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Die Brandbeschleuniger 18. Januar 2012 - Die Rolle der Ratingagenturen

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Die Ratingagenturen sind doch nicht so mächtig, wie sie gerne vorgeben. Trotz der umstrittenen Herabstufung durch Standard & Poor‘s konnte der Euro-Rettungsschirm EFSF problemlos 1,5 Milliarden Euro an den Kapitalmärkten aufnehmen. Die Händler hätten die Downgradings längst erwartet, S&P laufe der Entwicklung hinterher, hieß es zur Begründung. Doch schon droht der nächste Rundumschlag – diesmal von Fitch.

Für den Moment hat sich die Lage in Euroland wieder beruhigt. Der auf 440 Milliarden Euro ausgelegte EFSF verfügt nach dem erfolgreichen Marktgang über genug Geld, um wie bisher Irland und Portugal zu stützen. Die Mittel reichen auch noch aus, um das geplante neue Hilfsprogramm für das Not leidende Griechenland mit 150 Milliarden Euro zu finanzieren. Der Fonds sei handlungsfähig, betonte Eurogruppenchef Juncker.

Lag Standard & Poor‘s also daneben, geht die Euro-Rettung ungestört weiter? Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Als der EFSF 2010 aufgebaut wurde, war er als abschreckende Brandmauer gedacht, die eine Ausweitung der Eurokrise verhindern sollte. Dieses Ziel wurde klar verfehlt: Italien und Spanien rutschten trotzdem in die Krise – und für eine Rettung dieser beiden großen Euroländer ist schlicht nicht genug Geld da. Auch die Idee, den EFSF mit einem Finanzhebel aufzublasen, ist de facto gescheitert.

Zudem ruhen die Hoffnungen der Euro-Retter nun mehr denn je auf Deutschland. Wenn sich die Krise also doch noch verschärft, werden sich alle Blicke nach Berlin wenden. Bundesfinanzminister Schäuble hat vorsichtshalber schon einmal erklärt, er denke nicht daran, den EFSF aufzustocken. Auch sonst blockt Schäuble jede Debatte über die Euro-Rettung ab.

Doch lange lässt sich das Denkverbot wohl nicht durchhalten. Wenn die nächsten Herabstufungen kommen – Fitch plant schon den nächsten Rundumschlag – wird die Debatte wieder aufleben. Die schlechten Ratings wirken also nicht unmittelbar, aber doch schleichend – ähnlich wie ein Brandbeschleuniger.

Und obwohl man dies in Berlin und Brüssel weiß, streiten die Euro-Retter bei jedem Aufflammen der Krise aufs Neue. Diese zögerliche Haltung wiederum nehmen die Analysten von S&P und den anderen US-Agenturen zum Anlass, erneut schlechte Noten zu verteilen, so wie beim letzten Mal: Auch die jüngsten Downgradings wurden mit der unentschlossenen EU-Politik begründet.

Und der nächste Streit zeichnet sich schon ab: Italiens Regierungschef Mario Monti forderte mehr Hilfe von Deutschland beim Kampf gegen die Krise. Im Gegenzug zu den Sparplänen seiner Regierung müsse Berlin nun auch bei der Finanzierung der Schulden helfen, so Monti in der „Financial Times“. Neben Gemeinschaftsanleihen („Eurobonds“) käme auch eine Aufstockung der Rettungsschirme in Frage.

Es sei auch im wohlverstandenen Interesse Berlins, mehr zu tun, mahnte Monti, denn sonst drohe ein Anwachsen der Deutschlandfeindlichkeit. Die Antwort von Kanzlerin Merkel: Sie wisse gar nicht, was Monti eigentlich meine…

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