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ОглавлениеWürzburg in der ottonisch-salischen Reichskirche
Unterfranken in ottonischer Zeit
König Otto I. (936–973) wurde 962 König des langobardischitalienischen Reiches und ließ sich vom Papst zum Kaiser krönen. Damit nahm das Heilige Römische Reich seinen Anfang. Otto weilte oft in Franken und besuchte alleine die Pfalz Salz bei Neustadt an der Saale viermal. Zu Würzburger Bischöfen machte Otto Geistliche, die wohl alle in der Reichskanzlei gedient hatten. Das Bistum Würzburg verdankte vor allem Otto II. (reg. 973–983) zahlreiche Hoheitsrechte und Schenkungen, die sein Territorium arrondierten. Andererseits musste Bischof Heinrich I. (reg. 995/6–1018) hinnehmen, dass König Heinrich II. (reg. 1002/14–24) mit Bamberg im Jahr 1007 ein neues Bistum errichtete, das großenteils aus Würzburger Gebiet herausgeschnitten wurde. Fortan war dessen Einfluss auf das Land westlich des Steigerwaldes zurückgedrängt.
Zu einer Säule der Macht der Würzburger Bischöfe sollten die Klöster im Bistum werden. Ihnen unterstand anfangs nur das Andreaskloster zu Füßen des Marienberges. Von Bischof Berowelf war 795/800 St. Gumbert in Ansbach erworben worden. Ebenfalls aus karolingischer Zeit stammte (Frauen-) Schwarzach am Main, aus dem nach 877 Münsterschwarzach wurde. Relativ kurzlebig war das Frauenkloster in Karlburg. Die anderen frühen Klöster standen unter königlichem Schutz oder waren adelige Eigenklöster. Auf ein Klostersterben in der späten Karolingerzeit setzte mit Unterstützung der Bischöfe im späten 10. Jh. eine Neubelebung klösterlicher Kultur im Bistum Würzburg ein. Bischof Hugo (reg. 983–990) erneuerte das Andreaskloster in Würzburg. Juristisch unkorrekt, aber den Methoden seiner Zeit gemäß, erhielt Bischof Bernward (reg. 990–995) von Otto III. (reg. 983/996–1002) im Jahr 993 mit Unterstützung von gefälschten Urkunden die Klöster Amorbach, Neustadt a. M., Homburg a. M., Murrhardt und Schlüchtern „zurück“. Zur Sicherheit (?) ließ er sich unter Benutzung einer echten Urkunde Ludwigs des Deutschen das an sich unstrittige Kloster Münsterschwarzach bestätigen. Ähnlich suchten seine Nachfolger diesen klösterlichen Besitz von Otto III., Heinrich II. und Konrad II. (reg. 1024–39) bestätigt zu bekommen, und banden ihn damit stets ein wenig fester an Würzburg. Damit einher gingen Neugründungen wie Stift Haug und St. Stephan in Würzburg sowie neue Klosterkirchen in Amorbach, Schlüchtern und Münsterschwarzach.
Vertreter dieser Klosterpolitik waren Persönlichkeiten wie Theoderich, Konventuale des Reformklosters Fleury, der 1010 bis 1018 in Amorbach lebte. Abt Alapold aus St. Emmeram in Regensburg reformierte 1001 im Auftrag von Bischof Heinrich I. Münsterschwarzach. Als Ausfluss dieser neuen geistlichen Kultur dürfen ferner die Neubelebung der Würzburger Domschule und das neu erwachte Interesse an der Geschichtsschreibung gewertet werden. Vielleicht in St. Stephan entstand mit dem Chronicon Wirceburgense eine bis 1057 reichende Weltchronik. Unter den Historikern ragen der als Domscholaster von 1108/09 bis 1120 tätige Schotte David und Abt Ekkehard (1108–25) aus Kloster Aura hervor.
Die Schweinfurter Fehde von 1003
Schon vor der Jahrtausendwende waren die Schweinfurter Markgrafen im bayerischen Nordgau sowie am oberen Main – etwa in Banz, in Schweinfurt oder in Heidenfeld – umfassend begütert. Ihre Machtansprüche eskalierten 1003 in der „Schweinfurter Fehde“. Markgraf Hezilo († 1017) hatte den Aufstieg des bayerischen Herzogs Heinrich IV. und seine Erhebung zum König als Heinrich II. im Jahr 1002 in Mainz stets unterstützt. Von Heinrich zunächst darin bekräftigt, sah er sich als dessen Nachfolger in der Würde des bayerischen Herzogs. Schon 1002 hatte er sich Thietmar von Merseburg zufolge um die Belehnung mit diesem Herzogtum bemüht. Heinrich vertröstete ihn bis nach dem Königsumritt. Als sich Hezilo zunehmend getäuscht sah, verbündete er sich im August 1003 mit dem polnischen Herzog Boleslav Chrobry zu einer kriegerischen Fehde mit Heinrich II. im bayerischen Nordgau. Als Kampforte sind die Burgen Sulzbach sowie die in Ammerthal (Lkr. Amberg-Sulzbach), Creußen (Lkr. Bayreuth), Kronach und schließlich Schweinfurt überliefert. Nach seiner Niederlage flüchtete Markgraf Hezilo zu seinem polnischen Verbündeten. Seine Mutter Eilica soll die ihr als Witwensitz dienende Schweinfurter Burg nur dadurch vor der Zerstörung gerettet haben, dass sie drohte, sich mit der Burgkirche verbrennen zu lassen. Der besiegte Hezilo wurde schließlich auf der Burg Giebichenstein gefangen gehalten, aber bereits 1004 begnadigt. Lag das Machtzentrum des Markgrafen vor 1003 in der heutigen Oberpfalz, scheint es danach auf die Schweinfurter Burg verlegt worden zu sein, wo er 1017 begraben wurde. Die bayerische Herzogswürde aber war an Heinrichs Schwager, Graf von Luxemburg, gegangen.
Der Traum des hl. Martin. – Sandsteinrelief aus der ehemaligen Benediktinerabteikirche in Neustadt am Main (Lkr. Main-Spessart), 1. Hälfte 12. Jh.
Als letzte aus dem Geschlecht der Markgrafen schenkte Alberada ihr Kloster Heidenfeld 1069 an Bischof Adalbero von Würzburg. Wohl 1071 bestimmte sie ihre Güter in Banz zur Gründung eines Benediktinerklosters und übertrug es, obwohl im Bistum Bamberg gelegen, ebenfalls dem Bischof von Würzburg.
Bischof Bruno und der salische Dom in Würzburg
1034 wurde Bruno von Kärnten, ein Vetter des salischen Kaisers Konrad II. (reg. 1024–39), Bischof von Würzburg (reg. 1034–45). Er pflegte die Nähe zum König und zog mit Heinrich III. (reg. 1039/46–56) gegen die Ungarn, wo er in Persenbeug zu Tode kam. Der Initiative des Bischofs wird die ab 1040 erbaute salische Anlage des Würzburger Doms verdankt. Der Bau wurde im Westen mit der Doppelturmfront und der Vorhalle sowie zugleich im Osten mit der Krypta begonnen. Unter Brunos Nachfolgern wohl verändert weitergeführt, wird der Dom in einer Quelle von 1133 bereits als ruinös beschrieben. Bei den Arbeiten im Langhaus taucht ein Baumeister Enzelin auf. 1188 wurde der unvollendete Dom geweiht. Eine weitere Bauphase unter Bischof Hermann von Lobdeburg (reg. 1225–53) galt vor allem den Chorbauten und dem Querschiff.
Das Bistum Würzburg während des Investiturstreits
Die prägende Persönlichkeit in der zweiten Hälfte des 11. Jhs. war der Bruno nachfolgende Bischof Adalbero (reg. 1045–90). Anfangs hob er sich durch seine Reformanstrengungen ab. So berief Adalbero aus der Abtei Gorze in Lothringen den Mönch Egbert († wohl 1076) nach Münsterschwarzach, der das Kloster nach den Regeln der Junggorzer Reform erneuerte und eine nach ihm benannte Basilika errichtete. Von Schwarzach aus wurde dann die Benediktinerabtei im österreichischen Lambach reformiert, wo sich die Burg von Adalberos Vater befand. 1057 folgte St. Stephan in Würzburg. Weitere Stätten des Wirkens von Egbert waren St. Burkard in Würzburg, Neustadt am Main und das Bamberger Michaels-Kloster sowie einige Abteien in Österreich und Sachsen.
Auf dem Höhepunkt des Investiturstreits, in dem Kaiser und Papst um das Recht der Einsetzung von geistlichen Würdenträgern rangen, zeichnete sich Adalbero als Anhänger der Linie Papst Gregors VII. (reg. 1073–85) aus. Er beteiligte sich an der Absetzung Heinrichs IV. (reg. 1056–1106) und betrieb 1077 in Forchheim die Wahl Herzogs Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig. 1085 wurde Adalbero von Gregor VII. selbst abgesetzt. Schließlich musste er das Bistum Würzburg aufgeben und starb 1090 im Exil im väterlichen Lambach.
Einige seiner Anhänger gründeten unter Führung des Domherrn Gerung das Augustinerchorherrenstift in Triefenstein am Main. Der von Heinrich IV. eingesetzte Bischof Emehard von Comburg-Rothenburg (reg. 1089–1105) bestätigte das gegen ihn errichtete Stift und beschenkte es ebenso wie das Stift Lambach. In seiner Außenpolitik suchte Emehard mal die Nähe zu Papst Urban II., dann wieder zum Kaiser.
Die Wirrungen des Investiturstreits steigerten sich unter dem von Kaiser Heinrich IV. (reg. 1056–1106) eingesetzten Bischof Erlung (reg. 1105–21). Der letzte salische Kaiser Heinrich V. (reg. 1106–25) vertrieb Erlung aus Würzburg. Dennoch stellte der sich auf die Seite des Kaisers und wurde dafür von Papst Paschalis II. (reg. 1099–1118) zeitweise suspendiert. Heinrich V. beauftragte Erlung, Verhandlungen mit der in Köln versammelten Mehrheit der deutschen Reichsfürsten zu führen. Danach brach der Bischof mit dem gebannten Heinrich V. und schloss sich dessen Gegnern an. Zu Ende seines Lebens versöhnte sich Bischof Erlung wieder mit dem Kaiser und erhielt 1120 das Richteramt für Ostfranken übertragen – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer herzogsähnlichen Stellung der Würzburger Bischöfe.
Heinrich V. ernannte vermutlich im Februar 1122 Graf Gebhard von Henneberg zu Erlungs Nachfolger. Parallel dazu wählte das Domkapitel Rugger, Propst des Neumünsters, zum Bischof, der aber bereits 1125 starb. Trotzdem konnte sich Gebhard als Bischof nicht durchsetzen und gab 1127 seine Ansprüche auf das Würzburger Amt (zunächst) auf.