Читать книгу Vampire essen keine Pasta - Elke Bulenda - Страница 8

Ein lebendiger Hund ist besser als ein toter Löwe.

Оглавление

(Bibelweisheit)

Hah! Nicht auffallen! Wie will´s dieser Kerl mit seiner Monsterfresse fertig bringen, nicht aufzufallen?«, brummelte ich angepisst vor mich hin, erwischte den offensichtlich falschen Ausgang, der auf einen weitläufigen Hof führte und den Blick auf einen passablen Garten mit gepflegten Hecken und Zypressen freigab. Wenn hier ein Vehikel entlangfuhr, dann nur ein Aufsitz-Rasenmäher. Für einen PKW waren die Wege eindeutig zu schmal. Ich fragte mich, ob mein Schöpfer neuerdings unter die passionierten Gärtner gegangen war. Ohnehin waren die Dimensionen dieses Gartens so riesig, dass sicherlich nicht nur ein einziger Gärtner für dessen Pflege verantwortlich sein konnte. Ein Grienen huschte über meine Lippen, als ich mir Malfurion auf einem Rasenmäher sitzend vorstellte, oder wie er gar auf einer Leiter stehend, mit der Heckenschere herum fuhrwerkte.

Da ich hier eindeutig den falschen Weg eingeschlagen hatte, suchte ich den vorderen Ausgang. Aus Orientierungsgründen umrundete ich zur Hälfte den Palazzo in östlicher Richtung. Nachdem ich die Vorderseite des Hauses erreichte, fand ich einen geparkten Nissan Pathfinder. In meiner Hosentasche wühlte ich nach dem Zündschlüssel, blickte drauf und erkannte das Nissan-Logo. Ich drückte den Knopf im Schlüssel, der Wagen blinkte und die Zentralverriegelung öffnete. Aha, das war also unsere neue Familienkusche. Ein wenig fremd wirkte der mächtige Kuhfänger, der die Funktion der normalen Stoßstange übernahm. Und wieder fiel mir ein, dass angeblich Malfurions oberste Devise lautete, nicht aufzufallen. Halleluja, wie passte der Stoßfänger zu dieser Aussage?

Der feine Kies knirschte unter meinen Schuhsohlen, als ich auf den Wagen zuging. Etwas Seltsames fiel mir auf. Die Grillen zirpten, doch sobald ich in ihre Nähe kam, verstummten sie abrupt. Das muss wohl an meinem äußerst schlechten Karma liegen. In meiner Gegenwart wird frische Milch sauer, Spiegel gehen zu Bruch (passierte mir vorhin beim Rasieren) und nun auch noch die Grillen, die ihr Zirpen einstellten. Zumindest liefen Tiere nicht mit gesträubtem Fell vor mir davon. Eher das Gegenteil trat ein, denn mein Kater Joey kam aus dem Gebüsch hervorgesprungen, stürmte Kurs haltend auf mich zu, und gab dabei einen schnatternd-vorwurfsvollen Ton von sich.

»Hey, Joey. Wie fühlst du dich als Italiener?«, fragte ich den Kater, obwohl ich keinerlei Antwort von ihm zu erhalten glaubte. Aber eines kann ich dennoch von Katzen behaupten: Sie sprechen eine sehr differenzierte Sprache. Während Hunde nur ein paar Laute von sich geben können, beherrschen Katzen dagegen sicherlich Tausende. Egal ob Keckern, Fauchen, Miauen, Schnurren, oder Schreien. Und eins kann ich euch sagen: Joey ist sehr gesprächig. Mich wunderte es wirklich, dass der Kater so schnell heimisch wurde und nicht über alle Berge flüchtete. Sicherlich verbrachte er an diesem Ort seinen ersten Tag damit, anderen Katzen zu zeigen, wer denn nun die gestreiften Macker-Hosen an hatte. Zuhause war er eindeutig der Chef-Kater. Wenn man Joey etwas genauer betrachtet, kann jeder eindeutig erkennen, dass sein Lebensstil sehr anstrengend war und er dafür einige unschöne Hinterlassenschaften davontragen musste. In seinem linken Ohr trug er einen beachtlichen Knick. Keine Ahnung wie er so etwas hinbekommen hatte, aber ein richtiger Boxer trug auch schon mal ein Blumenkohlohr aus einem Kampf hervor. Obwohl Agnir immer wieder versucht, Joeys Ohr aufzurichten, blieb dieses Unterfangen bisher fruchtlos. Der Schaden ist definitiv irreversibel.

Wie erwartet, äußerte Joey sich nicht zu der Sache mit der neuen Nationalität. Ihm war es sichtlich egal, Hauptsache er konnte herumstreunen, seinen Status als Chef-Kater genießen und wenn obendrein die Mäuse-Ernte reichlich ausfiel, umso besser.

Er ditschte seinen Kopf gegen mein Schienbein und rieb sich daran, während ich ihm den Rücken streichelte.

Hinter mir ertönte Malfurions Stimme: »Na, ich dachte, du magst keine Katzen? Meintest du nicht, du wärst eher ein Hunde-Typ? Da reibt sich eine Pussy an deinem Bein.«

Ich ließ von Joey ab und blickte mich um, ob die Kleinen dabei waren. Sie waren nicht da, deshalb entschloss ich mich zu einer kleinen Dreistigkeit. »Nein, das ist keine Pussy, sondern unser Kater Joey. Er ist der Grund, weshalb ich kein Notebook habe. Und ja, ich hätte lieber einen richtigen Hund, nicht so einen wie den phlegmatischen Charlie, den man beim Gassigehen tragen muss. Außerdem, ich wäre sichtlich erfreut, wenn sich eine Pussy an meinem Bein reiben würde, wenn es nicht gerade Dynas Pussy ist!«

Mein Schöpfer lächelte unschuldig und ging mit Joey auf Tuchfühlung. Der Kater war ein echter Opportunist, wenn´s darum ging, Streicheleinheiten zu empfangen. Er stieg sogar auf die Hinterbeine, um sich der streichelnden Klauenhand entgegen zu werfen.

»Wo sind Agnir und Ructus?«, sah ich mich um.

»Oh, die kommen gleich. Annie macht sie fein für´s Ausgehen und impft ihnen sicherlich einen gewissen Verhaltenskodex ein. Und du? Was soll dieses alberne T-Shirt mit der Aufschrift: ›Umgeben von Idioten‹?«, brummelte er angefressen. »Ach so, wenn du einen Computer brauchst, wir haben einen Raum, wo mehrere Workstations stehen«, unterrichtete er mich.

»Äh, muss ich dir das mit dem T-Shirt erst erklären?«, fragte ich. »Okay, Workstations, klingt gut.«

»Ah, da kommen die Herren Agnir und Ructus!«, stellte Malfurion fest. Annie war ebenfalls dabei, ignorierte mich aber geflissentlich, vermied mit mir den Augenkontakt, um ihre Abneigung mir gegenüber besser im Zaum halten zu können.

Gelassen sah ich zu, wie Annie die Kinder in den Kindersitzen anschnallte. Malfurion nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Offensichtlich konnte oder wollte er nicht Auto fahren. So gesehen, würde ich mich als Fahrlehrer strikt weigern, so jemanden wie ihn, im Fahren zu unterrichten. Gleichfalls stieg ich in den Nissan. Annie kam zu Malfurion ans Fenster und klopfte. Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss, um die Elektrik zu aktivieren, sodass er das Fenster herunterlassen konnte. »Ja?«, fragte er sachlich.

»Versprich mir, dass du weder Agnir, noch Ructus aus den Augen lässt!«, forderte Annie. »Wenn ihr wieder zurück seid, soll Ragnor sie ins Bett bringen. Ich mache mit Vittoria, der Köchin, eine Weinverkostung und denke, bis dahin werde ich entweder total betrunken, oder bereits todmüde sein.«

»In Ordnung, Annie. Aber sollte Ragnor dir das Ganze nicht gleichfalls versprechen?«, fragte mein Schöpfer.

»Er hat uns schon zu viel versprochen!«, blockte Annie ab. Dann gab sie sich nochmals gluckenhaft, rang den Kindern ebenso ein Versprechen ab, dass sie sich ordentlich benähmen, winkte und ging wieder ins Haus. Joey folgte ihr mit erhobenem Schwanz. Er vermutete, wenn sie mit dieser Vittoria in der Küche herumhing, würde etwas Leckeres für ihn dabei abfallen.

Mein Schöpfer sah mich amüsiert an. »Im Moment würde ich euer Verhältnis als sehr frostig einstufen«, schmunzelte er.

»Ja, sehr eisig. Tiefster Südpol im Winter«, nickte ich verdrossen und startete den Motor. »Seit Annie von Cornelius zur Vampirin gewandelt wurde, nenne ich sie nur noch ›Fergus‹, weil sie sich ständig wie einer dieser dickköpfigen Highlander aufführt«, schmunzelte ich.

Mit einem Blick in den Rückspiegel, der daraufhin direkt einen Riss bekam, sah ich zu Ructus. »Wo ist eigentlich Alice?«

»Alice schläft schon«, winkte er ab.

»Lass mich raten, was du von zuhause mitgenommen hast: Alice und dein Notebook, richtig?«, wollte ich wissen.

»Jepp!«, nickte der Kleine.

… Typisch, er konnte ohnehin nirgends ohne den Dodo Alice hingehen. Er rannte ungefragt hinter Ructus her, weil er ihn als dessen Ersatzmutter ansah. Alice ist ein Geschenk meines Sohnes Gungnir. Er schenkte mir zum Geburtstag, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Überraschungsei. Zuerst hielt ich es für einen Stein, doch er verneinte und erklärte mir, dass ein Kuriositäten-Jäger dieses Ei extra für mich von der Insel Réunion mitbrachte. Also hegten und pflegten wir dieses Mitbringsel und borgten uns sogar von Simon einen Brutkasten. Nach ein paar Wochen schlüpfte ein mega-hässliches Vogelküken, bei dem wir erst einmal einen Fachmann fragen mussten, was es denn überhaupt sei. Ructus war das erste Wesen, das unser Alice nach dem Schlüpfen erblickte, und war damit sofort auf ihn geprägt. Tja, nun gehört ein offiziell ausgestorbener Vogel zu unserer Familie...

Wie ich mir schon dachte, fuhren wir nach Florenz. Mein Beifahrer lotste mich gekonnt durch die schmalen Gassen der Altstadt. Ohne ihn hätte ich mich wahrscheinlich hoffnungslos verfahren, weil die Altstadt aus gefühlten eintausend Einbahnstraßen bestand. Zwei Autos konnten unmöglich in so einer engen Straße aneinander vorbeikommen. Sicherlich gab es damals auch schon Kutschen, bei denen das gleiche Problem existierte. Nur herrschte damals eine ganz einfache Verkehrsregel: Der Adel genoss immer Vorfahrt.

Sehr zu meinem Erstaunen suchte ich vergebens in unserem Wagen nach einem Navi. Auf die Frage hin, warum es keines gäbe, antwortete mein Schöpfer lakonisch, dass er keines bräuchte. Na, dann war ja alles klar. War mir ohnehin lieber, weil alles, was ein GPS beinhaltete, auch ebenso gut geortet werden konnte.

Wir fuhren durch einen Torbogen und erreichten einen offenen Platz, die Piazza della Santissima Annunziata. Urplötzlich musste ich tierisch auf die Bremse treten, weil ein großer Hund ganz wagemutig noch vor uns die Straße überqueren wollte. »Blöder Scheißköter!«, blaffte ich ihm hinterher. So schnell wie es aufgetaucht war, war das große Tier wieder verschwunden.

»Stimmt, da gebe ich dir eindeutig recht! Du bist eher der Hundetyp. Du bellst wirklich laut«, schmunzelte Malfurion und beschied mir, wir könnten hier unbehelligt parken.

Agnir meldete sich empört vom Rücksitz: »Ich glaube, du hast den armen Hund angefahren! Er hinkte, ich habe es ganz genau gesehen!«, rügte er mich im vorwurfsvollen Ton.

»Nein, habe ich nicht, du Schlaumeier! Ich bremste früh genug, ich habe ihn nicht mal mit dem Kuhfänger berührt. Wenn er hinkt, dann nicht wegen mir. Er kann froh sein, dass ich für ihn bremste, ansonsten fahre ich nämlich über alles, was nicht schnell genug von der Straße verschwindet«, gab ich zurück. Gewissermaßen bremse ich für niemanden. Barbiel regt sich immer ganz fürchterlich darüber auf, wenn ich beim Autofahren Igel jage und platt fahre. Für Katzen und Hunde gibt es Zusatzpunkte.

Wir stellten den Wagen ab. Die Kinder ließen sich zwar immer brav von Annie anschnallen, doch frei machte sich das kleine Anarchisten-Pack wieder ganz von allein.

… Übrigens, was heißt eigentlich Kinder? Ructus ist ein kleines Teufelchen und garantiert schon lange kein Kind mehr, falls er überhaupt jemals eines war. Wie ein Teufelchen dazu kam, unser Familienmitglied zu werden? Er war damals das Helferlein des Dämonen Zaphiel, der ein wenig über die Stränge schlug und einen Atomschlag anzetteln wollte. Ructus wurde von seinem Herrn angewiesen, Satan nicht darüber in Kenntnis zu setzen. Als Satan das erfuhr, entließ er Ructus wegen Hochverrats und spießte ihm eine fristlose Kündigung in aramäischer Schrift ans Horn. Nun stand er ganz schön dumm da. Und wegen seines Analphabetentums, wurde das Teufelchen von Cornelius unterrichtet, um nach abgeschlossener Ausbildung, einen Job bei Salomons Ring annehmen zu können. Da der kleine Kerl an und für sich ein verträglicher Zeitgenosse ist und dazu der Klassenkamerad meines Sohnes, schlug meine inzwischen verstorbene Frau Amanda vor, ihn mit in unseren Familienurlaub fahren zu lassen. Traurigerweise wurde Amanda dann erschossen und Ructus half meinen Kindern dabei, die Trauer ein wenig besser zu verarbeiten. Schwiegermonster Annie beschloss daraufhin, Ructus solle bei uns wohnen. Vermutlich war es nicht ihre eigene Idee, sondern sehr wahrscheinlich auf dem Mist von Cornelius gewachsen. Und seitdem ist Ructus unser Dauergast. Zum Glück bremst er meinen Sohn ein wenig dabei aus, zu viel Unfug anzustellen. Und wenn mal jemand seinen Schlüssel vergaß, oder schnell irgendwo ohne ein Passwort in einen PC kommen wollte, brauchten wir nur Ructus zu fragen, denn der kam seltsamerweise überall hinein, was ich als äußerst praktisch erachte. Nur sein Aussehen machte uns ein wenig zu schaffen, weil er knallrot wie ein Gummiboot ist. Zuerst mussten wir ihn aufwändig mit einer neumodischen Verkleidung aus Kunsthaut maskieren, um mit ihm überhaupt unter die Leute gehen zu können. Doch mittlerweile brachte Cornelius ihm einen sinnvollen Tarnzauber bei, der jeden blendet, der nicht weiß, dass es sich bei ihm um einen Teufel handelt. Für andere sieht er wie ein ganz normaler Sechsjähriger mit braunen, welligen Haaren aus...

So gesehen, befand sich eigentlich nur ein Kind bei uns, nämlich mein Sohn Agnir. Aber wenn er weiter so rasant wuchs, würde er recht bald keines mehr sein. Er entwickelt sich verdammt schnell und wächst in einem Monat, wie ein normales Kind in einem ganzen Jahr. Vampir-Hybriden sind eben etwas Seltsames. Weder ganz Mensch, noch ganz Vampir. Agnir scherzt des öfteren, er sei ein Kartoffelkloß halb und halb.

Mein Sohn ergriff routiniert meine Hand. Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden eigentlich versucht, den anderen vor Schaden und Dummheiten zu bewahren.

Ructus lief neben meinem Schöpfer brav bei Fuß.

»Echt, ihr solltet nicht nebeneinander laufen«, witzelte ich. »Davon bekomme ich Augenkrebs«, grinste ich vor mich hin. »Ein roter Teufel und ein grüner Vampir, das sticht sich total!«

Wir sahen uns auf der Piazza um. Tagsüber schien dies ein gern frequentierter Platz zu sein. Die Stufen der Basilica luden tagsüber zum Hinsetzen und Verweilen ein. Doch nun, da die Sonne schon seit Stunden untergegangen war, blieb der Platz leer und verwaist. Inmitten des Platzes befanden sich ein Reiterdenkmal und ein Brunnen. Und wer gänzlich die Orientierung zu verlieren drohte, brauchte lediglich die Augen zu heben, um nach der Domkuppel Ausschau zu halten, die alle Gebäude überragte und beinahe von jedem Standpunkt aus zu erspähen war.

Um zum Museo Acheologico Nazionale di Firenze zu kommen, brauchten wir bloß gemütlich die Via della Colonna entlang zu schlendern. Ein Pärchen, das uns lachend entgegenkam, nahm uns wahr und ignorierte uns des Weiteren. Das fand ich äußerst merkwürdig und der Situation nicht angemessen.

»Malfurion? Warum laufen diese Menschen nicht mit wehenden Haaren vor uns davon?«, fragte ich, weil ich meine Neugier nicht länger im Zaum halten konnte.

»Warum sollten sie vor einem alten Herren mit seinen Enkelkindern und dessen Begleitung davonlaufen? Das ist alles eine Frage des Könnens. Aber du warst ja in solchen Dingen nie besonders begabt. Ich schätze, du weißt bis heute noch nicht genau, wie man andere geistig beeinflusst. Du warst eben schon immer der Mann für´s Grobe«, erklärte mein Schöpfer.

»Wenn du mich fragst, ist dieser ganze Psycho-Quark eine unehrliche Sache. Täuschen, Trügen und Gaukeln, das ist nichts für einen Mann von Ehre!«, gab ich zurück.

»Aber Ärger, wie?«, schmunzelte Malfurion amüsiert.

»Nicht zwangsläufig. Bei einer klaren Auseinandersetzung steht wenigstens hinterher fest, wer der Stärkere ist«, gab ich mein Statement ab.

»Ja, das vielleicht, nur deinen Frieden wirst du mit dieser Taktik wohl kaum finden«, erklärte er nüchtern. »Wir wollen in aller Ruhe ins Museum und uns eine schöne Zeit machen, und nicht in die Arena gehen, um andere zu verkloppen. Ob du dieses Tarnfeld richtig oder falsch findest, ist mir völlig egal, aber es hilft, nicht aufzufallen. Noch Fragen?«

»Äh, ja... Wie wollen wir um diese Zeit ins Museum kommen? Und wie reagiert der Nachtwächter auf unseren Besuch?«

Agnir drückte meine Hand. »Papa, ich weiß, wie wir ins Museum kommen!«, grinste er wissend.

»Ach ja? Du bist ja ein ganz Schlauer, wie? Na, dann erzähl doch mal, wie wir nachts ins Museum kommen wollen?«

Noch immer strahlte Agnir vergnügt. »Ganz einfach! Durch die Tür!«

Daraufhin verdreht ich grunzend die Augen. »Das war eigentlich keine Scherzfrage. Gut, wir sind schon da. Dann bin ich jetzt mal außerordentlich gespannt! Moment mal, wo ist eigentlich Ructus abgeblieben?«, drehte ich mich suchend um. In der Hitze der Diskussion, war uns dieser kleine Heimlichtuer irgendwie abhanden gekommen.

Mir verschlug es beinahe den Atem, als ich ihn dabei ertappte, wie er einen riesigen schwarz-braun gestromten Hund mit irgendetwas fütterte. Der sitzende Hund war beinahe so groß wie der stehende Ructus. Eine hässliche Kreatur, irgend so ein dahergelaufener Molosser-Mischling mit einem hängenden Gesicht. Jedes Mal, wenn ihm Ructus etwas zum Futtern zuwarf, machte es »Wapp!« wenn der Köter es auffing und darauf herumkaute. Wenn der Kleine nicht aufpasste, würde der Riesenköter ihn mit Haut und Haaren verspeisen. Schnell zog ich Ructus aus dem Aktionsradius des fremden Hundes.

»Sag mal, hast du deinen Verstand verloren?«, schnauzte ich das kleine Teufelchen an.

»Aber Ragnor, guck doch mal, er hat Hunger!«, wehrte der Kleine ab, warf einen Hundekuchen, der wieder mit einem »Wapp!« vom Köter aufgefangen wurde.

»Ja, er hat Hunger auf Teufelssalat, oder was? Ist das nicht der Streuner von vorhin, der mir vor den Wagen lief? Was fällt dir eigentlich ein? Du kennst diesen Hund doch überhaupt nicht. Er könnte bösartig, oder gar tollwütig sein und zubeißen, oder Würmer haben. Und warum schleppst du Hundekuchen in deiner Tasche mit dir herum?«, beendete ich meine Moralpredigt.

Reumütig blickte der Kleine zu mir auf. »Wenn ich mit Charlie Gassi gehe, muss ich immer welchen dabei haben, ich kann ihn schließlich nicht tragen, dafür bin ich zu klein«, gab er zur Antwort und zeigte auf diesen hässlichen Hund. »Er ist aber ganz brav, kann ich ihn nicht behalten?«

»Was? Nee, er ist ein Streuner, die werden nie heimisch. Außerdem ist das ein halbes Kalb, wie willst du den satt bekommen? Zudem ist der hässlich wie die Nacht, mit seinem Hängegesicht. Hunde mit so einem Gesicht, sabbern ganz fürchterlich. Guck ihn dir mal an, ihm fehlt sogar eine Vorderpfote! Aha, das erklärt auch, wieso er hinkt. Komm jetzt, die anderen warten schon auf dich!«, schob ich Ructus vor mich her. »Behalten!«, brummte ich verstimmt. »Aber sonst geht es dir gut, oder was?«

Endlich waren wir wieder vollzählig. Im Grunde genommen, sogar übervollzählig, denn der hässliche Köter hatte sich uns angeschlossen. Ich ließ mir von Ructus einen Hundekuchen geben und warf ihn so weit ich konnte. Der hässliche Köter jagte ihm hinkend hinterher. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

»So, jetzt bin ich wirklich gespannt, wie wir ins Museum kommen wollen!«, frotzelte ich.

Mein Schöpfer fackelte nicht lang, sondern klopfte laut an die Museumstür. Sehr zu meinem Erstaunen, öffnete der Nachtwächter mit entnervter Miene.

»Che cosa vuoi ancora? Oh, ho pensato che fosse mio fratello. Signore, abbiamo chiuso!« (Was willst du schon wieder? Oh, ich dachte, es sei mein Bruder. Mein Herr, wir haben geschlossen!)

Nun wurden wir alle Zeugen, wie Malfurion seine Psychotricks vollführte. Er blickte dem Nachtwächter tief in die Augen und befahl ihm, uns einzulassen. Die Augen des Sicherheitsmannes nahmen einen schlafwandlerischen Ausdruck an. Er ging einen Schritt beiseite und ließ uns eintreten. »Prego, si accomodi!«, sagte er, setzte sich auf seinen Platz, holte eine Thermoskanne hervor und goss sich einen Becher Kaffee ein. Uns schien er dabei völlig vergessen zu haben.

Ich schlich mit Agnir an ihm vorbei, Malfurion spazierte kackfrech hinterher, sich nicht einmal die Mühe gebend, die Füße zu heben.

»Hey, das war wie die Szene mit Obi-Wan Kenobi bei Star Wars. Äh, wird er uns hören und sehen?«, wollte ich wissen.

Mein Schöpfer winkte ab. »Er wird sich nicht einmal daran erinnern, dass er uns die Tür öffnete. So, dann lasst uns mal mit unserer Besichtigungstour beginnen.«

Agnir löste sich von meiner Hand und ging zu seinem Kumpel Ructus. Die beiden waren so dicke Freunde, dass sie sich sogar ohne viele Worte unterhalten konnten. Sie tauschten Blicke und kicherten, als sie ein paar alte Tontöpfe sahen. Weiß der Geier, was sie sich dabei dachten. So richtig interessant sah das wirklich nicht aus. Seltsamerweise blieben von vielen Zivilisationen meistens nur ein paar Tonscherben erhalten, während die Waffen, Häuser und andere Kostbarkeiten, dem Zahn der Zeit nicht standhalten konnten. Jedenfalls besaßen die Etrusker Tongefäße wie viele andere Kulturen auch.

Dieser Besuch im Museum erinnerte mich an eine unschöne Geschichte im Louvre. Natürlich ist dieses kleine Museum nicht mit dem Louvre zu vergleichen, aber trotzdem fühlte ich mich unschön daran erinnert, wie Gemälde und Statuen urplötzlich zu leben begannen und Barbiel und mir dabei heftig zusetzten. Zum Glück gab es hier keine Gemälde, und außer einer römischen Statue, keine weiteren Machwerke dieser Sorte.

Während die Kinder die Ausstellungsstücke betrachteten, begann ich mit Malfurion ein Gespräch: »Nun erzähle mir doch einmal, wie du die Sache mit Lord Seraphim überlebt hast. Und warum mir jeder erzählt, du seist dabei umgekommen.«

Er sah mir tief in die Augen. »Was ich dir erzähle, wird dir garantiert nicht gefallen, aber ich kenne dich zu gut. Du würdest sowieso so lange drängen, bis ich dir alles erzählt habe.«

»Richtig«, nickte ich.

Inzwischen waren wir in der Ägyptischen Abteilung angekommen und die Jungs drückten sich am Glaskasten einer Mumie die Nasen platt. Ich fand das alles andere als nett. Beinahe ergriff mich Mitleid, aber nur beinahe. Jedoch las ich mal, wie sehr die alten Ägypter an ein Leben nach dem Tode glaubten. Ihr ganzes Leben war darauf geprägt und ausgerichtet, alles für ihren Tod penibel vorzubereiten, um dann nach ihrem Ableben, quasi im Nonplusultra des diesseitigen Lebens, weiterzuexistieren. Gerade weil sie so viel Wert darauf legten, fand ich es grässlich, diese Mumie hier in einem Museum ausgestellt zu sehen. Damals bedienten sich sämtliche Kolonialmächte an den Schätzen Ägyptens. Jeder schleppte davon, was er tragen konnte. So landete der Stein von Rosette in London, wo er meiner Meinung nach, überhaupt nicht hingehört. Und in vielen Städten stehen Obelisken, die dort quasi als Diebesgut abgestellt wurden. Deshalb plädiere ich, alle Kunstschätze, die nicht aus dem eigenen Land stammen, sollten an deren wahre Besitzer zurückgegeben werden. Alles andere kommt einem Ausverkauf fremder Kulturen nahe. Denn ein Volk kann nur seine wahre Identität in der Geschichte begreifen, wenn es Besitzer und Bewahrer seiner eigenen Kultur ist.

»Kinder, geht da nicht so nah dran! Ich finde es überaus geschmacklos, die Totenruhe dieses Mannes zu stören! Und nichts anfassen!«, ermahnte ich sie.

»Ja, Papa, ist gut!«, meinte Agnir ganz lieb und hielt Abstand.

Ich wandte mich wieder meinem Schöpfer zu. »Ich bin ganz Ohr! Kannst beginnen«, nickte ich.

»Dir wird nicht entgangen sein, dass wir dich damals mit Absicht bei den Michaelern einschleusten«, begann mein Schöpfer.

Dieses Thema traf mich immer zutiefst, denn als mich damals auf dem Schlachtfeld Dyna nicht mitnahm, sondern zurückließ, als sie nach verlorenem Kampf flüchtete, geriet ich in die Hände der Michaeler Ritter, unseren erklärten Feinden. Zuerst sollte ich vor aller Augen hingerichtet werden, doch nachdem ich mich tapfer wehrte, bekamen meine Feinde den Befehl, mich lediglich gefangenzunehmen. Sie wollten, dass ich ihnen Informationen lieferte, vor allem, was die Bewachung der Vampirfestung betraf, jedoch schwieg ich stattdessen eisern. Für meine Verstocktheit durfte ich ein paar Jahre die Architektur des Kerkergewölbes studieren. Irgendwann kamen die Michaeler auf die Idee, mir immer wieder ein paar kleine Aufgaben zukommen zu lassen. Vor allem, was das Foltern anderer betraf. Schon allein meine Gegenwart lockerte die Zungen der anderen Gefangenen, denn niemand hält sich gern mit einem Wesen in einer Zelle auf, das in der Nahrungskette über ihnen steht. Keiner sitzt gerne mit einem Haifisch in der Badewanne. Im Laufe der Zeit wurde ich immer mehr von den Michaelern akzeptiert und schließlich in ihre Dienste genommen. Nachdem ich meinem Dienstherren den Eid geschworen hatte, galt ich nicht mehr als Gefangener und durfte mich frei bewegen. Zuerst war ich für die Gefangenen zuständig, doch nach und nach arbeitete ich mich ohne Ehrgeiz nach oben. Schließlich war ich älter als alle anderen und kannte mich beinahe überall bestens aus. Und da ich ohnehin zu Malfurions Elitekämpfern zählte, durfte ich bald die Rekruten ausbilden. Mit der Zeit verdiente ich mir das Vertrauen des Lords, bekam sogar das Bürgerrecht und durfte Eigentum erwerben. Bald besaß ich sogar ein eigenes Haus.

Dann wurde es ein wenig kompliziert, denn mein Schöpfer kontaktierte mich, er bräuchte dringend meine Hilfe. Und wieder geriet ich ungewollt zwischen die Fronten. Einerseits wollte ich mit meinem Schöpfer nichts zu tun haben, andererseits schwelte noch immer der Hass in mir, weil die Michaeler, diese religiösen Fanatiker, überhaupt an meiner gesamten Misere schuld waren. Also willigte ich ein, die direkten Söhne und Töchter Malfurions vor der Hinrichtung zu bewahren. Denn inzwischen hatte ich die Kontrolle über die vampirischen Gefangenen übertragen bekommen. Wenn jemand fragte, wo ein Gefangener abgeblieben sie, gab ich zur Antwort, ich hätte ihn umgebracht. Stattdessen war er durch einen geheimen Gang in der Kanalisation, wieder in die Freiheit geschleust worden. Ständig musste ich auf der Hut sein, nicht bei einem dieser Vorhaben erwischt zu werden und meinen eigenen Kopf zu verlieren.

Tja, und eines Tages, lief mir die Tochter von Lord Seraphim über den Weg. Nicht dass ich sie nicht schon vorher kannte; ich hatte sie nur als dürres Mädchen, mit viel zu großen Füßen in Erinnerung. Doch das, was ich als Mala wiedererkannte, verschlug mir beinahe den Atem. Sie war wirklich außerordentlich attraktiv. Im Gegensatz zu den damaligen Damen, wollte sie eine Beschäftigung, die ihres Ranges angemessen war. Ausgerechnet bei mir, wollte sie eine Bestandsaufnahme im Kerker machen. Ich hingegen verweigerte ihr den Zutritt. Daraufhin drehte sie ganz schön an der Orgel. Und da ihr Vater ihr nie eine Bitte abschlagen konnte, bekam sie doch noch eine Besichtigungstour durch den Kerker. Die fehlenden Häftlinge störten sie nicht, stattdessen zeigte sie reges Interesse an mir und daran, dass ich auf ihrer Seite, und nicht auf der ihres Vaters stand. Jedenfalls verabredeten wir uns zu einem vielversprechenden und äußerst konspirativen Rendezvous.

Als hätte Malfurion meine Gedanken gelesen, begann er genau dort seine Erzählung: »Und als du damals diese Mala, die Tochter des Lord Seraphim kennenlerntest, war das für uns ein wahrer Glücksfall.«

»Hm, das ist ja nichts Neues. Nur kenne ich die Geschichte schon«, winkte ich ab.

»Du bist immer noch so schrecklich ungeduldig!«, fuhr Malfurion dazwischen. »Wenn du die Wahrheit erfahren willst, solltest du mich nicht unterbrechen!«, ranzte er mich streng an.

Eigentlich mochte ich es nicht, von meinem Schöpfer so auf den Rücken gedreht zu werden, doch statt mich darüber aufzuregen, sah ich mir lieber gelassen ein paar Kanopen an. Die Jungs waren immer noch ganz fasziniert von der Mumie.

Malfurion und ich merkten nicht, wie wir uns, völlig vertieft im Gespräch, von den Kindern entfernten.

***

Ructus und Agnir genossen diesen Freiraum. Agnir wirkte ein wenig bedrückt.

»Was hast du denn?«, fragte Ructus besorgt.

»Siehst du diese Mumie?«, gab Agnir zurück.

»Klar, ist ja nicht zu übersehen. Na und? Was soll schon damit sein?«

»Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, sie spricht zu mir!«

»Jetzt mach mal halblang! Klar, ihr Mund steht offen, aber ich glaube eher, das hat mit der schlampigen Arbeit der Mumifizierer zu tun, nicht damit, die Mumie könne zu dir sprechen!«, klugscheißerte das kleine, rote Teufelchen. Es stemmte provokativ die Hände in die Hüften. »Was sagt sie denn zu dir?«, fragte es eher ungläubig.

»Sie ist ein Er und hat schrecklichen Durst!«, antwortete Agnir leicht verwirrt, schaute nochmals in den Glaskasten und nickte. »Ja, genau. Er hat schlimmen Durst.«

»Ich habe aber nichts zu trinken dabei. Und Hundekuchen hilft da auch nicht weiter. Ach, was hältst du von dem Hund, den ich draußen kennenlernte?«, fragte Ructus, noch immer tief von dessen Größe und Erscheinung beeindruckt.

»Was soll ich davon halten, ist halt ein Hund! Kannst du nicht für mich den Deckel öffnen, damit ich der Mumie etwas zu trinken geben kann?«

Ructus überlegte kurz. »Bist du verrückt? Wir bekommen einen Scheiß-Ärger mit deinem Alten! Und ich weiß wovon ich spreche! Ich habe gesehen, wie er meinen vorherigen Arbeitgeber zu Hackfleisch verarbeitete!«

»Na und, so was wird er wohl kaum mit uns veranstalten, oder? Hilfst du mir jetzt, oder nicht?«, wurde Agnir langsam ungeduldig. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Erwachsenen merkten, dass sie ihnen nicht gefolgt waren.

»Okay!«, entschloss sich Ructus. »Aber du wirst mir helfen, deinen Alten zu überreden, dass wir den großen Hund mitnehmen dürfen, ja?«

»Alter! Von mir aus!«, verdrehte Agnir genervt die Augen. »Jetzt mach hinne!«, drängte er Ructus.

Routiniert steckte Ructus die Spitze seiner Klaue ins Schloss und drehte. Mit einem leisen Klicken wurde der Deckel freigegeben. Nach links und rechts sehend, hob Agnir ihn an.

Ructus meldete sich wieder zu Wort. »Was willst du ihm jetzt zu trinken geben?«

»Hm, ich dachte da an mein Blut. Kann ja nicht schaden. Mein Vater meinte, Blut sei Leben. Vielleicht stillt ein Tropfen meines Blutes seinen schlimmen Durst? Also, wenn ich Durst habe, trinke ich logischerweise auch Blut!«, gab Agnir neunmalklug zu Gehör.

»Na, wenn das mal nicht nach hinten losgeht!«, befürchtete Ructus.

»Quatsch! Sei nicht immer so ein Schisser!«, lachte Agnir. Er biss in seinen Finger und ließ ein wenig Blut in den Mund der Mumie tröpfeln. Nichts passierte. »Siehst du? Ich glaube sein Durst ist nicht mehr ganz so schlimm und aufgestanden ist er auch nicht!«

»Um eine Mumie zu erwecken, muss man aus dem Buch der Toten zitieren. In vielen Grabstätten stehen die dementsprechenden Sprüche an den Wänden. Z. B. ›Erhebe dich König, nimm deinen Kopf, umfasse deine Knochen, sammle die Erde von deinem Fleisch, empfange dein Brot, das nicht schimmeln, dein Bier, das nie sauer werden kann. Mögest du an die Türflügel treten, die die Untertanen abwehren. Möge dir die Erde öffnen, auf dass du ausgehst und eingehst mit Re, indem du frei schreitest wie die Herren der Ewigkeit. Möge dein Ba leben, deine Gefäße gedeihen, dein Gesicht offen sein aus den Wegen der Finsternis.‹ Was guckst du denn so?«, grinste Ructus. »Er kann ja nicht auferstehen, denn ihm fehlt das Gehirn, außerdem, wer sagt denn, dass diese Mumie ein König ist?«, fragte Ructus, nachdem Agnir ein wenig ängstlich guckte. »Sag jetzt nicht, du hast Bammel, dass er aufersteht und dein Gehirn fressen will!«

»Nee, das machen doch nur Zombies, oder?«, fragte Agnir leicht verunsichert.

Plötzlich meldete sich eine heisere Stimme mit seltsamen Dialekt zu Wort: »Wenn ihr mich tut fragen; ich glauben, das Gehirn wird immer bewertet über! Jeder wissen, dass der wahre Sitz der Seele, liegt im Herzen verborgen.«

Ructus und Agnir sahen sich verwundert an und schreien lauthals: »Waaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhh!«

Ructius knallte den Glasdeckel zu, der auf dem Schädel der Mumie landete. »Setz dich auf den Deckel! Setz dich auf den Deckel! Na los!«, befahl der rote Teufel.

»Und was machst du?«, fragte Agnir, der geistesgegenwärtig auf den Glasdeckel kletterte.

»Ich? Ich werde jetzt das einzig Vernünftige tun: Flüchten!«

»Verdammt Ructus, ich kann ihn nicht allein mit meinem Gewicht dort drin einsperren!«, meinte Agnir panisch und rutschte sogleich vom Glas, nachdem der Winkel zu steil zum Sitzen wurde. So ergriff auch er, Hals über Kopf die Flucht...

***

»Durch Mala warst du so nahe am Lord wie noch nie. Und wir wussten, dass du es niemals aufgeben würdest, ihm abermals nach dem Leben zu trachten, selbst als der erste Attentatsversuch scheiterte und du fast den eigenen Kopf verloren hättest. Und als die Kinder erst einmal da waren, wusste ich, dass du dadurch noch an Einfluss hinzu gewinnen würdest. Doch um nicht unvorbereitet überrumpelt zu werden, mussten wir sozusagen einen Wachposten bei dir einschleusen«, erzählte er.

»Dyna«, sagten wir gleichzeitig.

»Ja, sie war diejenige, die mich frühzeitig warnen sollte, wenn dein Attentat an Lord Seraphim von Erfolg gekrönt sein würde«, erläuterte er weiter. »Denn dann käme es zu einer Vergeltungsaktion, seitens der Ritter.«

Einen Einwand hatte ich noch. »Warum nur dich warnen, und nicht alle anderen?«, war meine berechtigte Frage.

»Es mussten dringend Reformen her. Also war es die beste Möglichkeit, nur Wenige von uns durchkommen zu lassen. Die breite Masse hätte niemals anerkannt, das wir Frieden mit den Menschen schließen müssen. Und so war es besser, offiziell zu sterben, um dadurch den Cleveren und Jungen das Ruder in die Hand zu geben. Und du hast ja gesehen, Cornelius hat alles richtig gemacht!«, endete er seine Erzählung. Und in mir kochte die Wut hoch.

»Du hast mich dazu benutzt, durch meine Tat einen Genozid an deinen Söhnen und Töchtern auszuführen? Das ist so krank! Tu so etwas nie wieder, mich als Waffe für deine perversen Pläne zu benutzen! Moment mal, wo sind eigentlich die Kinder?«, fragte ich verwirrt.

Leider nahm unser Disput ein rasches Ende, denn zuerst ertönte ein Schrei bzw. zwei Schreie im Duett - und dann hörten wir die raschen Schritte der Kinder. Die Jungs sahen wie erschreckte Katzen aus, jedenfalls Agnir, dem förmlich die Haare zu Berge standen.

»Was habt ihr denn jetzt schon wieder angestellt? Und lügt mich nicht an, ich sehe es euch an den Nasenspitzen an!«, machte ich ihnen die Situation klar.

»Äh, nichts!«, leugnete mein Sohn.

»Nichts? Das glaube ich nicht. Und Ructus, was hast du ausgefressen?«, stellte ich ihn zur Rede.

»Natürlich habe ich auch nichts Schlimmes getan!«, blockte der kleine Teufel ab.

»Na wenn das so ist! Dann sehe ich eben selbst nach, ihr Spitznasen!«, machte ich mich auf den Weg.

Agnir bat ängstlich: »Nein, bitte Papa, geh da nicht rein!«

Kurz darauf zersplitterte Glas...

*

Vampire essen keine Pasta

Подняться наверх