline nahm sich einige weiße Bänder aus unterschiedlichem Material und überlegte, welches wohl am besten zu ihrem schlichten elfenbeinfarbenen Kleid passen würde. Jane dagegen hatte nur Augen für den blauen Schottenrock, der gerade hastig draußen vorbeigehuscht war.

Mit ein paar Bändern in der Hand stürzte Jane zum Fenster und erhaschte gerade noch einen Blick auf den Fremden mit dem blauen Rock, der die Straße hinunterging. Die zerwühlten roten Locken hätte sie überall wiedererkannt. Es war der Mann, der bei ihrer Einfahrt nach London unter der Laterne stand. Er schien in Eile zu sein, ganz anders als beim letzten Mal, da sie ihn sah.

„Jane!”, rief Caroline. „Ich kann mich einfach nicht entscheiden, welche Bänder am besten zu meinem Spitzenkleid passen würden. Da ich deiner Meinung immer vertraue, würde ich sie gern hören.”

„Nimm das mit den Blumen, Caroline, Liebes. Sie beleben dein schlichtes Kleid ein wenig. Trau dich ruhig mal was”, schlug sie vor.

Anne tendierte noch immer zu einem leuchtenden Dunkelrosa und Fuchsia, während Jane sich mit unterschiedlichen Blau- und Violetttönen abzulenken versuchte.


Der geheimnisvolle Schotte

Подняться наверх