Читать книгу Auf der Suche nach Wärme - Ella Mackener - Страница 15

Kapitel 13

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Erzürnt stürzte ich mich auf meine Handtasche und krame die wenigen Sachen, die ich mitgebracht hatte, zusammen. Es ist nicht viel. Selbst über die zwei Einkaufstüten habe ich mich mittlerweile hergemacht.

Am Ende trage ich dieselben Klamotten von Freitag und nicht mehr als meine Handtasche obendrein.

Ich habe bis morgen bezahlt, aber das ist mir egal. Ich will nur weg. Soweit wie möglich. An einen Ort, der mich vergessen lässt; an einen Ort, der mir die Möglichkeit eines Neuanfangs gibt.

Ich will nie wieder in eines der Gesichter blicken, hinter deren Fassade sich Mitleid versteckte, welches sie jetzt in vollem Umfang zutage kommen lassen würden. Mit der Imagination, dass dies jetzt den vorigen Betrug aufwiegen würde.

Ich hasse sie! Ich hasse sie alle.

Sowie ich einen Fuß vor mein Hotelzimmer setze, bilde ich mir ein, augenblicklich unter Beobachtung zu stehen.

In jedem Gast, der an mir vorbeiläuft, glaube ich, auf einmal einen Bekannten zu erkennen. Ich wundere mich selbst über den großen Bekanntenkreis, den ich plötzlich zu haben scheine. Um nichts in der Welt möchte ich jetzt auf jemanden treffen, den ich kenne. Jemanden, der möglicherweise schon um die Geschehnisse wusste. Jemand, der mich an der Flucht hindern könnte.


Erleichtert atme ich auf, als ich die Rezeption erreiche. Ein junges Pickelgesicht blitzt mich mit seiner Zahnspange an.

"Guten Morgen. Was kann ich für sie tun?", fragt er zuvorkommend.

"Ich möchte auschecken", entgegne ich ihm ungerührt seiner Freundlichkeit. Der Stolz in meiner Stimme hallt nach. Schutzmechanismus, denke ich, obwohl ich über die Kälte in meiner Stimme verwundert bin.

"Thaler ist mein Name"

"Natürlich, Frau Thaler. Sehr gern", er widmet sich voller Tatendrang dem Computer, ein Lächeln umschmiegt noch immer seine prallen, fuchsia-farbenen Lippen.

Verwunderung huscht über sein Gesicht.

"Frau Thaler, wie ich sehe, hatten sie ursprünglich bis zum Mittwoch gebucht. Darf ich…"

Ich falle ihm ins Wort: "Es war alles in bester Ordnung. Bitte ziehen sie die Kosten für die Minibar ab und alles ist erledigt"

Sein Kopf ist um 5 cm nach unten gesunken. Er fühlt sich nicht mehr wohl in seiner Haut. Seine Augen umspielt ein nervöses Zucken.

Unter anderen Umständen hätte ich Mitleid mit dem Jungen gehabt, der wohl gerade erst in seiner Ausbildung steckt. Aber momentan fürchte ich nur um mich. Ich kann diese Umgebung, ich kann diese Menschen, die diese Stadt erfüllt und die mir plötzlich alle so vertraut sind, nicht länger ertragen.

"Ähm, natürlich, Frau Thaler. Welche Getränke soll ich ihnen abrechnen?"

"Alle"

Für einen Sekundenbruchteil war sein Gesicht zu einem Fragezeichen geballt, aber als er aufschaute und mein ungerührtes Gesicht sah, zwang er sich zur Besonnenheit.

"Selbstverständlich", er hat zu seiner alten Form zurückgefunden und zieht mir alle Kosten von meinem Konto ab.

Zu unserer beider Erleichterung stapfe ich schnellstmöglich aus dem Hotel.


Auf der Suche nach Wärme

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