Читать книгу Der Aushilfsvindicator - Elke Bulenda - Страница 11
Wer den Teufel an die Wand malt, spart Tapete.
Оглавление(Unbekannt)
Ein Sprichwort sagt: Es führt nur ein Weg in den Himmel, viele dagegen in die Hölle. Wie wahr!
Allein die Vorbereitungen fingen bereits alles andere als gut an, eher betont höllisch. Für mich bedeutete es weitestgehend schon ein gutes Stückchen Hölle, offen das Erkennungszeichen für Barbiels Verbindungsmann tragen zu müssen.
»Ernsthaft? Ich soll wirklich eine Bommelmütze aufsetzen? Pudelmützen sind für Loser und Deppen!«, fauchte ich ungehalten. »Kann ich sie nicht einfach lässig in der Hand halten?«
Dieser gruselige Strick-Unfall wäre eher etwas für meine Stieftochter Sascha gewesen. Zudem sah der Bommel aus, als hätte sich ein des Lebens überdrüssiger Hase kopfüber in die Mütze gestürzt und nur sein Puschelschwänzchen guckte noch heraus. Und wieso beschlich mich der Verdacht, Barbiel hätte seine diebische Freude daran, mich dermaßen bloßzustellen? Zum Glück waren Dracon, Silent Blobb und Stu ihren eigenen Angelegenheiten nachgegangen und nicht mehr dabei, als Barbiel mit dieser grotesken Kopfbedeckung auftauchte.
Hartnäckig drängte er mir das wollige Ungeheuer auf: »Nein, du musst sie offen und gut sichtbar tragen! Immerhin willst du doch, dass dich unser Verbindungsmann erkennt!«, versuchte Barbiel weiterhin meine Bedenken auszuräumen.
»Nimm das weg! Wieso kann ich nicht ein Baseball-Cap tragen? Muss es ausgerechnet dieses hässliche Ding sein? Das sieht voll schwul aus!«, mäkelte ich weiter daran herum.
»Hier in New York trägt jeder Krethi und Plethi eine Baseball-Kappe. Möglicherweise übersieht dich unser Verbindungsmann damit. Deshalb diese Mütze. Du musst sie ja nicht durch ganz New York tragen. Setze sie auf, wenn du oben auf der Gothic Bridge stehst. Außerdem ist es kalt draußen. Sie hält dich schön warm. Jeder wird dich darum beneiden«, erklärte der Engel.
»Kann ich nicht besser unter der Brücke stehen, wenn ich die Mütze trage?«, fragte ich ein wenig Hoffnung schöpfend.
»Nein, der Treffpunkt ist auf der Brücke. Wenn du unter der Brücke wartest, halten dich die Leute womöglich für einen Brückentroll und rufen die Bullen!«, kicherte Barbiel hämisch.
»Pass auf, was du sagst!«, knirschte ich und steckte das Mützenmonstrum in meine Jackentasche.
Wir begaben uns vor das Hotel. Dort wartete bereits unser Wagen. Barbiel wollte ans Steuer, doch ich verwies ihn auf den Platz, der den Rucksäcken und Handtaschen vorbehalten war. Nein, nicht in den Kofferraum, sondern auf den Beifahrersitz. »Wenn ich am Central Park ausgestiegen bin, dann darfst du den Wagen wieder zurückfahren, klaro? Vorher fasst du dieses Lenkrad nicht an!«
»Beim nächsten Mal, fährst du gefälligst mit dem Taxi!«, monierte er genervt. »In New York fährt jeder mit dem Taxi! Aber nein, der feine Herr muss mit dem eigenen Wagen fahren!«
»Bin ich vielleicht jeder?«, startete ich den Motor.
»Du meine Güte! Zum Treffpunkt ist es nur ein Katzensprung. Du bist ein seltsamer Vampir. Eigentlich müsste es dir gefallen, mitten in der Nacht durch einen dunklen Park zu streifen. Stattdessen quälen wir uns durch den zähen Stadtverkehr!«
»Hör auf zu nörgeln. Dies ist schon mal ein Vorgeschmack auf die Hölle. Beides… Dein Nörgeln, und der Verkehr«, brummte ich und reihte mich ein. Wir fuhren von der Park Avenue in die 87th, dann in die Madison Avenue, um anschließend in die East 97th Street einzubiegen. Auf der 97th Traverse stieg ich aus und überließ Barbiel das Steuer.
»Sei vorsichtig!«, riet der Engel besorgt. »Dein Vorhaben ist der reinste Selbstmord. Ich hoffe, sie werfen dich wieder raus, ansonsten wüsste ich nicht, wie wir dich zurückbekommen. Ruf mich an, sobald du wieder die Oberfläche erreicht hast. Ach ja, vergiss nicht, den Weg nach New York zu nehmen. Nicht, dass du irgendwo in Kuala Lumpur auftauchst!«, riet Barbiel. »Ach ja...«, hob er an. Dabei erkannte ich anhand seines Tonfalls, dass er wieder unnützes Wissen loswerden wollte. »Wusstest du eigentlich, dass in Manhattan eine Straße, die von Norden in den Süden führt, als Avenue bezeichnet wird, während eine Straße, die von Ost nach West führt, lediglich Street genannt wird? Beispielsweise 97th Street? Die einzige Ausnahme bildet der diagonal verlaufende Broadway.«
»Äh... nö… Wusste ich nicht. Und was das andere betrifft: Wird schon schief gehen!«, klopfte ich aufs Dach. Der schwarze Mercedes CLS mit dem Diplomatenkennzeichen fuhr davon. »Und mach mir bloß keine Macke ins Blech!«, sprach ich in den Wind.
Um zur Gothic Bridge, in der Nähe des Jaqueline Kennedy Onassis Reservoirs im Westen des Central Parks zu gelangen, lief ich links querfeldein, vorbei an der Tennisanlage.
Wenig später erreichte ich die gusseiserne Gothic Bridge und lehnte mich lässig ans Geländer, um einen Blick auf die Zwillingstürme des San Remo Hotels zu werfen. Daneben konnte ich das Dakota erblicken, in dem einst John Lennon wohnte, der vor dem Gebäude von einem Verrückten namens Mark David Chapman am 8. Dezember 1980 erschossen worden war. Tja, man sollte stets vorsichtig damit sein, was man in der Öffentlichkeit äußert. John Lennon behauptete in einem Interview, die Beatles seien populärer als Jesus, was nicht nur bei Chapman für Entrüstung sorgte. Zudem fand man beim Attentäter eine Ausgabe des Buches »Der Fänger im Roggen« von J. D. Salinger.
Der Leiter von Salomons Ring, Ambrosius Pistillum, erwähnte einmal, dieses Buch habe magische Kräfte, die es aus den Worten beziehe, die es enthielte. Gerade anfällige Menschen könnten von ihm verleitet werden, böse Dinge zu tun. Es muss etwas dran sein, denn auch Mark David Chapman behauptete, dass er quasi durch das Buch aufgefordert worden sei, jemanden zu töten. Doch ich schweife schon wieder ab…
Spaziergänger waren trotz des gut ausgeleuchteten Wegesystems im Park eher spärlich unterwegs. Vorwiegend Jogger, Fahrradfahrer und eilig Dahinschreitende konnte ich beobachten. Der Wind fuhr ruppig durch die kahlen Bäume und lud nicht gerade zum gemütlichen Verweilen ein.
Unauffällig sah ich mich um und holte die gruselige Bommelmütze aus meiner Jackentasche. Dieses hässliche Ding auf meinen Kopf zu setzen, kostete mich enorme Überwindung.
Passanten erschienen. Ein schmuddeliger Penner und ein struppiger Hund überquerten die Brücke.
»Hast du etwa deiner Tochter diese alberne Mütze geklaut, Dude?«, ertönte eine Stimme von unten. Zuerst sah ich über das Brückengeländer, da ich vermutete, jemand ginge unter der Fußgängerbrücke hindurch und sage diese Worte im Schutz der Unterführung. Doch da war niemand.
»Brauchst du ein Problem?«, fragte ich daraufhin den Penner. Der sah mich allerdings eher verdattert an, wackelte mit den Ohren und sagte daraufhin: »Wau!?«
»Nein, nicht er!«, ertönte wieder diese Stimme. Irritiert ortete ich genauer, woher sie kam… Das, was ich hörte, war tatsächlich die Stimme des struppigen Terriers.
Der verlauste Köter lächelte, oder eher hechelte mir zu, setzte sich auf den Hintern und winkte mit der Pfote: »Jepp, hier unten! Du hast es erfasst, Dude!«
Nachdenklich betrachtete ich den Hund: »Hä? Verkehrte Welt, oder was? Dein Herrchen bellt - und du sprichst?«
»Ist ´ne verdammt lange und schier unglaubliche Geschichte! Haste mal ´n Dollar, oder zwei? Der Kerl muss immerzu fressen!«, sagte der Kläffer. »Gib Pfötchen!«, befahl der Hund, und sein bellender Mensch hielt die dreckige Hand auf.
Da der Mensch auf mich ziemlich dämlich wirkte, sprach ich mit dem intelligenter anmutenden Hund: »Bist du der Verbindungsmann von Barbiel?«, fragte ich und gab dem seltsamen Duo einen Zehn-Dollar-Schein. Der Mensch schnüffelte, knurrte und bellte.
Der Terrier ermahnte seinen Menschen. »Nein, du dummer Mensch! Da sitzt kein Hase unter seiner Mütze, benimm dich!«, dann wandte er sich wieder mir zu. »Entschuldige sein schlechtes Betragen«, sagte der Köter nonchalant und machte eine Art elegante Verbeugung. »Hey, danke, Dude. Ich bin Seamus, und wenn ich einen Hut hätte, würde ich ihn jetzt zum Gruße ziehen. Der dämliche Sack, ist mein Mensch, er heißt Milton. Nö, ich bin nicht dein Verbindungsmann. Nun, ich kann mir allerdings denken, auf wen du wartest. Ich sah ihn vorhin auf der 5th Avenue, wo er kopfschüttelnd diese dekadenten Modeboutiquen betrachtete. Wir sehen ihn sehr oft, nur ahnt er nicht, dass wir ihn auch wirklich wahrnehmen können. Weißte, uns entgeht rein gar nichts. Welch glückliche Fügung, dass wir uns hier treffen, denn wir sind gewissermaßen Geschäftsleute.«
»Und was bringt ihr unter die Leute? Läuse und Flöhe?«
»Hey, eines sage ich dir: Guck lieber nie zu tief in eine Flasche… Das war unser schlimmster Fehler! Seitdem steht unser beider Leben buchstäblich auf dem Kopf. Nein, keine Bange, Milton trägt ein Anti-Floh-Halsband. Wir versuchen uns einigermaßen sauber zu halten. Trotzdem ist es nicht leicht für mich, diesen dummen Kerl ständig davon abzuhalten, seinen Rüssel in jeden Scheißhaufen zu stecken. Und wenn er das Bein hebt und an eine Laterne pinkelt, kann uns das in eine durchaus peinliche Situation bringen«, winkte er ab. »Nichtsdestotrotz, wir hören und sehen alles - und überhaupt - kann ich dir so ziemlich jede Information besorgen, die dich interessieren könnte. Das ist unser Kapital… Übrigens, du riechst nicht wie ein Mensch, das jedenfalls meint Milton.«
Besagter Milton nickte und sagte: »Rarrrrwufffff!«
»Na ja, Milton riecht auch nicht gerade wie einer. Eher wie ein Köter, der sich in Kacke wälzte. Nichts für ungut. Okay, ich überlege es mir. Seid ihr stets um diese Zeit im Central Park?«
»Jepp, wir wohnen hier. Und dort, beim Bootshaus, verbringen wir die Nacht«, nickte Seamus und deutete mit seinem Pfötchen die Richtung an.
»Wie ist das passiert?«, wollte ich wissen.
»Äh... was passiert?«, fragte der dreifarbige Terrier.
»Na, dieses seltsame Body Switching.«
»Sagte ich doch bereits, Dude! Es war ´ne Flasche, die wir dort am Ufer des Sees gefunden hatten. Sie war schmutzig und ich rieb dran, da erschien darin so´n Flaschengeist. Er bat mich, ihn freizulassen. Eigentlich wollte ich ihm drei Wünsche abnötigen, leider konnten wir uns lediglich auf einen Wunsch einigen. Der Geist in der Flasche nahm an, wenn ich drei bekäme, würde ich nur Unsinn damit machen. Außerdem hätte er nur noch einen einzigen davon übrig. Sagte, sein Wunsch-Staub wäre alle. Hinterlistiger Mistkerl!«, schimpfte Seamus. Sein Mensch Milton knurrte erbost und fletschte die Zähne. »Rarrrr!«
»Die Dschinn sind, ganz ohne Frage, ziemlich hinterhältige Wesen. Sie drehen dir jedes Wort im Mund herum. Deinen Wunsch solltest du quasi in Anwesenheit deines Anwalts formulieren«, bestätigte ich aus eigener Erfahrung. »Zudem haben sie ein Faible für teure Perserteppiche, die sie nur ungern und dazu unrettbar ruiniert, zurückbringen. Äh, selbstredend meine ich die Dschinn, nicht die Anwälte.«
»Ja, genau so etwas ist uns passiert, nicht wahr Milton? Ich meine das, mit den Worten im Munde verdrehen. ´N Teppich konnten wir uns nie leisten. Nicht mal ´ne Strohmatte.«
»Wuff!«, bestätigte der Mensch.
»Dabei wünschte ich mir eigentlich nur ein besseres Leben. Weißte, Dude, es ist echt nich leicht, ganz unten zu sein. Ganz nebenbei erwähnte ich dem Dschinn gegenüber, selbst meinem Hund ginge es besser als mir. Tja, und ehe ich mich versah, war ich der Hund und mein Hund der Mensch. Ich wollte reklamieren, jedoch war der Dschinn inzwischen längst auf und davongeflogen. Wenn ich den erwische, diesen Scheißkerl!«, schimpfte der Terrier angepisst.
»Hm, vielleicht könnte ich dem Magier Ambrosius Pistillum Bescheid sagen. Möglicherweise kann er euch helfen?«
»Nee, lass mal stecken, Dude. Mit dieser unzuverlässigen Magie wollen wir nichts mehr zu tun haben. Denn egal, wie man es dreht oder wendet, unser Leben bleibt beschissen. Und so schlecht ist ein Hundeleben nu auch wieder nich. Wenigstens guckt niemand verächtlich, wenn mein Arsch juckt und ich ihn im Gras schubbere. Dann mach´s mal gut, Dude. Wir holen uns jetzt was zu spachteln und hauen uns anschließend aufs Ohr!«, sagte Seamus und nickte seinem Menschen zu. »Los Milton, alter Kumpel, schnappen wir uns ein paar Hotdogs!«
»Wuff!«, sagte sein Mensch und wackelte absurd mit dem Hintern. Wahrscheinlich würde er sich nie daran gewöhnen, nicht mehr mit dem Schwanz wedeln zu können.
Amüsiert sah ich dem imposanten Duo hinterher, wie es Kurs auf die Central Park West nahm.
Kaum waren sie aus den Augen, ertönte hinter meinem Rücken ein immer lauter werdendes Knattern. Zuerst glaubte ich, zu dieser späten Stunde wären noch ein paar fleißige Gärtner unterwegs, die das herabfallende Laub aufkehrten. Jedoch hatte der Fahrer dieses seltsamen Gefährts keinerlei Ähnlichkeit mit einem Gärtner. Es sei denn, er war schon lange verblichen.
Gevatter Tod, alias der Todesengel Azrael, winkte lässig. »Moin, Ragnor!« Dann nahm er mich kritisch in Augenschein und stellte kopfschüttelnd den Motor ab: »Was hast du denn da für eine schwule Bommelmütze auf deinem Schädel? Pink-farbig, mit einem Herzchen aus glitzernden Pailletten? Übrigens, der Bommel sieht aus, als übe unter deiner Mütze ein Karnickel Yoga. Was soll dieser alberne Aufzug? Bist du etwa geisteskrank?«, glättete er seine schwarze Kapuzenkutte.
»Verdammt!«, nahm ich die Mütze ab und warf sie in den Mülleimer. »Als wenn ich es nicht längst ahnte, dass Barbiel mich verarschen will!«, sah ich meinen Verdacht bestätigt.
»Na, so ein Scherzkeks! Ha, ha! Mach dir nichts draus. Zur fortgeschrittenen Stunde sind bei diesem garstigen Wetter glücklicherweise kaum Leute unterwegs. Lädt ja nicht gerade zum Lustwandeln ein. Hey, was sagst du zu meinem Agria-Einachsschlepper Type 2400L?«, zeigte er auf sein seltsames Vehikel. Wie immer, war sein Transportmittel mit gelben und roten Flammen verziert. Dort, wo normalerweise der Rasenschnitt im Anhänger lag, standen dicht an dicht, säuberlich aufgereiht, helle und dunkle Urnen. Sie enthielten die Seelen der jüngst Verstorbenen. Deutlich war zu bemerken, dass wir uns in einer Millionen-Metropole befanden. So viele Behältnisse hatte der Schnitter bisher noch nie dabei. Offensichtlich wollte Azrael sie zu ihren Bestimmungsorten bringen. Die hellen Urnen kamen nach oben, in den Himmel, die dunklen, leerte er in der Hölle.
»Cool«, nickte ich anerkennend. »Mal was anderes als ein Tuk-Tuk, oder Quad.«
»Nun ja, wir befinden uns in New York, dazu im November, sozusagen im Depressionshoch. Upps, für die Betroffenen wohl eher das absolute Tief«, kicherte er. »Da habe ich alle Hände voll zu tun und stoße mit einem Tuk-Tuk schnell an meine Kapazitätsgrenzen«, bestätigte Azrael. »Nun mal Butter bei die Fische, Vampir! Was willst du von mir? Mich wieder mit einer nicht vorhandenen Katzenseele an der Nase herumführen? Diesen Vorfall in Hameln, habe ich dir noch längst nicht vergeben! Immerhin bin ich schwer beschäftigt!«, machte er mir zum Vorwurf. Ich konnte nicht interpretieren, welche Mimik er dazu vollführte, weil Totenschädel keine Spur davon besitzen.
»Hey, warum tun eigentlich alle so, als hätte ich mir einen Scherz damit erlaubt?«, beschwerte ich mich. »Immerhin ging es um das Wohl der Kinder! Magier Bovis setzte mir gewissermaßen die Pistole auf die Brust: Entweder ich verwandle seinen räudigen Kater in einen Vampir, oder er verweigert mir die Mitarbeit. Was hätte ich tun sollen? Ich weiß selbst, dass es ein schwerer Regelverstoß ist. Anstatt froh über meinen persönlichen Einsatz zu sein, ernte ich nur Verachtung! Zur Strafe muss ich für den Vampir-Rat den Handlanger spielen, und du bist auch noch sauer auf mich! Hey, aufwachen, Azrael! Immerhin habe ich die Kinder fressende Hexe erledigt!«
Der Todesengel änderte plötzlich seine Gestalt. Vor mir stand nun ein hochgewachsener Bursche, der mich ein wenig an meinen abhandengekommenen Sohn Wally, alias Mjølnir, erinnerte. Er trug eine Rüstung, die mit Totenköpfen und rot-gelben Flammen verziert war: »Okay, dir sei verziehen. Was wäre ich für ein Engel, wenn ich auf Rache sinnen würde?«
»Ein Racheengel?«, entgegnete ich.
»So gesehen, hast du recht. Okay, was willst du von mir?«, fragte er, holte einen Taschenspiegel aus seiner Tunika und ordnete sich die roten Korkenzieherlocken.
»Es geht um Loki. Es geschehen Dinge, die nur allzu sehr seine bekannte Handschrift tragen.«
Azrael sah zu mir und steckte den Spiegel wieder zurück. »Dieser alte Trickster schmort nach wie vor in der Hölle; bewacht von meinen vier Schattenwächtern.«
»Ach ja? Bist du dir da hundertprozentig sicher?«, fragte ich daraufhin.
»Natürlich kann man sich niemals hundertprozentig sicher sein. Aber immerhin führt Satan bei ihm die Aufsicht und sorgt dafür, dass er nicht wieder an die Oberfläche kommt, um erneut die Apokalypse auszulösen.«
»Halt mich nicht für den ungläubigen Thorsten...«
»...Thomas, es heißt Thomas, nicht Thorsten!«, unterbrach er.
»Scheißegal! Und du traust dem obersten Boss der schlimmsten Dämonenschar, die die Welt jemals zu Gesicht bekam?«, konterte ich.
»Natürlich nicht! Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Satan zu vertrauen, ist nahezu naiv«, bestätigte Azrael.
Ich nickte zustimmend. »Gut, das sehe ich genauso. Meinst du nicht auch, es wäre mal wieder an der Zeit für einen unangemeldeten Kontrollbesuch?«
»Du willst mitkommen?«, fragte Azrael zweifelnd.
»Ja, was dagegen?«
»Eigentlich schon. Na gut, dann schuldest du mir einen Gefallen«, erwiderte der Todesengel.
… Ich erklärte mich einverstanden. Was konnte denn der Tod schon Großartiges von einem Vampir einfordern?
*