Читать книгу Der dämliche Dämon - Elke Bulenda - Страница 10

Fordert jemand blinden Gehorsam von dir, so bist du ein Tor, wenn du nicht blinzelst.

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(Unbekannter Verfasser)

Mein Albtraum war noch immer nicht vorüber, der Entitäten-Freak wollte mir einfach nicht mehr von der Seite weichen.

»Was hast du mit dieser Roxana zu schaffen? Sie ist dir ebenso bekannt, wie sie deiner Ex-Frau Mala bekannt ist«, wandte er sich mir interessiert zu.

»Du gehst mir auf den Sack! Verlass auf der Stelle meinen Kater und kümmere dich um deinen Scheiß!«, polterte ich. … Mann, hatte ich einen Hals! Statt etwas wirklich Sinnvolles zu tun, musste ich für so einen Bürokraten-Hansel den Hampelmann spielen. Wie heißt es so schön? Die Bürokratie ist eine Riesenmaschine, die von Zwergen bedient wird...

»Tut mir leid, ich kann den Körper deines Katers nicht verlassen, weil ich leider Gottes keinen eigenen Körper mehr habe. Soll nicht heißen, dass es von jeher so war. Nachdem ich heute mit dieser widerlichen Person namens Roxana zusammenstieß und sie mich verfluchte, habe ich keinen mehr. Was für eine Katastrophe. Na ja, meiner war nicht gerade der Schönste, aber eben meiner. Ich hätte natürlich noch Körper optimierende Maßnahmen ergreifen können, aber er gefiel mir eigentlich so wie er war. Sie nahm mir nicht nur den Körper, sondern damit auch die Fähigkeit, mich anderweitig zu materialisieren. Also, was hast du mit Roxana zu schaffen? Ich sehe dir doch an, dass du voll die dicke Krawatte schiebst, weil Ambrosius dir nicht erlaubt, dich an diesem Fall zu beteiligen!«, schielte er zu mir herauf. Ein leichtes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.

Leider musste ich einsehen, dass er nicht nachgab, dieser nervtötende Pimpf. »Im Mai letzten Jahres, ließ Lord Seraphim meine Frau Amanda umbringen. Er fädelte alles so geschickt ein, dass es aussah, als wäre sie das Opfer eines in die Irre geleiteten Jungen geworden. Und was Roxana betrifft. Ich wusste schon damals mehr über sie als alle anderen Burgbewohner zusammen. Die tuschelten zwar, aber ich wusste es mit Sicherheit, dass Roxana die Geliebte von Lord Seraphim war. Man muss kein Profiler sein, um zu sehen, wie jemand den anderen ansieht, oder wie schnell sie auseinander huschen und Abstand von einander nehmen, um andere glauben zu machen, es bestehe keine Vertrautheit zwischen ihnen.«

»Okay… Und nun willst du, obwohl Lord Seraphim jetzt längst tot ist, dir die Genugtuung gönnen, ihm ebenfalls das Weib zu nehmen und Roxana töten?«, vermutete Qwertz vage.

»So ist es: Auge um Auge, Zahn um Zahn!«

»Wenn es dir dadurch besser geht… Hey, ich weiß, dass du dir schon ziemlich viele Schnitzer während deiner Karriere bei Salomons Ring geleistet hast, und die Geschäftsleitung war ganz und gar nicht begeistert davon. Aber ohne deinen zivilen Ungehorsam, wäre diese Welt wahrscheinlich schon längst im Chaos versunken. Ich hätte da eine Idee, wie du Roxana zur Strecke bringen kannst, ohne dafür womöglich wieder in einer Zelle, oder gar Kryonikkammer zu landen!«, griente er frech.

»Womit willst du mir jetzt wieder die Ohren vollblasen, Dämon?«, fragte ich misstrauisch. Seine Art erinnerte mich an den Dschinn Wilbur, den man auch nur mit Vorsicht genießen konnte. Ehe man sich versah, guckte man in die Röhre und besaß einen Ghom-Perser-Teppich weniger.

Der Dämon schnalzte mit der Zunge: »Hör mal, als Ambrosius sagte, so ein schnarchnasiger Kripobeamter nimmt sich des Falles an, dachte ich, ich breche gleich zusammen. Eigentlich brauche ich ein ganzes Team, mit mindestens einem gut ausgebildeten Magier und mehreren Kämpfern. Stattdessen nur die Polizei? Weißt du, was die Hexe mit denen macht? Die wird sie in Grund und Boden stampfen, ohne dass jemand auch nur eine Spur von denen wiederfindet! Nein, keine Polizei, das wäre die falsche Lösung. Aber ich kenne deine Geschichte. Du bist ein echter Ritter, sogar Odins eigener Gotteskrieger! Du besiegtest den listigen Gott Loki, kämpfst mit Drachen und warst sogar schon in der Hölle. Und so wie ich hörte, will dich Satan dort nicht mehr so schnell wiedersehen. Gewissermaßen erteilte er dir Hausverbot. Und obendrein hattest du den Mut, Mala zu heiraten. Junge, Junge. Was habe ich Manschetten vor der Braut… Wenn du nicht der Richtige bist, wer sonst?«

»Nettes Bewerbungsgespräch, aber ich muss gleich meine Arbeitsprobe ablegen«, winkte ich ab und betrat den Lift, der mich wieder zu meinen absolut unkernigen Oliven bringen sollte.

Der Kater drängte sich zu mir in die Fahrstuhlkabine, gerade als die Türen schließen wollten. »Hui, das war knapp! Was würdest du sagen, wenn ich dich gegen deinen Willen entführe?«, fragte er mich tatsächlich mit überaus ernsthafter Miene.

Was sollte ich sagen? Gar nichts, weil ich in gellendes Gelächter verfiel, das erst wieder abebbte, als ich meine Etage erreichte. »War wirklich nett mit dir zu plaudern!«, sagte ich zum Kater, als ich urplötzlich auf ein ziemlich sperriges Hindernis traf, das unüberwindlich den Gang blockierte.

»Welcher Vollpfosten hat diesen riesigen Stein hier mitten im Gang abgestellt?«, fragte ich wenig begeistert.

»Welchen Stein?«, fragte der Stein.

»Oh, ein sprechender Stein, das kann nur ein Troll sein!«, vermutete ich. Ich traf schon viele Trolle und konnte mit Fug und Recht behaupten, dass sie nicht gerade zu den Hellsten unter der Sonne gehörten. Und ein Troll, eingewickelt in so etwas wie einem Anzug, sah ich zweifelsohne niemals zuvor. Ich bin der Meinung, nichts ist unempfindlicher als Stein. Muss man dann auch noch einen Anzug drüber tragen, wenn es doch Moos gibt? Dann fiel mir ein, um wen es sich bei diesem Kerl handeln könnte: Kiesbert von Dreistein. Na klar, das war eindeutig ein typischer Name für einen Troll.

»Ah, du seien also Kiesbert von Dreistein? Du kommen wegen Arbeitsprobe?«, fragte ich im putativen Troll-Vokabular.

»Ragnor McClane? Da eruierten Sie richtig, mein Herr. Allerdings liegt mir eine Frage auf der Zunge – und die kann ich dort nicht länger verweilen lassen. Hat eigentlich noch niemand Ihre offensichtlich schlechte Grammatik bemängelt?«, fragte der Troll trocken, nahm den Kugelschreiber seines Clipboards auf und notierte: Ragnor McClane benötigt dringend einen gut fundierten Sprachunterricht.

»Nein, wenn Sie hören, was ich für Maledicta benutze, achten Sie nicht mehr auf meine unzureichenden Grammatikkenntnisse«, winkte ich ab. »Gehen Sie doch schon mal hinein, ich komme gleich nach!«, schickte ich von Dreistein in den Unterrichtsraum, dessen Raumtemperatur inzwischen um mindestens fünf Grad Celsius gestiegen war. Eine Rotte schwitzender Oliven spart jede Menge fossiler Brennstoffe ein, solange sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen.

… Obwohl, wir benutzen im Gebäude keine fossilen Brennstoffe. Soweit ich weiß, entwickelte Simon, unser Daniel Düsentrieb, speziell ein umweltfreundliches Fusions-Blockkraftwerk…

Schleunigst schloss ich hinter von Dreistein die Tür.

Mit Blick auf den Kater nuschelte ich: »Okay, ich bin damit einverstanden, kannst mich jetzt entführen!«

»Super!«, grinste Qwertz. »Weil ich leider eine Dummheit beging und die Kate der Hexe abbrennen ließ, müssen wir dort schnellstens hin, ehe die Kripo in der Lage ist, von Lena zu erfahren, wo die Kate genau liegt. Denn als ich mit der Hexe kämpfte, riss ich ihr ein Büschel Haare aus, das ich unweit der Kate zu Boden fallen ließ. Das Haarbüschel ist das einzige Indiz, welches uns zur Hexe führen kann. Folge mir durch diesen Dimensionsriss! Niemand wird bemerken, dass wir das Gebäude nicht auf dem herkömmlichen Weg verlassen. Sie werden vermuten, du hältst dich noch im Gebäude auf, da du nicht mit deiner Codekarte an der Ausgangstür auscheckst. Bis ihnen aufgeht, dass wir nicht mehr da sind, wird viel Wasser ins Meer fließen!«, öffnete er einen flackernden Spalt.

»Was ist das da genau?«, fragte ich neugierig. Natürlich war es für mich nicht das erste Mal, so ein Phänomen zu sehen. Nur beunruhigte es mich sehr, nicht genau zu wissen, was ich da vor mir hatte. Ein Portal war es nicht, denn ein Dimensionsportal besaß eine rundliche Form, und nicht so eine spaltförmige.

»Hörst du schlecht? Ich sagte bereits, dies sei ein Dimensionsriss. Was hast du erwartet? Tardis? (Time and Relative Dimension in Space) In Form einer alten englischen Notrufzelle? Wohl zu viel Dr. Who gesehen, wie? Na gut, für Laien: Es gibt sogenannte Chaosknotenpunkte, die unsere Welt mit der euren und vielen anderen verbinden. Du musst sie dir so vorstellen, wie vernetzte Neuronen im menschlichen Hirn. Seltsamerweise haben sie die Tendenz, Chaos auszulösen. An dieser Stelle hier, kommt es sicherlich in eurer Welt öfter zu Zusammenstößen, oder Ausrutschern, oder zum Stau… Aber diese Chaosknotenpunkte dienen eben auch als Schnittstellen, die man nutzen kann, um die Dimension zu wechseln, also in ein Paralleluniversum zu kommen. Ist ziemlich kompliziert, kommst du nun?«, fragte Qwertz, der durch den Riss gehen wollte.

»Äh, wir haben eine Kameraüberwachung, vielleicht wäre es ratsam, wenn du mich bedrohst, oder in den Riss schubst, damit es nach einer Entführung aussieht«, bemerkte ich mit vorgehaltener Hand, damit ausgebildete Lippenleser nicht hinter unseren Plan kamen, falls ein Fotoanalytiker das Filmmaterial sichtete.

»Okay, hör zu. Wir spielen jetzt ein wenig Theater. Wir ringen oder kämpfen miteinander - und dann verschwinden wir beide in diesem Dimensionsriss«, schlug er vor. »Du kannst auch die Kamera verdrehen, schließlich kam mir zu Ohren, du beherrscht die Gabe der Telekinese. Aber wie gesagt, als Alibi, damit du nicht wieder in den Bau wanderst, sollten sie schon sehen, dass ich dich entführe«, erklärte er. »Jessas, man muss schon ziemlich bescheuert sein, dich zu entführen! Das ist ja so, als plansche man freiwillig mit Krokodilen in der Badewanne«, bemerkte er abschließend.

Der Kater sagte wieder »Fauchel«, sprang mich an und bearbeitete meinen Kopf. Es machte ihm sichtlich Freude, in meinen Rastazöpfen herumwühlen und mich zu kratzen.

»Au! Vom Kratzen war hier nicht die Rede! Mal weniger Overacting!«, wehrte ich mich. Nebenbei versuchte ich mein ganzes schauspielerisches Talent einzusetzen und taumelte mal hierhin, mal dorthin, drehte mich um die eigene Achse, um letztendlich mit Qwertz in den Dimensionsriss zu wanken.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie gerade Silent Blobb, das Blubberwesen, den Gang entlang schlenderte. Als er sah, dass ich mich in Bedrängnis befand, lief er auf mich zu, doch wir waren längst, samt Dimensionsriss, verschwunden.

… Auch das noch, der hatte mir gerade noch gefehlt!...

Tja, wie soll ich den Aufenthalt in der Spektralwelt beschreiben? Alles was uns umgibt, wirkt seltsam verzogen und deformiert. Das Licht ist geisterhaft blau. Da Salomons Ring eigentlich hermetisch abgeriegelt ist, was auch für Dämonen der anderen Dimension gilt, sieht man im Gebäude zum Glück keine von ihnen. Draußen, vor der Tür, sieht es natürlich anders aus. Da gibt es eine ziemlich unheimlich, geisterhafte Welt, die direkt neben unserer existiert.

»Na? Wie war ich so als Actor?«, fragte ich Qwertz nach meinen schauspielerischen Qualitäten aus.

»Für einen Oscar reicht es definitiv nicht. Du warst so aufregend wie eine Flasche Galama. Solltest du eine Karriere als Schauspieler in Betracht ziehen, kann ich dir nur davon abraten, da du sonst Gefahr läufst, zu verhungern!«

»Egal! Ich bin gerade durch Silent Blobb gelaufen. Voll witzig!«, bemerkte ich erfreut. Blobb musste mindestens ein leichtes Prickeln gespürt haben. Jedenfalls nahm er die Beine in die Hand und rannte davon. Es hätte schlimmer kommen können, denn bis Silent Blobb jemanden fand, der ihn verstehen konnte, blieb uns jede Menge Zeit.

Qwertz verdrehte die schielenden Augen. Und irgendwie sah er gar nicht mehr wie mein Kater aus. Denn der lief neben ihm. Wir waren plötzlich zu dritt. Qwertz´ wahre Erscheinung sah wirklich nicht sonderlich beeindruckend aus. Er erinnerte mich eher an einen Hippie, weniger an einen Gott, oder eine Entität. Er trug einen dicken Wust Dreadlocks auf dem Kopf, hatte ein fuchsähnliches Gesicht und war von der Statur her eher ziemlich dünn zu nennen.

»Oh, so siehst du also aus. Ich dachte, du würdest Weinreben am Kopf tragen, oder so«, gestand ich enttäuscht.

»Du hängst zu sehr an deinen klischeehaften Vorstellungen. Trägst du etwa einen schwarzen Umhang mit rotem Futter und hängst kopfüber von der Decke? Oder glitzerst du vielleicht im Sonnenlicht?«, konterte er leicht genervt.

»Klar, aber nur, wenn ich die Glitzer-Bodylotion nehme. Wir sollten hier schnellstmöglich rauskommen und zu mir nach Hause gehen. Ich muss ein paar Sachen zusammenpacken, die wir unterwegs dringend benötigen«, schlug ich vor.

»Wieso? Wir könnten von hier direkt zu Kate!«, blockte er.

»Nein, das dauert zu lange. Du kannst dich unbegrenzt lange in dieser Dimension bewegen, ich dagegen nicht. Ich war mal kurz mit Mara in deiner Dimension unterwegs, und es bekam mir absolut nicht. Mein Hirn war anschließend wie eine Schüssel Mus, als wir wieder in der diesseitigen Welt auftauchten. Wir verlassen das Gebäude, gehen zu mir und holen uns meine Ausrüstung. Solange ich genug Zeit für Vorbereitungen habe, hole ich mir mein Zeug. Ich begebe mich nicht völlig unvorbereitet in eine Situation, deren Szenario ich nicht vorhersehen kann. Also zu mir!«, setzte ich mich durch.

Kurz bevor wir mein Haus erreichten, verschmolz Qwertz wieder mit Joey, sodass nur der Kater und ich aus dem Dimensionsriss stiegen.

Irgendetwas schmeckte dem Dämon nicht. »Und wie wollen wir zur abgebrannten Kate kommen?«, fragte er nachdenklich.

»Wo ist denn deiner Meinung nach das Problem? Mit dem Auto natürlich... Ach, verdammt, wenn wir mit dem Auto fahren, müssen wir durch das Tor und werden gesehen. So eine Kacke!«, fluchte ich.

Er überlegte eine Weile und schien etwas abzuwägen. »Gut, welcher Wagen wird es denn voraussichtlich sein?«

Gelassen betätigte ich die Fernbedienung des Garagentors. Es öffnete sich automatisch und gab unseren Fuhrpark frei. »Such dir etwas aus«, grinste ich.

… Es gibt Leute, die sammeln Briefmarken, und ich sammle alles, was mit einem Motor fährt. Da gab es die alte, von mir liebevoll gepflegte Harley Davidson, dann unser Familien-Mobil, den schwarzen Range Rover. Meinen roten Sportwagen, den ich von meinem Sohn Gungnir zum Geburtstag geschenkt bekam, und von dem es nur ein einziges Exemplar gibt, weil er eine Spezialanfertigung ist; und zu guter Letzt, den Princeton-roten Jeep, mit dem ich gerne im Sommer herum düse. Und die Quads mit denen wir das Grundstück unsicher machen, erwähne ich erst gar nicht. Ructus und Agnir sind genauso verrückt auf alles, was einen Motor besitzt.

Qwertz verdrehte die Augen gen Himmel und sprach zu sich selbst. »Hm, mit einer Katze auf dem Motorrad, ist das ein wenig umständlich. Ist eh noch zu frisch draußen«, wägte er ab. »Das gleiche gilt für den Jeep. Der rote Rennwagen ist wirklich viel zu auffällig, da könnten wir auch auf rosa Elefanten reiten. Da bleibt also nur der Range Rover. Okay, den nehmen wir!«, sagte er und sprang auf etwas, das sich unter einem der Autos bewegte. Dann kaute er genüsslich darauf herum, was ein widerlich knusperndes Geräusch verursachte.

»Urghhh! Auf was kaust du da eigentlich so knuspernd herum?«, fragte ich angewidert.

»Huch, igittigittigitt! Das war eine Maus! Das ist mir jetzt wirklich peinlich. Ach, Entschuldigung, aber das wollte Joey so! Sein Körper ist hungrig.«

»Das ist ekelhaft! Wir sollten für unterwegs ein bisschen Trockenfutter und Wasser mitnehmen. Okay, der Range Rover ist auch meine Wahl. Du führst doch etwas im Schilde? Sag mir, was du vor hast«, wollte ich wissen. »Das kannst du mir erklären, während ich meine Sachen hole!«

Während ich meinen Agentenkoffer, samt meinem nicht registrierten Handy, dem Laptop und eine nicht gerade kleine Menge Bargeld und Bluttabletten zusammensuchte, erzählte mir Qwertz von seinem Plan, wie wir das Grundstück samt Sport Utility Vehicle ungesehen verlassen konnten, ohne das Tor zu passieren. Sein Vorschlag, den er machte, gefiel mir außerordentlich gut.

*

Alarmiert randalierte Silent Blobb vor der Tür seines Freundes und Arbeitskollegen Dracon, indem er sowohl klingelte als auch klopfte und außerdem aufgeregt vor sich hin blubberte. Dracon schlurfte verschlafen zur Tür. Zum Glück ruhte er neuerdings unter einer fulminanten Infrarotlampe. Ansonsten hätte Blobb so lange warten müssen, bis Dracon seine Betriebstemperatur erreichte und nicht mehr zu steif und träge war, um aufzustehen. Falls jemand nach dem Grund fragen sollte: Dracon ist ein Halbdrache und gehört somit zur Gattung der Reptilien, deren Stoffwechsel man allgemein auch als wechselwarm oder poikilotherm bezeichnet. Genervt öffnete der Drachenmensch die Tür: »`errgott! Blobb!«, französelte er gereizt. »Wir ´aben endlisch ein paar freie Tage, wo es doch mal möglisch sein sollte, auszuschlafen. Dennoch stehst du am frühen Morgen vor meiner Tür und machst einen `eidenlärm!«, reklamierte er angepisst. »Isch `offe doch für disch, dass du einen mehr als triftigen Grund `ast, mir das zu dieser unchristlischen Zeit anzutun!« Der Drachenmann ließ Blobb eintreten und begann, eine Baguettestange in der Mitte aufzuschneiden, sie mit Butter zu bestreichen, Schinken und Tomaten draufzulegen, um abschließend üppigen Gebrauch von Salat und Käse zu machen.

Silent Blobb gab eine Reihe von Blubber-Geräuschen von sich. Da Frau Anatomie ihn ohne eigentliches Sprachorgan erschaffen hatte, musste er blubbern. Dracon war einer der wenigen, die verstanden, was Blobb so im Allgemeinen von sich gab.

»Ja, von mir aus, lass du disch das nächste Mal selbst `erein!«, knurrte der Halbdrache.

Für Silent Blobb gab es in dieser Hinsicht keinerlei Probleme. Weil er eine Lebensform mit hyperelastischer Struktur ist, kann er sich ohne weitere Probleme durch den kleinsten Spalt quetschen. Nicht umsonst hatte er quasi den Ruf, »der Schlüsselmeister« des Teams zu sein.

»Also, was ist los?«, fragte Dracon, setze sich an den Frühstückstisch, spie Feuer auf sein phänomenales Schinkenbaguette und verspeiste die verkohlten Überreste genüsslich.

Sein Kumpel erläuterte, was sich zuvor ereignete. Dies unterstrich er mit vielen pantomimischen Bewegungen und dementsprechenden Blubber-Lauten.

»Bist du dir sischer? Er wurde von seinem eigenen Kater attackiert? Ach so, wegen Joeys Blumenkohlohr. Und dann wurde Ragnor in die Dämonendimension gezerrt? Aber warum kommst du damit zu mir? Wieso gehst du nischt zum Sischer´eitsdienst?«, fragte Dracon nachdenklich.

Wieder blubberte Silent Blobb unter Einsatz von Hand und Fuß. Wer ihn so beobachtete, konnte gut verstehen warum so mancher Mensch unter einer Coulrophobia litt, der Angst vor Pantomimen. Doch Silent Blobbs Anblick ist ebenso wenig für Leute geeignet, die eine Blennophobia haben, die irrationale Angst vor Schleim und zähflüssigem Material.

»Merde, da gebe isch dir Rescht. Mit den Jungs von der Security, `aben wir es uns eindeutig verschissen. Wir können ja nischts dafür, wenn sie keinen `umor `aben. Stimmt, disch versteht sowieso keiner. Du warst bereits beim Büro des Ringleiters? Sagte Ägidia wirklisch, du musst erst einen Termin `aben, um Ambrosius zu erzählen, dass Ragnor von seinem eigenen Kater in die Dämonendimension verschleppt wurde?«, fragte er leicht amüsiert. Das Blubberwesen nickte zustimmend.

Dracon erhob sich schwungvoll vom Frühstückstisch. »In Ordnung, mon ami. Isch kenne nur einen, der sisch dieser Sache unverzüglisch annimmt, ohne vorher einen Termin zu vereinbaren! Gehen wir zu Cornelius!«, verließen sie gemeinsam den stark überheizten Raum und machten sich auf den Weg.

*

Der dämliche Dämon

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