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The PIGS are back 24. Mai 2011 - Die Märkte attackieren Italien und Spanien

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Nach Griechenland, Irland und Portugal geraten nun auch Italien und Spanien in den Sog der Schuldenkrise. Obwohl sich wirtschafts- und fiskalpolitisch in Madrid und Rom nichts, aber auch gar nichts verändert hat, fordern die Finanzmärkte plötzlich höhere Risikoaufschläge für den Kauf von Anleihen. Zur Begründung wird der negative Ausblick einer Ratingagentur für Italien und die Protestwelle in Spanien angeführt – doch beides ist an den Haaren herbeigezogen.

Die US-Agentur Standard & Poor‘s hatte Italien am Wochenende überraschend unter Beobachtung gesetzt – wegen des schwachen Wachstums und angeblich fehlender Reformperspektiven. Doch die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone hat weder Liquiditäts- noch Solvenzprobleme. Das schwache Wachstum ist nicht neu, und die Regierung Berlusconi bereitet längst ein Sparpaket vor. Objektiv gibt es also keinen Grund für die Nervosität, wie Insider bestätigen.

Noch abstruser ist die Marktreaktion bei Spanien. Das Land hat gar kein Schuldenproblem, wohl aber ein massives soziales (die horrende Jugendarbeitslosigkeit). Deshalb wurden die regierenden Sozialisten bei den Kommunal- und Regionalwahlen am letzten Wochenende abgestraft, was nun angeblich die Märkte beunruhigt. Nach derselben Logik müsste auch Deutschland unter Druck kommen, weil Merkels CDU die Wahl in Bremen verloren hat…

In Wahrheit heizen zwei Gründe die Schuldenkrise an: Zum einen spekulieren die Finanzmärkte schon seit Jahren massiv gegen die so genannten PIGS (Portugal, Italien, Griechenland und Spanien) – und wie der Zufall es will, fehlen nur noch Italien und Spanien auf der lukrativen Abschuss-Liste, die mittlerweile beliebig ergänzt wird (Irland kam schon hinzu, so dass Experten von den PIIGS sprechen; nun kommt auch wieder Belgien ins Gerede).

Zum anderen verunsichert Griechenland die Anleger. Doch auch hier geht es nicht um die wirtschaftliche oder finanzielle Lage in Athen, die sich kaum verändert hat (und sich nach der Logik der Märkte sogar bald verbessern dürfte, da Athen einen Räumungsverkauf seines Staatsbesitzes einleitet). Für Unruhe sorgen vielmehr die Chefs der Eurozone, die offenbar die Nerven verloren haben und ihren Partner regelrecht kaputt reden.

So hört man in Brüsseler EU-Kreisen immer öfter, Griechenland sei ein „failed state“, dem man nicht mehr helfen könne. Prominente EU-Experten gefallen sich in abfälligen Bemerkungen, die darin gipfeln, die Regierung in Athen solle sich an die Weltbank wenden, denn EU und IWF seien nur für entwickelte Länder zuständig. Weitere Spitzen kommen ausgerechnet aus Rom und Madrid – denn dort fürchtet man die „Ansteckung“ mit dem „griechischen Virus“ (der in Wahrheit in den Märkten in New York und London hockt und nicht in Athen).

Die EU-Granden haben dem bisher nichts entgegenzusetzen. Ratspräsident Van Rompuy, der noch im März verkündet hatte, nun sei die Ansteckungsgefahr für Spanien und Italien gebannt, beklagt sich, dass die Märkte Griechenland keine Zeit für Korrekturen lassen – um im nächsten Satz den Spekulanten recht zu geben und sofortige Anpassungen zu fordern.

Eurogruppenchef Juncker schweigt seit seinem misslungenen Geheimtreffen einiger handverlesener Finanzminister in Luxemburg. Und von Kanzlerin Merkel hört man nur noch populistische Beschimpfungen der angeblich arbeitsscheuen Südeuropäer, während sich Finanzminister Schäuble hinter den Kulissen mit der Europäischen Zentralbank über eine mögliche Umschuldung Griechenlands streitet.

Wenn man es recht bedenkt, erinnert das dann doch irgendwie an einen Saustall…

Wir retten die Falschen

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