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ОглавлениеDie Frühzeit des Bistums Würzburg
Die ersten Würzburger Bischöfe
Der erste Bischof Burkard von 742 war wie sein Mentor Angelsachse und Benediktinermönch. Er unterstützte Bonifatius’ Wirken durch Teilnahme an Synoden. Mit Abt Fulrad von St. Denis reiste er 750/51 nach Rom, um Papst Zacharias zur Absetzung der Merowingerkönige zugunsten der bereits de facto regierenden karolingischen Hausmeier zu bewegen. Seine Teilnahme an dieser für Franken existenziellen Frage unterstreicht seinen Rang als Bischof im Machtgefüge des Reichs. In Würzburg gründete er das Andreaskloster – später St. Burkard – zu Füßen des Marienberges. Von besonderer Bedeutung war 752 die Erhebung der Gebeine des hl. Kilian und seiner Gefährten sowie deren Übertragung in seine Kathedrale auf dem Marienberg. Burkard soll sein Bischofsamt an Megingoz abgegeben haben, da er in Michelstadt ein Kloster gründen wollte. Er soll jedoch bereits am 2. Februar 753 in einer kleinen Höhle unterhalb der Homburg am Main gestorben sein, in der bis heute seiner gedacht wird.
Der zweite Würzburger Bischof Megingoz oder Megingaud (reg. 753–768) zog sich ebenfalls vorzeitig von seinem Amt zurück. Er gründete um 770 in dem Ort Rorinlacha Kloster Neustadt. Den Besitz stiftete ein Graf Hatto und die Abtei wurde in den Schutz Karls d. Gr. gestellt. Nach seinem Tod 794 fand Megingoz sein Grab zunächst im Dom zu Würzburg. Heute steht der Sarg im benachbarten Neumünster. In Schwarzach (Suuarzaha) am Main war 794 ein Frauenkloster errichtet worden, mit Theotrada, einer Tochter Karls d. Gr., als Äbtissin, das jedoch 877 aufgegeben wurde. Um 816 stifteten Megingaud d. J. und seine Gemahlin Imma Kloster Megingaudhausen am Laimbach nahe Marktbibart und übergaben es dem Reichsabt Benedikt von Aniane. Dessen Mönche zogen später nach Schwarzach um, wo sie seit 918 belegt sind.
Das Bistum bis zum Ende der Karolingerzeit
Der Sprengel des Bistums Würzburg war nahezu deckungsgleich mit dem Gebiet der vormaligen hetenischen Herzöge in Ostfranken, von Thüringen abgesehen. Im Westen grenzte er an Mainz und im Norden an Erfurt, das seit 755 ebenfalls zu Mainz gehörte. Im Südwesten folgte Worms, dem sich nach Süden Speyer sowie Konstanz und im Südosten Eichstätt anschlossen. In den Mittelgebirgen im Osten lag ein zunächst nicht eindeutig bestimmter Grenzraum. Dort wurde 1007 das Bistum Bamberg errichtet, für das Würzburg größere Teile seines Sprengels aufgeben musste.
Ungeachtet der Ausstattung des Bistums war die Organisation jenseits des Kerngebiets etwa im Maindreieck oder zwischen Main und Tauber lückenhaft. Auf die adeligen Eigenkirchen dort hatte der Bischof nur eingeschränkten Einfluss. Umfassende Leitungsgewalt erhielt er erst im Hochmittelalter; den weltlichen Herren verblieb fortan nur das Patronatsrecht zur Besetzung der Pfarreien. Meist mussten anfangs große Gebiete von den Geistlichen versorgt werden, die oft unzureichend ausgebildet waren. Die frühen Pfarrkirchen waren vermutlich Holzbauten, die kaum mehr als eine Generation Bestand gehabt haben. Kirchen aus Stein lassen sich erst in Mellrichstadt für das 8. und in Kleinlangheim für das 10. Jh. belegen.
Nur Jahrzehnte nach seiner Gründung agierte das Bistum Würzburg selbst in der Missionsarbeit. Karl d. Gr. beauftragte 793 Bischof Berowelf, für die Wenden an Main und Rednitz Kirchen zu errichten und dorthin Priester zu schicken. 14 Slawenkirchen wurden bis 810 erbaut. Berowelf war auch bei der Missionierung der Sachsen in der Gegend um Paderborn tätig. Diese Aufgabe übernahm 795 der in Würzburg ausgebildete Sachse Hathumar. Das Bistum Verden an der Aller wurde von den Abteien Amorbach und Neustadt am Main für das Christentum stabilisiert. Der erste Bischof von Verden war Abt Spatto von Amorbach und Neustadt am Main.
In Würzburg stammten die Bischöfe bald aus dem lokalen Adel: Kam Bischof Burkard noch aus Südengland, war sein Nachfolger Megingoz (reg. 753–768) wohl ein Mattone. Unter Bischof Berowelf (reg. 768/769–800), der enge Kontakte zu Karl d. Gr. gepflegt hat, wurde der Bau des ersten Doms abgeschlossen. Über die Bischöfe Liutrit (reg. 800–803) und Egilwart (reg. 803–810) ist wenig bekannt. Wolfgar (reg. 810–832) mehrte erfolgreich Besitz und Einkünfte des Bistums. Hunbert (reg. 833–842) verdankt die Dombibliothek manchen Zuwachs. Ebenfalls ein fränkischer Adelsspross war Gozbald (reg. 833–842). Er war seit 830 Abt von Niederaltaich und brachte nach Würzburg einige Schreiber mit, die die Dombibliothek mit Abschriften bereicherten. Einen neuen Typ Bischof verkörperte Arn (reg. 855–892). Der Geistliche, Politiker und Soldat war an mindestens vier Heerzügen gegen die Normannen sowie die slawischen Böhmen und Mährer beteiligt und fiel 892 im Kampf. Arn engagierte sich 888 aktiv an der Synode in Mainz und vollendete den Wiederaufbau des durch Brand zerstörten Würzburger Doms. Ferner gehen neun Landkirchen auf Arn zurück. Mit dem Konradiner Rudolf I. (reg. 892–908) wurde Würzburg in die Fehde zwischen Popponen – respektive den älteren Babenbergern – und Konradinern hineingezogen. Die Ungarn drängten ins Land und Bischof Rudolf I. fiel im Kampf. In unruhigen Zeiten regierten auch die Bischöfe Thioto (reg. 908–931) und Burkard II. (reg. 931–941).
Die Würzburger Dombibliothek
Eine wichtige Rolle für die Glaubensverbreitung spielte die Würzburger Dombibliothek (Libri sancti Kiliani). Bereits aus dem 8. Jh. hat sich ein Katalog ihrer Bücher überliefert. Mit Sicherheit haben Bonifatius und die anderen Missionare Bücher mitgebracht. Bis zur Mitte des 9. Jhs. bestand in Würzburg ein angelsächsisches Skriptorium, in dem Bücher geistlichen Inhalts kopiert und Schreiber ausgebildet wurden. Zudem ließ man sich Bücher etwa im Benediktinerkloster Fulda abschreiben. Das sogenannte Kilians-evangeliar, eine französische Handschrift um 600, gelangte erst später nach Würzburg. Gleiches gilt für die irischen Handschriften der Dombibliothek, die bis zur Säkularisation zu einer der bedeutendsten Büchersammlungen in Deutschland zählte.
Ansicht des Klosters Theres auf einem Kupferstich von 1745. Auch wenn die Anlage nach Plänen von Joseph Greissing nahezu völlig in barocken Formen erneuert wurde, prangt doch im Wappen noch immer der Babenbergische Adler und kündet von Alter und Herkunft der Abtei.
Die Babenberger Fehde
Nach dem Tod Ludwigs d. Frommen wurde das karolingische Reich 843 unter seinen drei Söhnen aufgeteilt: Ostfranken fiel an Ludwig d. Deutschen, dessen Dynastie bis zum Tod von Ludwig d. Kind 911 bestand. Außer den Würzburger Bischöfen gab es in Ostfranken viele altadelige Geschlechter, die sich im Dienst der Karolinger bewährt hatten und dafür mit Besitz – und damit Einkünften und Macht – ausgestattet worden waren.
Eine dieser Familien waren ab dem 9. Jh. die Popponen, benannt nach einem Graf Poppo im Grabfeldgau; sie hießen auch die (älteren) Babenberger, benannt nach der untergegangenen „Babenburg“ auf dem Bamberger Domberg. Poppo III. (887/9–945) avancierte zu einem der mächtigsten Adeligen in Ostfranken. Der mit den Konradinern verwandte König Arnulf († 899) begann den Einfluss dieser Familie einzudämmen und machte 892 mit Rudolf I. einen Konradiner zum Würzburger Bischof. Der 900 in Forchheim zum letzten karolingischen König in Ostfranken erhobene Ludwig IV. d. Kind († 911) vergab Güter der Popponen an die mit ihm verwandten Konradiner. Konrad d. J. wurde 906 Herzog von Franken. Im Zuge der „Babenberger Fehde“ fiel der Poppone Adalbert 903 in das Bistum Würzburg ein und vertrieb zeitweise Bischof Rudolf I. König Ludwig IV. griff später ein und belagerte den Babenberger in seiner Burg Theres am Main bei Haßfurt. Obwohl sich Adalbert ergab, wurde er hingerichtet und seine Güter einschließlich Bamberg großenteils zugunsten des Königs eingezogen. Damit war die Fehde beendet, ohne die Parteien wirklich zu befrieden.