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Das Land am mittleren Main: Versuch einer Annäherung Landschaft und Raum

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Gespeist von seinen beiden Quellflüssen Weißer und Roter Main in Oberfranken erreicht der Main zwischen Zeil und Haßfurt Unterfranken. Er „schlendert“ dort zunächst von Osten nach Westen entlang der burgenreichen Haßberge mit dem Grabfeld um Bad Königshofen und der kuppeligen Rhön bei Bischofsheim im Norden. Bei Schweinfurt zieht es ihn nach Süden, wo er eine Ebene durchquert, die im Osten und Süden vom hügeligen Steigerwald begrenzt wird. Dem Maindreieck folgend, erreicht der Fluss das Weinland um Volkach und Kitzingen. Daran schließt sich im Süden der fruchtbare Ochsenfurter Gau an. Dort zieht der Main steil nach Nordwesten, passiert die unterfränkische Metropole Würzburg und weicht bei Gemünden dem Spessart aus. Wieder geht’s entlang des Mainvierecks nach Süden, bis der Fluss bei Urphar für etliche Kilometer erneut seine Hauptrichtung nach Westen ändert. Bei Miltenberg fließt er nach Norden in Richtung Aschaffenburg, wo er das fränkische Bayern bald verlässt, um bei Mainz in den Rhein zu münden.

Heute sind die politischen Grenzen Unterfrankens genau definiert und dennoch historisch gesehen „fließend“. Manche Aschaffenburger sehen sich rund 200 Jahre nach der Säkularisation noch immer als „mainzisch“ an und nicht wenige Bewohner an der Tauber verstehen sich genauso als (Unter-) Franken. Von denen im südlichen Thüringen gar nicht zu reden.

Sieht man einmal von dem bei Hörstein zutage tretenden Urgestein ab, dann ist die unterfränkische Landschaft geologisch dreigeteilt: Spessart und Odenwald werden durch den Buntsandstein geprägt, auf dem Eichen- und Buchenwälder wachsen. Vor allem die Spessart-Eichen sind wegen ihrer Qualität gefragt. Mainviereck und Maindreieck bilden die „Fränkische Platte“ mit bis zu 300 m dicken Plattenlandschaften aus Kalkgestein als Fundament. Das Ackerland darüber besteht aus Löß und Lößlehm. Südlich von Schweinfurt dominiert die Keuperstufe, in die immer wieder Sandsteinbrüche eingebettet sind. Nordöstlich des Mainvierecks erhebt sich die von einstigen Vulkanen geformte Rhön mit dem Gipfel des 927 m hohen unterfränkischen Kreuzbergs. Der dort anstehende Basalt war früher als Straßenbelag sehr begehrt. Davon zeugen riesige Steinbrüche, die sich die Natur allmählich wieder zurückerobert. Das Landschaftsbild der Rhön wird von Wiesenflächen geprägt. An den Rändern des Gebirges haben Heilquellen die Entstehung von Kurbädern gefördert.


In einer spektakulären Schleife ändert der Main bei Urphar nahe Wertheim seine Fließrichtung.

Entlang den nach Süden und Westen ausgerichteten Steilhängen am Main wächst ein vorzüglicher Wein, dem die Winzer mit dem Bocksbeutel seit rund zwei Jahrhunderten ein charakteristisches Gefäß verliehen haben. Wegen der feinen mineralischen Note schätzen Kenner auch die Weine vom Steigerwald. Möchte man Unter- von Oberfranken unterscheiden, dann soll es hier mehr Wein und dort mehr Bier geben.

Die fruchtbaren Böden bieten hervorragende Bedingungen für Spargel und Zuckerrüben. Die Kitzinger Gegend ist eine Gartenbaulandschaft. Darüber hinaus werden Zwetschgen, Äpfel oder Birnen geerntet oder häufig zu edlen Destillaten gebrannt. Zwischen Würzburg und Werneck prägen Äcker mit Weiß- und Blaukraut das Bild. Sennfeld und Gochsheim bei Schweinfurt betreiben den Anbau von Gurken („Kümmerli“), die zu Sauerkonserven verarbeitet werden. Das benachbarte Schwebheim gilt als „Apothekengarten“. Ein großer Kräuterhersteller sitzt in Abtswind. Und dann gibt es noch immer Bauern, die Viehzucht treiben: Von irgendwoher müssen zu diesem vielen Gemüse die wohlschmeckenden Bratwürste und die leckeren „Schäuferli“ (gebratene Schweineschultern) kommen.

Kleine Geschichte Unterfrankens

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