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Girija wurde in Cawnpore, United Provinces of India, geboren. Seine Eltern waren Bengalen. Er war der einzige Sohn und hatte fünf Schwestern. Als er sechs Jahre alt war, reiste sein Vater, der Subahdar, mit einer Abordnung seines Regiments nach London, um im Krönungszug von König George VI. mitzumarschieren. Während dieses Aufenthalts nahm der Subahdar an einer Stadtrundfahrt teil, bei der er den Tower, die Westminster-Abtei, das Parlamentsgebäude, das Britische Museum, den Gerichtshof, die Battersea-Elektrizitätswerke und aus unerfindlichen Gründen eine Fabrik in Acton zu sehen bekam, in der Autobuskarosserien hergestellt wurden. Beladen mit Souvenirs und voller ehrgeiziger Pläne für seinen Sohn kehrte er nach Indien zurück. Ganz besonders hatte ihn der Gerichtshof beeindruckt. Girija würde Rechtsanwalt werden oder zumindest Polizist.

Girija wurde weder das eine noch das andere. Der Subahdar fiel in der Schlacht von Alamein, und Girija verbrachte die nächsten drei Jahre in einem Militärwaisenhaus in Benares. Nach Kriegsende schrieb seine Mutter ihrem Bruder, der in Singapur eine Baumwollfirma hatte, ob er sie und die Kinder aufnehmen wollte, da sie von ihrer Witwenrente nicht leben könnten. Die Aussicht auf billige Arbeitskräfte veranlasste den Bruder, das Geld für die Passage sofort abzuschicken. Im Dezember 1946 reisten sie als Zwischendeckpassagiere von Kalkutta nach Singapur. Die Orden des Subahdars und die kostbaren Andenken an seine Reise nach London nahmen sie mit: den Krönungsbecher, die bunten Postkarten, die Zeitungsausschnitte und Fotografien, den Aschenbecher aus der Unteroffiziersmesse der Chelsea-Kaserne und den Katalog des Omnibuskarosserien-Fabrikanten.

Im letzten Jahr seiner Waisenhauszeit hatte Girija gelernt, im Geschäftsjargon Briefe zu schreiben, und war in Buchhaltung und Betriebsorganisation unterwiesen worden. Der Onkel in Singapur fand ihn brauchbar; so brauchbar, dass er nach drei Monaten seinen Buchhalter entließ, dem er vierzig Dollar (Straits) in der Woche gezahlt hatte, und durch Girija ersetzte, der nur zwanzig bekam. Girija war damals sechzehn Jahre alt. Er blieb zwei Jahre in Singapur. In dieser Zeit lernte er Malaiisch und ein paar Brocken Kantonesisch und schloss Freundschaft mit einem indischen Parsen, der im Büro eines chinesischen Finanzkonzerns arbeitete.

Kapitalknappheit, durch Internierung zerrütteter Gesundheitszustand oder auch nur allgemeine Hoffnungslosigkeit, die von den anfänglichen Erfolgen der Terroristen herrührte, veranlassten damals viele Engländer in Malaya, ihre Gummiplantagen zu verkaufen. Und das chinesische Syndikat kaufte. Von seinem indischen Freund, dem Parsen, erfuhr Girija, dass der neue Verwalter eines kürzlich erworbenen Grundstücks im Norden über das Büro in Singapur einen Sekretär angefordert hatte.

Der Onkel war sehr erzürnt über Girijas Entschluss, ihn zu verlassen. Er erging sich in dunklen Drohungen, ihn mit Hilfe eines gerichtlichen Zahlungsbefehls zur Erstattung der Passagekosten zu zwingen. Zu seiner Überraschung blieb der Bluff ohne Wirkung. Nicht nur, dass Girija, den er für einen nachgiebigen und etwas furchtsamen jungen Mann gehalten hatte, ihn laut auslachte und jeden Respekt vermissen ließ, er drohte auch noch, Mutter und Schwestern mit sich nach Norden zu nehmen, falls deren Bezahlung nicht sofort verdoppelt würde. Ein lautstarker bengalischer Familienstreit entbrannte, in dessen Verlauf Girija eine weitere und viel ernstere Drohung ausstieß. Er hatte insgeheim eine Aufstellung der Konten seines Onkels verfertigt und war nun entschlossen, sie dem Inspektor der Steuerbehörde zu schicken. Der Onkel heulte und redete von der Undankbarkeit seines Neffen, gab jedoch klein bei. Girijas Mutter umarmte den Sohn voller Stolz und erklärte, dass er sich seines Vaters würdig erwiesen habe.

Als die Zeit zur Abreise gekommen war, bat sich Girija jedoch von all den Sachen, die seinem Vater gehört hatten, nur eine einzige aus: den Katalog der Autobuskarosseriefabrik. Seine Schwestern waren erleichtert. Sie hatten befürchtet, dass er als Mann die Orden des Subahdars beanspruchen würde.

Der Katalog war ein Buch im Quartformat, dessen brauner Deckel in erhabenen grünen Lettern den Namen des Fabrikanten trug. Der Band enthielt achtundvierzig Seiten aus satiniertem glänzenden Papier, auf denen, neben den farbigen Abbildungen ihrer Außen- und Innenansichten, zwanzig verschiedene Bustypen aufgeführt und bis ins Einzelne beschrieben waren. Es gab Doppeldeck- und Eindeckbusse; Busse, in denen der Fahrer selbst kassierte, und Busse, die einen Schaffner erforderten. Es gab Zwölf-, Vierundzwanzig- und Sechzigsitzer; Busse für den Überlandverkehr und Busse für den Stadtverkehr, für kalte und für warme Gegenden. Der Einband hatte Eselsohren bekommen, und vom vielen Umblättern hatten sich ein paar Seiten gelöst. Ein Tintenklecks verunzierte die Titelseite. Der Katalog war Girijas kostbarster Besitz.

Als kleiner Junge hatte er stundenlang darin geblättert, die Abbildungen betrachtet und den Text wieder und wieder gelesen, bis er ihn schließlich auswendig kannte. Im Waisenhaus, getrennt von Mutter und Katalog, hatte er Trost darin gefunden, dass er sich den Text vorsprach. Er fing an mit dem Vorwort des Vorsitzenden des Aufsichtsrates:

»Indem wir diese, die achtzehnte Ausgabe unseres Katalogs mit, wie ich glaube, berechtigtem Stolz unseren Kunden in aller Welt vorlegen, sind wir uns bewusst, dass …«, und endete mit der genauen Beschreibung eines vierzigsitzigen Mittelstreckenbusses (erhältlich auf A.E.C. oder Commer-Chassis), »wie er auch der argentinischen Regierung geliefert wurde. Preis 8586 Pfund, f.o.b. London«.

Eines Tages hatte er in Benares einen neuen Bus gesehen, in dem er eine Abwandlung eines der im Katalog aufgeführten Typen zu erkennen glaubte. Der Bus war gerade im Anfahren, und Girija musste fast eine halbe Meile laufen, ehe er ihn an der nächsten Haltestelle einholen konnte. Noch außer Atem suchte er nach dem Firmenschild des Karosserieherstellers. Als er es endlich entdeckte, war der Bus schon wieder im Anfahren. Girija erfasste eine Welle freudiger Erregung; es war das richtige Firmenschild gewesen. Von diesem Augenblick an wusste er genau, was er auf dieser Welt tun wollte. Er würde einen Autobusdienst betreiben.

Auf dem Geschäftspapier seines Onkels schrieb er von Singapur aus seinen ersten Brief an den Karosseriehersteller. Seit einiger Zeit war er sich bewusst geworden, dass der Originalkatalog aus London, so teuer er ihm war und immer bleiben würde, inzwischen längst veraltet sein musste. Dennoch fiel es ihm nicht leicht, die neueste Ausgabe zu bestellen. Aus irgendwelchen ihm selbst unerfindlichen Gründen kam es ihm wie Verrat vor.

Das Eintreffen des Katalogs bereitete ihm dann Sorgen anderer Art. Der Katalog selbst war großartig; aber unglücklicherweise war er mit einem höflichen Schreiben des Verkaufsmanagers übersandt worden, der ihm darin mitteilte, dass der Fernostvertreter der Firma, Mr. W.W. Belden, demnächst in Singapur eintreffen würde, um den Bedarf seines Omnibusparks an Ort und Stelle persönlich mit ihm durchzusprechen. Wochenlang war Girija voller Angst vor Mr. Beldens drohender Ankunft ins Büro seines Onkels gegangen und hatte sich vor den beschämenden Szenen gefürchtet, die sich abspielen mussten, sobald die Wahrheit herauskam. Aber Mr. Belden war niemals eingetroffen, und nach einer gewissen Zeit hatte Girija den einzig richtigen Schluss daraus gezogen. Mr. Belden musste sich über die Finanzlage seines Kunden informiert und beschlossen haben, keine Zeit an ihn zu verschwenden.

Seine Vorsicht war verständlich. Der billigste Vierundzwanzigsitzer kostete zur Zeit mehr als 3000 Pfund; also fast doppelt so viel wie der billigste Bus, der im Katalog von 1937 aufgeführt war. Eines aber hatte Girija im neuen Katalog besonders interessiert: der Auszug aus einem Artikel, der einer Fachzeitschrift für Straßenverkehrsmittel entnommen war. Er fand heraus, dass die Zeitschrift in Singapur erhältlich war, und wurde Abonnent. Diese Lektüre machte ihn mit den wirtschaftlichen Problemen öffentlicher Verkehrsbetriebe vertraut. Als er die Stellung bei Mr. Wright antrat, hatte er bereits eine recht klare Vorstellung von der Möglichkeit, seinen Traum zu verwirklichen. Falls er sich nicht ein Betriebskapital von mindestens zwanzigtausend Dollar (Straits) verschaffte, waren seine Chancen, einen Überlandbusverkehr in bescheidenem Umfang aufnehmen zu können, gleich Null.

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