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Girija ahnte nicht, dass ›Mr. Lee‹ niemand anderes als Mr. Tans Bruder war. Mr. Tan sah sehr fein aus. Mr. Lee hatte grobe, schwere Züge, einen mürrischen Gesichtsausdruck und eine prahlerische, ungeduldige Art zu reden, die an Rüpelhaftigkeit grenzte. Girija mochte ihn nicht.

Sie hatten sich nicht weit von der Plantage entfernt in einem Gasthaus getroffen. Mr. Lee hatte dort für die Nacht ein Zimmer genommen, und die beiden erkannten einander ohne Schwierigkeit.

Dieses erste Zusammentreffen war kurz. Mr. Lee zog Girijas Liste hervor und fragte ihn, ob er in der Lage sei, das Vorhandensein der angeführten Ware dadurch zu beweisen, dass er von jedem Artikel, den Mr. Lee sich aussuchte, ein Muster beibrächte.

Girija nickte. »Ich habe schon gesagt, dass mein Freund Muster vorlegen könnte, wenn das erforderlich ist. Allerdings bitte ich darum, einen Artikel auszusuchen, der klein und leicht ist.«

»Wie klein? Wie leicht?«

»Klein und leicht genug, um in der Tasche getragen zu werden. Sie können nicht von mir erwarten, dass ich mit einem Gewehr auf dem Rücken die Straße heruntergeradelt komme.«

»Ist ein Ladestreifen für eine Maschinenpistole klein genug?«

»Ja. Und ich werde dazu noch ein paar Schuss Munition mitbringen.«

»Wann?«

»Montag.«

»Heute ist Donnerstag. Warum nicht morgen?«

»Vor Montag lässt es sich nicht einrichten.«

»Also gut. Aber ich kann es mir nicht leisten, meine Zeit zu verschwenden.«

Am Sonntag fuhr Girija nach Awang hinaus und machte sich auf den Weg zum Versteck. Es war einige Monate her, dass er das Dach repariert hatte, und die Bastmatten waren in schlechtem Zustand. Zudem waren die Termiten wieder da. Er hoffte, Mr. Lee würde es wirklich so eilig haben, wie er behauptet hatte.

Am Montag traf er wieder mit Mr. Lee zusammen und zeigte ihm ein paar Schuss Munition und einen Ladestreifen.

Mr. Lee wischte das Fett vom Ladestreifen herunter und betrachtete die deutschen Warenzeichen eingehend. Schließlich steckte er den Ladestreifen in die Tasche.

»Scheint in Ordnung zu sein«, sagte er. »Selbstverständlich muss ich dieses Firmenzeichen erst nachprüfen. Inzwischen brauche ich noch ein paar Auskünfte von Ihnen. Wo soll die Anlieferung stattfinden?«

»Hier in der Gegend.«

»Was, glauben Sie, braucht man zum Abtransport der Ware?«

»Einen Drei-Tonnen-Lastwagen.«

»Lagert die Ware in der Nähe einer Straße?«

»Im Augenblick nicht. Sie kann zu einem Ladeplatz geschafft werden, der fünfzig Meter von einer Straße entfernt liegt; aber dann ist es nötig, drei Tage im voraus Bescheid zu geben.«

»Das dürfte schwierig sein.«

»… aber leider unumgänglich.« Girija sprach mit Bestimmtheit. Er hatte drei Jahre Zeit gehabt, dieses logistische Problem zu lösen, und wusste, dass es keine andere Antwort darauf gab.

»Fünfzig Meter von der Straße, sagten Sie. Würden Sie und Ihr Freund zur Stelle sein, um beim Einladen behilflich zu sein? Es müsste nachts geschehen.«

»Ich oder mein Freund würde dort sein. Zwei Mann könnten mit dem Aufladen in weniger als einer Stunde fertig werden. Am schwersten sind die Gewehrkisten. Es sind neun, und jede wiegt etwa vierzig Pfund. Aber die Kisten haben Taugriffe.«

Mr. Lee blickte ihn interessiert an. »Sie reden, als hätten Sie Erfahrung auf diesem Gebiet?«

»Ich bin Geschäftsmann, Mr. Lee.« Girija machte eine Pause. »Vielleicht sollten wir jetzt, wo Sie die Muster geprüft haben, die finanziellen Bedingungen und Regelungen besprechen.«

Mr. Lee zog die Liste aus der Tasche. »Die Preise, die Sie hier aufführen, sind verrückt. Das wissen Sie natürlich.«

Girija lächelte. »Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Und ich verstehe das natürlich. Diese Ware ist immer schwierig an den Mann zu bringen. Der richtige Käufer mag nicht sofort gefunden werden. Die Nachfrage ist nicht gleichbleibend. Die Transport- und Lagerungskosten sind hoch. Man muss mit sehr kleiner Verdienstspanne arbeiten. Deswegen bin ich auch bereit, fünfzig Prozent dieser Schätzpreise dem Verkaufsagenten zu überlassen.«

»Sie sind bereit dazu, Mr. Krishnan? Und was sagt Ihr Freund dazu?«

Girija war nicht aus der Ruhe zu bringen. »Gegenwärtig bin ich ermächtigt, in seinem Namen zu sprechen«, erwiderte er. »Ich sage ›gegenwärtig‹, weil mein Freund erwägt, nach Singapur zu gehen, um sich persönlich über die Marktlage zu informieren.«

»Könnte Ihr Freund die Ware transportieren?«

»Er hat Geduld. Er kann warten.«

Mr. Lee antwortete nicht sogleich. Er hatte genug von Girijas strahlendem Lächeln und dem lässigen Singsang seiner Stimme.

»Ihre Preise sind verrückt«, wiederholte er kalt.

Wieder lächelte Girija. »Dann werde ich sie herabsetzen, Mr. Lee. Ich werde dreißigtausend malaiische Dollar netto akzeptieren.«

»Das ist ein unerheblicher Nachlass.«

»Das ist der einzige, den ich geben kann.«

»Ich werde zwanzigtausend zahlen.«

Sie einigten sich schließlich auf fünfundzwanzigtausend, zahlbar einen Monat nach Übergabe der Ware. Über die Transaktion fertigten sie gemeinsam ein Protokoll an, durch das sich jede der beiden vertragschließenden Parteien gegen Mord oder Betrug von seiten der anderen Partei schützte.

Die Zusammenkunft endete in gutem Einvernehmen und gegenseitiger Hochachtung.

Am nächsten Tag nahm Tan Yam Heng den Zug nach Singapur zurück.

Eine Woche später flog Tan Siow Mong nach Hongkong. Er blieb nur zwei Tage dort; aber er konnte mit seiner Nichte und ihrem Mann, Khoo Ah Au, einen unterhaltsamen und konstruktiven Abend verbringen.

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