Читать книгу Der Aushilfsvindicator - Elke Bulenda - Страница 9
Ein Gedanke kann nicht erwachen, ohne andere zu wecken.
Оглавление(Marie von Ebner-Eschenbach)
Wieso hatte ich mich eigentlich der Illusion hingegeben, Odin könnte mich sanft an meinem Bestimmungsort absetzen?
Stattdessen brummte er bloß: »Wir sind da! Los, runter vom Gaul! Mach´s gut, und lass dich nicht wieder zerlegen!«
Dabei schubste er mich äußerst ruppig von Sleipnirs Rücken. Wir befanden uns keineswegs wieder auf festem Boden, sondern noch immer zwischen weichen, weißen, flauschigen Wolken, die leider nicht dazu geneigt waren, meinen immer rasanter werdenden Fall zu entschleunigen. Wie jedes Mal, machte ich mich auf das Schlimmste gefasst.
Auf dem Weg nach unten wurde es rapide dunkler. Dabei hatte ich keinen blassen Schimmer, wo es für mich überhaupt hingehen sollte. Trotz allem ergriff mich seltsamerweise nicht im Geringsten die blanke Panik, da ich darauf hoffte und vertraute, wenigstens Allvater Odin habe einen konkreten Plan.
Die anschließende Landung entzog sich meiner Wahrnehmung. Allem Anschein nach musste ich gnädigerweise das Bewusstsein verloren haben, bevor ich in einen See, oder irgendwo ins Meer stürzte. Ich erwachte auf dem Rücken treibend und spürte um mich herum eine angenehme, warme Nässe. Allerdings konnte ich kaum hoffen, in der Karibik zu sein, da die dazugehörige, typische Geräuschkulisse fehlte. Zudem besaß das Wasser eine außergewöhnlich zähflüssige, beinahe schon schleimige Konsistenz. Ich konnte mich kaum bewegen, weil sich diese Masse regelrecht an mir festgesaugt hatte. Um mich herum herrschte eine totale, stockdüstere Finsternis. Es war so finster, dass ich selbst mit meinen Vampir-Sinnen kaum etwas wahrnehmen konnte, - außer…was zum… hä? Metallwände?
»Hey! Wo bin ich hier? - Und was ist das für ein verdammter Gubbel?! Lasst mich raus, ihr elenden Wichser, sonst mache ich aus diesem verschissenen Teil einen versengten Klumpen Metall!«, fluchte ich laut.
»Ah, er ist wieder da! Und es geht ihm gut, denn er flucht schon wieder!«, vernahm ich Barbiels erfreute Stimme.
Vor meinen Augen erschien ein greller Blitz, der mich schier blind werden ließ. Barbiels Stimme wurde lauter: »Oh, entschuldige, Ragnor. Ich hätte dich zuvor warnen sollen, die Augen zu schließen«, sagte der Engel und machte sich bereit, mich aus meinem Gefängnis zu befreien. »Warte einen Moment, bitte noch nicht aufstehen! Ich muss zuerst einmal das Kraftfeld abschalten!«
Das zuvor stetig leise Brummen verstummte, während der Sog der zähflüssigen Masse augenblicklich nachließ.
»Wie fühlst du dich?«, fragte der Engel sanft.
»Hungrig und nass!«, erwiderte ich verstimmt. »Was ist das für ein seltsamer Tank?«, erhob ich mich und kletterte tastend über den Rand des Bassins. Barbiel war so frei, mir Handtücher und einen Bademantel zu reichen.
»Dies ist ein Regenerationstank. Und der Gubbel, wie du ihn so salopp bezeichnest, ist eine Nährflüssigkeit, die hilft, schwere Verletzungen in kürzester Zeit zu heilen. Und glaube mir, du hattest es bitter nötig. Kannst du dich daran erinnern, was zuletzt passierte?«, fragte er neugierig.
Langsam fühlte ich mich wieder in der Lage meine Umgebung genauer wahrzunehmen. Der Engel war nicht die einzige anwesende Person. Ein älterer Kerl las einen Bericht, der ihn dermaßen fesselte, dass er mich nicht zu bemerken schien.
»Zuletzt? Ich erinnere mich an Richard Parks, einen ominösen Vampir-Jogger und eine heftige Explosion...«
Sofort fiel mir ein, was mit meiner rechten Hand passiert war. Vorsichtshalber untersuchte ich sie eingehend, doch sie sah aus wie immer. Es gab keine Narben, Hautverfärbungen oder andere Anomalien. Trotzdem bewegte ich sie, um zu testen, ob sie einwandfrei funktionierte.
»Ich erinnere mich daran, wie mir etliche Körperteile um die Ohren flogen, unter anderem sogar meine eigenen... Wie beispielsweise meine Hand.«
»Du hast unglaublich viel Glück gehabt - und dicke Haut. Zuerst glaubten wir, von dir sei nicht mehr allzu viel übriggeblieben. Jedoch die Wagentür, hinter der du standst, hat wie ein großer Schild, die wichtigsten Teile deines Körpers geschützt. Tja, den Rest mussten wir zusammensuchen und wieder an den richtigen Fleck setzen. Spürst du etwa noch irgendwelche Schmerzen oder Funktionseinschränkungen?«, wollte Barbiel wissen. Noch immer musterte er mich, als erwarte er, mein Kopf könnte abfallen.
»Diese gottverdammten Bastarde! Keine Ahnung, kann ich noch gar nicht sagen. Wie lange war ich weg?«, stellte ich die alles entscheidende Frage.
Hoffentlich war die Spur der Täter noch nicht erkaltet. Denn jetzt hatte ich einen persönlichen Grund, diese Vampir-Rotte zu fangen und nach Bedarf auszuweiden.
Barbiel wirkte besorgt: »Lass es langsam angehen, hörst du? Ragnor, wir sollten dich noch einmal ordentlich durchchecken, ehe du dich erneut auf die Hatz begibst«, riet der Engel. Er deutete mit einer Geste auf den älteren Herren, der seine Lesebrille zur Stirn hochschob und mich nun prüfend betrachtete.
»Hey, Babsi? Wer ist dieser komische Kerl? Und wo befinde ich mich überhaupt?«
Der besagte komische Kerl kam näher und streckte mir seine Hand entgegen, die ich geflissentlich ignorierte: »Mein Name ist Professor Doktor Francis Steen, Spezialist für Regenerationsmedizin, freut mich dich kennenzulernen, junger Mann.«
»Halt mal den Ball flach! Ich bin um Längen älter als du!«, knirschte ich. »Wie lange bin ich schon hier und habe in diesem Tank gelegen?«
Der Alte hüstelte lachend: »Nur die Zeit im Tank? Oder auch die, die wir benötigten, um dich wieder zusammenzuflicken?«, fragte er zynisch. »Du bist jetzt insgesamt vier Tage bei uns«, antwortete der Professor und holte eine kleine Stabtaschenlampe aus der Brusttasche seines Arztkittels. Damit leuchtete er mir in die Augen, die Ohren und in die Nasenlöcher. Zuletzt wollte er in mein Maul gucken...
»Spinnst du?«, knurrte ich wütend. »Lass den Scheiß!«
Barbiel gab sich entrüstet: »Sei nicht so unhöflich, du Rüpel! Wir wollen dir doch nur helfen!«
»Hau ab, du nervst!«, gab ich zurück. »Mach dich nützlich und bringe mir meine Sachen!«
»Sehr wohl, Eure Hoheit! Ha, welche denn? Die verbrannten und zerfetzten, die von der Explosion übriggeblieben sind?«, fragte er frech.
»Was für eine Frage! Nein, die aus meinem Hotelzimmer, die ihr sicherlich längst geholt habt!«
Düpiert verdrehte er die Augen und ging. »Kaum bist du wieder da, kommandierst du herum, als seien wir deine Lakaien!«
»Ja, heul´ doch, du Pussy!«, knirschte ich. »Und bring die Bluttabletten mit, ich habe Kohldampf!«
Professor Steen holte seine Aufzeichnungen hervor und blätterte darin herum. »Sag, wie fühlst du dich? Irgendwelche Schmerzen? Wir sollten, bevor du dich bekleidest, eine ausführliche Untersuchung bei dir vornehmen«, beschied er.
»Nichts da! Ich fühle mich gut. Du hast mir noch immer nicht beantwortet, wo wir uns befinden. Wenn du mir nicht antworten willst, ist es deine Sache; doch sobald ich den Laden durch diese Tür verlasse, werde ich sowieso wissen, wo wir sind. Und was dich angeht; glaubst du, meine Mutter hat mich mit dem Klammerbeutel gepudert? Deine Aura kann ich lesen wie ein Buch. Du bist ein Igor. Ein wirklich geistreicher Name: Francis Steen. Ganz klar eine Abwandlung des Namen Frankenstein!«
»Oh, schlimm, schlimm, schlimm! Du hast mich enttarnt!«, sagte der Professor sarkastisch lächelnd. »Na und? Du bist ein Vampir und wir arbeiten beide sowohl für Salomons Ring, als auch für den Vampir-Rat. Natürlich sind wir nicht in der Hauptstelle des Rings, aber in einer der vielen Außenposten. Wir befinden uns in der Area 51½. Genau zwischen Area 51 - Groom Lake, und Area 52 - Tonopah, im Süden Nevadas. Und das genau einhundertfünfzig Meter unterhalb der Erdoberfläche. Viel Spaß beim Suchen der Tür ins Freie.«
»Ernsthaft? Area 51½?«, fragte ich leicht irritiert. »Und warum siehst du nicht wie ein Flickenteppich aus?«
… Bis auf Nepomuk, dem Diener der Gräfin Cosima Henrietta Sophia Josephine Amalia von Weißenburg, waren mir bisher nur Igors untergekommen, die aussahen, als seien sie von einem betrunkenen und nicht weniger wahnsinnigen Wissenschaftler verhackstückt, und anschließend wieder zusammengeschustert worden. Ich kann mir zwar nicht viel merken, aber bei Leuten, die bei mir auf Lebenszeiten verschissen haben, klappt es ganz prima. Siehe Nepomuk...
»Du bist ein klarer Fall von arroganter Ignoranz. Ich sagte bereits, ich sei Professor für Regenerationsmedizin. Diesen Titel habe ich nicht erdacht, sondern selbst erarbeitet. Deshalb.«
Ehe er auf den Gedanken kommen konnte, mich wieder in meine Einzelteile zerlegen zu wollen, kam Barbiel zurück und überreichte meine Kleidung. »Hier, und brich dir keinen Zacken aus der Krone, mir zu danken!«
»Okay, gut, dass du mich daran erinnerst«, nahm ich meine Klamotten entgegen und zog mich an. »Kannst du mich hier raus bringen? Hier stinkt´s nach Igor!«
»Du wieder… Natürlich, kein Problem. Zuvor solltest du aber noch mit jemandem sprechen«, zeigte er sich einverstanden. Bevor wir aufbrachen, nickte er dem Professor zu. »Vielen Dank, Herr Professor, dass du ihn wieder zusammen geflickt hast. Nimm es Ragnor nicht übel, er hat einen schlimmen Sprachfehler. Er kann leider nicht das Wort ›Danke‹ sagen.«
»Keine Ursache«, nickte der Professor. »Es ist wohl besser, wenn wir nicht ›Auf Wiedersehen‹ sagen, wie?«, winkte er.
Dabei fiel mir auf, dass er an der rechten Hand sechs Finger besaß. Dies ist wieder mal so typisch für einen Igor. Früher standen sie, als schmückendes Accessoire, auf Buckel, während sie heutzutage auf eher Unauffälligeres, wie z. B. Polydaktylie, zurückgreifen.
Vom Hunger getrieben, pfiff ich mir eine Handvoll Bluttabletten rein. Dann folgte ich Barbiel. Die Türen öffneten sich und glitten auseinander. Vor uns lag nichts anderes als ein unendlich lang wirkender, grell erleuchteter Gang mit vielen nicht gekennzeichneten Türen. »Hm, erinnert mich an das Raumschiff Enterprise!«, bemerkte ich und folgte Barbiel in einen Lift. Die Fahrt kam mir unendlich lang vor, was auch nicht verwunderlich war, da der Professor erzählte, wir befänden uns einhundertfünfzig Meter unter der Oberfläche. Seltsamerweise besaßen die Knöpfe des Fahrstuhls keinerlei Ziffern. Die Dauer der Fahrt nutzte Barbiel, um mir eine Moralpredigt über das Thema Undank zu halten, während ich mir die Zeit mit einem lauten Pfeifen vertrieb.
»Ja, pfeif´ ruhig, ich werde dir trotzdem die Leviten lesen. Zum Glück hast du jetzt deinen Hunger gestillt. Wenn du hungrig bist, bist du unausstehlich. Noch viel unausstehlicher als sonst. Wo wir gerade beim Thema sind: Du bist durch und durch undankbar! Ehrlich, manchmal wünsche ich mir innig, du würdest ein wenig einsichtiger werden, und nicht in jeder Person, die dir hilft, deinen persönlichen Feind wittern!«, meckerte der Engel ungehalten.
»Ach ja? Wurdest du, oder ich in die Luft gesprengt? Und das bestimmt nicht von meinen Freunden. Und ich wünsche mir, du könntest deinen Schnabel halten, damit ich diese herrlich langweilige Fahrstuhlmusik genießen kann!«, konterte ich.
Oben angekommen, kotzte uns der Fahrstuhl wieder aus.
In dieser Etage sah es genauso aus, wie in der, von der wir gerade gekommen waren.
»Sind wir überhaupt in einem anderen Stockwerk?«, wollte ich wissen. »Und wieso sind hier nirgends Schilder oder Bezeichnungen an den Türen? Alles sieht völlig gleich aus!«
»Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Falls jemand Unerwünschtes hier eindringen sollte, wird er sich heillos verlaufen und nicht das finden, was er hofft«, antwortete Barbiel.
»Klar, würde sicherlich für Verwirrung sorgen, wenn an der Tür stünde: Fremdartige Alien-Technologie«, brummte ich. »Mich wundert rein gar nichts mehr. Weißt du, wie ich nach Fort Knox kam?«
»Ich hörte da etwas läuten. Blobb erzählte uns vage davon«, erwiderte der Engel. »Muss ich jetzt raten?«
»Mit einem Raumgleiter, der ohne Kerosin, mit einer angeblich überall vorhandenen Magnetenergie völlig lautlos fliegen konnte. Zudem machte er sich unsichtbar und war weder für die Augen, noch für das Radar erkennbar. Mann, wenn ich das hier und jetzt erzähle, könnten andere glauben, ich gehöre in die Zwangsjacke!«
Wieder liefen wir durch gleich aussehende Gänge und wählten scheinbar eine der x-beliebigen Türen. Endlich kamen wir in eine Art Cafeteria.
Dort erwartete uns Agent Dent, einsam an einem Tisch sitzend, während er eine Tasse Kaffee trank.
Barbiel nahm Kurs auf ihn und nickte zur Begrüßung. »Special Agent Dent? Hier ist er wieder, und das so gut wie neu!«
Special Agent Dent musterte mich. »Ah, Ragnor! Du kannst einem wirklich einen tierischen Schrecken einjagen! Nimm doch Platz«, bat er.
Barbiel nickte ihm noch einmal freundlich zu. »So, dann verabschiede ich mich. Ich habe noch zu tun.«
Mir hingegen warf er einen mahnenden Blick zu: »Und du benimm dich gefälligst«, rügte er mich erneut sanft.
Dafür bekam er von mir den Mittelfinger gezeigt, der - Dank des Professors Steen - wieder einwandfrei funktionierte.
»Ja vielen Dank, Agent Marx«, sagte Agent Dent zum Abschied. Barbiel machte sich daraufhin vom Acker. Wahrscheinlich musste er noch seinen Bericht verfassen.
Dent sah ihm nachdenklich hinterher. »Ich habe noch nie jemanden wie Agent Marx kennengelernt. Er strahlt so eine... Sanftmut aus.«
»Ja, das ist signifikant für ihn. Barbiel ist so sanftmütig, dass die Schafe ihn vor dem Einschlafen zählen.«
Stu grinste, dann wurde er ernst.
»Okay, Stu, was ist los? Du bist sicherlich nicht gekommen, um dich von meiner Genesung zu überzeugen. Und wo ist überhaupt Agent Scully?«, fragte ich und winkte einer vorbeilaufenden Kellnerin: »Bring mir einen großen Pott Kaffee!«
»Scully?«, fragte Stu verwirrt und schaute nebenbei auf das recht ansehnliche Fahrgestell der Serviererin.
»Na, deine Partnerin. Du bist Mulder, und sie ist Scully! Mensch, hast du noch nie Akte X gesehen?«, rollte ich mit den Augen. »Ehe du antwortest, einen kleinen Moment, Stu.«
…Apropos, wo wir gerade von den X-Akten sprachen…
In der Cafeteria sah es aus, wie in Chalmun's Kantine in Mos Eisley.
Star Wars Fans kennen sicherlich diese Szene vom Wüstenplaneten Tatooine. Allerdings konnte man bei dem Anblick, der sich bot, denken, Tatooine sei aus unerfindlichen Gründen mit Tolkiens Mittelerde kollidiert. Um uns herum saßen Orks, Zwerge, Elben, und die ganze Palette an Mischwesen, die man sich nur vorstellen kann: Zentauren, Faune, Minotauren usw.
Zumindest wirkten Silent Blobb und seine Begleitung darin ausnehmend außerirdisch. Offensichtlich flirteten sie ungehemmt miteinander. … Blobb flirtete? Das war neu!
Ich sah mich um und winkte Dracon, der gerade seinen gebratenen, halben Hahn mit einem gezielten Feuerstoß in ein Stück Kohle verwandelte. »Hey, Dracon. Wer ist das, mit dem Silent Blobb dort dermaßen massiv turtelt?«, wollte ich wissen.
»Das ist Mister Gray«, beantwortete er meine Frage.
»Das ist gar kein Mister, denn es hat Möpse! Und grau ist dieses Wesen auch nicht, sondern grün!«, stellte ich fest. »Kommt es vom Mars?«
»Wo du wieder ´in guckst… Na und? Was ´eißt das schon? Namen sind Schall und Rauch!«, zuckte Dracon mit den Achseln. »Nein, nischt vom Mars. Isch glaube von Gliese 581d«, gab er zurück. »Folglisch ist sie also Glieserianerin«, sprach´s und verspeiste seinen verkokelten Gockel mit einem Happs.
Mit dieser Antwort musste ich mich zufrieden geben und wandte meine volle Aufmerksamkeit wieder Agent Dent zu. Nebenbei fragte ich mich, warum ihn die Gesellschaft, die ihn umgab, nicht im Mindesten beunruhigte. Offensichtlich war er schon etwas länger ein speziell ausgesuchter Verbindungsoffizier von Salomons Ring. Möglicherweise war auch er nicht ganz das, was man zuerst meinte, in ihm zu sehen.
»Okay, Stu, bin jetzt ganz Ohr!«
»Isla begutachtet den Tatort«, sagte Stu. »Bevor du fragst… Sie untersucht den neuen Tatort. Dort herrscht nichts anderes als an dem vorherigen: Gähnende Leere. So viel Dreistigkeit ist uns bisher noch nicht untergekommen! Während du quasi nebenan lagst, um zu genesen, haben unsere Freunde erneut einen ganz großen Coup gelandet.«
»Das verstehe ich nicht. Habe ich irgendetwas verpasst? Reden wir beide etwa über Area fifty-one?«, fragte ich leicht irritiert.
Mein Gegenüber nickte. »Ganz genau.«
»Was haben sie diesmal gestohlen? Geheime Alien-Technologie?«
»Nein. In Fort Knox erwähnte ich bereits, dass nur die Hälfte des Goldes dort deponiert sei; die andere befände sich an einem anderen geheimen, gut bewachten Ort. Tja, woher sie das wussten, bleibt mir nach wie vor ein Rätsel«, sagte Stu und trank den Rest seines Kaffees in einem Zug.
»Okay, ich weiß inzwischen, woher sie ihre Informationen beziehen. Offensichtlich spähen sie ihre vermeintlichen Opfer gezielt aus. Wenn sie über die Vorlieben und Gewohnheiten des Beschatteten Bescheid wissen, arrangieren sie ein Treffen und horchen ihn aus. Mittels ihrer Geisteskräfte kann sich besagtes Opfer hinterher nicht mehr an die Einzelheiten dieser Zusammenkunft erinnern. Mein Informant, den es inzwischen zerlegt hat, erzählte von mysteriösen Damenbesuch. Es waren vier an der Zahl: Eine Blondine, eine Rothaarige, eine Brünette und eine Schwarzhaarige. Quasi decken sie damit die gesamte Geschmackspalette ab. Für jede Vorliebe ist etwas dabei. Wenn wir die zwei anderen Knaben dazu zählen, die wir auf den Aufnahmen ausmachen konnten, wissen wir, dass mindestens sechs Personen daran beteiligt sind«, beendete ich meine Ansprache.
»Gut, dann wissen wir schon mal, wie ihre Vorgehensweise funktioniert. Zudem haben wir eine Spur. Wenn sie von Kentucky bis Nevada geschlagene 2000 Meilen fuhren, und ich glaube nicht, dass sie einen Flieger nahmen, mussten sie sieben Bundesstaaten durchqueren. Die einzige Strecke, die dafür in Betracht kommt, ist durch Maut gebührenpflichtig. Dort sind für gewöhnlich Kameras installiert. Wir sollten einen Fotoabgleich davon machen, wer allesamt diese sieben Mautstellen passierte. Und wenn sie wirklich zu sechst fuhren, sollten wir nach einem Wohnmobil, einem großen Van, oder Lieferwagen Ausschau halten«, gab sich Stu optimistisch.
Der Kaffee schmeckte grauenvoll. Nicht nur deshalb verzog ich das Gesicht. »Achtet auf lichtdicht beklebte Scheiben. Bisher waren sie nur nachts aktiv. Was mich ankotzt: Wir hinken dieser illustren Truppe stets einen Schritt hinterher. Wenn wir ihre genaueren Motive wüssten, könnten wir bestimmen, wo sie als Nächstes zuschlagen. Vorausgesetzt, sie tauchen nicht wieder ab, und verschwinden für immer in der Versenkung. Dann stünden wir ziemlich angemüllert da!«
»Sollten sie wieder zuschlagen, müssen wir das in Kauf nehmen. Dennoch durch ein gezieltes Profiling bekommen wir möglicherweise Gewissheit über ihren nächsten Schritt. Sie werden sich ihres Tuns immer sicherer, um letztendlich einen gravierenden Fehler zu machen. Und dann schnappt die Falle zu!«, prognostizierte Special Agent Dent.
»Sie können überall zuschlagen, wo große Mengen Gold gelagert werden, denn das ist, was sie umtreibt. Wir sollten sämtliche Banken warnen, die große Golddepots besitzen.«
Und während wir unseren Kaffee tranken, ging anderen Ortes bereits wieder die Post ab…
*