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Kapitel 3

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Nach der Aufregung des Morgens verlief das restliche Packen reibungslos. Die Mädchen stellten ihre Koffer nebeneinander in Janes Zimmer, wo sie alles, was sie mitnehmen wollten, aufreihten. Der Aufenthalt sollte einen Monat dauern, und obwohl sie nur wenig besaßen, gab es vieles, was sie ihrer Meinung nach unbedingt mitnehmen mussten. Jane packte das Wichtigste: Kleidung, Schuhe, Bücher und ein paar Schmuckstücke, die ihr so viel bedeuteten, dass sie sie nicht zurücklassen wollte. Caroline packte vieles ein, was sie nicht brauchen würde, darunter auch ihr Nähzeug, ihre Bilder und diverse kleine Figuren für ihren Nachttisch. Annesley nahm all das mit, was sie im Notfall für einen Ball oder eine Hochzeit benötigen würde. Dazu zählten ihr gesamter Schmuck, ihre besten Schuhe, Taft sowie ihre edelsten Handtaschen und Bänder.

„Anne”, sagte Caroline. „Wofür brauchst du das alles?”

„Wir fahren nach London, Schwestern, nicht nach Hertfordshire. Wir müssen jederzeit auf einen Ball vorbereitet sein”, erwiderte sie und erklärte ihnen ausführlich, wie regelmäßig derartige Veranstaltungen in London stattfänden.

„Aber dennoch, Liebes”, wandte Jane ein. „Vielleicht brauchst du ja nicht alle deine guten Kleider. Such dir eins oder zwei aus, und du bist bestens vorbereitet.”

Mit Hilfe ihrer Haushälterin Madeline, die die Mädchen in Sachen Stil beriet, suchten sich die beiden älteren Schwestern zwei ihrer besten Taftroben aus. Anne nahm drei mit. Dann gingen sie hinunter in die Küche, um mit ihren Eltern den letzten Abend bei einer Tasse Tee ausklingen zu lassen, bevor sie für einen Monat abreisen würde.

„Bitte hole die Eier für das Frühstück, Maddie”, forderte Mrs. Ramsbury die Haushälterin auf, die umgehend durch die Hintertür nach draußen verschwand.

„Habt ihr auch wirklich an alles gedacht, meine Lieben?”, fragte sie ihre Töchter und sah Jane fragend an. Sie wollte sicher gehen, dass die beiden jüngeren Mädchen nicht nur im Hinblick auf Bälle und Freizeitaktivitäten gepackt hatten. Sie wusste, dass Anne sich besonders auf derartige Vergnügungen freute, aber das Wichtigste entging jungen Menschen dabei oft.

„Ja, Mama. Wir sind bereit”, antwortete Jane und drückte ihrer Mutter zur Bestätigung einen Kuss auf die Wange.

„Wo steckt denn nur euer Vater schon wieder?”, seufzte sie flehend, mit einem Blick zur Decke und wand ihre Hände.

„Draußen im Garten, nehme ich an, Mama”, rief Anne gut gelaunt, die die Sorgen ihrer Mutter nie nachvollziehen konnte.

„Oder er hat sich in der Bibliothek verschanzt”, meinte Caroline.

„Ich werde nach ihm suchen, Mama”, versicherte Jane. „Ich glaube, er hat heute Morgen erwähnt, dass er in die Ställe wollte, während wir anderen nach der lieben Annesley gesucht haben.”

„Ich habe nicht gehört, dass er etwas Derartiges erwähnt hätte”, antwortete die Mutter verwundert.

„Das tun Sie nie”, merkte Jane süffisant an und ging zur Hintertür hinaus, um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu begeben. Wie erwartet, war er bei den Pferden im Stall und saß auf einem kleinen Stapel Heuballen, den Jane am Abend zuvor aufgetürmt hatte.

„Vater, Ihr Tee steht auf dem Tisch”, sagte Jane fröhlich.

„Du bist ja heute so vergnügt, mein Kind. Was ist der Anlass dafür?”, fragte er.

„Es ist die Reise, Sir. Ich habe das Gefühl, dass sie für uns alle sehr befreiend sein wird - besonders für Anne, die dann hoffentlich endlich ihr schelmisches Verhalten ablegt”, erklärte sie und blickte in die Ferne.

„Und was ist mit Caroline?”, bohrte er weiter.

„Caroline hat so viele Interessen. Ich denke, in so einer großen Stadt zu sein, wird ihr helfen, neue Menschen kennenzulernen und viele Dinge zu erleben. Sie wird sicherlich viel lernen und vielleicht auch ein neues Hobby oder Talent finden, das sie ausbauen kann.”

„Und du, Liebes?”, bohrte er weiter, denn er war höchst erfreut darüber, seine Lieblingstochter so fröhlich zu sehen.

„Ich?”, sinnierte sie.

„Ja, du. Welche Wunder werden dir in London begegnen?”

„Mir …”, grübelte sie weiter. „Ich habe einfach im Gefühl, dass etwas Großartiges passieren wird. Ich kann es nicht genau erklären, Sir, aber London zu dieser Jahreszeit muss wunderschön sein. Es ist Frühling, und die Leute sind guter Dinge, ganz im Gegenteil zu den Menschen hier in der kalten Jahreszeit. Die Stadt hat so viel zu bieten, und ich hoffe, dass ich ein Teil des Geschehens werde. Ich könnte mir zwar selbst nicht vorstellen, in so einer geschäftigen Stadt wie London - oder selbst Bath - zu leben, aber ich betrachte es als erfrischende Veränderung und freue mich auf die Reise.”

„Könnte es sein, dass du darauf hoffst, einen Ehemann zu finden, mein Kind?”, fragte er leise, auch wenn er sich beim besten Willen nicht vorzustellen vermochte, dass sie ihn eines Tages tatsächlich verlassen sollte.

„Diese Frage ist eine Beleidigung, Sir! Sie wissen ebenso gut wie ich, dass ich nicht im geringsten an einer Eheschließung interessiert bin”, erinnerte sie ihn vehement.

„Das weiß ich, liebe Jane, aber denke wenigstens deiner Mutter zu Liebe einmal darüber nach. Sie hat entsetzlich große Angst davor, dass du als alter Jungfer enden könntest, dass sie wahrscheinlich nachts schon Albträume hat”, erwiderte er und verkniff sich nur mühsam ein Lächeln.

„Dann richten Sie ihr bitte aus, dass ich mich mit Vergnügen binde, wenn mir ein Mann begegnet, der interessant, intelligent, humorvoll, geistreich und vor allem leidenschaftlich genug ist, um mich zu einem Ehebündnis zu bewegen. Aber wenn ich, wie auch bisher, auf meiner Reise keinem solchen Mann begegne, werde ich definitiv niemanden ehelichen”, erklärte sie.

„Das werde ich deiner Mutter sehr gerne ausrichten. Und nun lass uns Tee trinken”, sagte er mit einem Lächeln und führte sie aus dem Stall hinaus in Richtung Haus.




Der geheimnisvolle Schotte

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