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Eine literarische Hebel-Wirkung

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1811 schrieb der deutsche Schriftsteller Johann Peter Hebel den Essayband Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes, übrigens eines der Lieblingsbücher von Franz Kafka.

Darin ein Aufsatz mit dem Titel „Der geheilte Patient“.

„Reiche Leute haben doch auch allerlei Lasten und Krankheiten auszustehen, von denen gottlob der arme Mann nichts weiß, denn es gibt Krankheiten, die nicht in der Luft stecken, sondern in den vollen Schüsseln und Gläsern, und in den weichen Sesseln und seidernen Betten, wie jener reiche Amsterdamer ein Wort davon reden kann. Den ganzen Vormittag saß er im Lehnsessel und rauchte Tabak, wenn er nicht zu träge war, aß aber zu Mittag doch wie ein Drescher, und die Nachbarn sagten manchmal: ‚Windet’s draußen, oder schnauft der Nachbar so?‘ Den ganzen Nachmittag aß und trank er ebenfalls, bald etwas Kaltes, bald etwas Warmes, ohne Hunger und ohne Appetit, aus lauter langer Weile bis in den Abend, also, daß man bei ihm nie recht sagen konnte, wo das Mittagessen aufhörte und wo das Nachtessen anfing. Nach dem Nachtessen legte er sich ins Bett, und war so müd, als wenn er den ganzen Tag Steine abgeladen oder Holz gespalten hätte. Davon bekam er zuletzt einen dicken Leib, der so unbeholfen war wie ein Maltersack. Essen und Schlaf wollte ihm nimmer schmecken, und er war lange Zeit nicht recht gesund und nicht recht krank; wenn man ihn selber hörte, so hatte er 365 Krankheiten, nämlich alle Tage eine andere.

Alle Ärzte, die in Amsterdam sind, mußten ihm raten. Er verschluckte ganze Feuereimer voll Mixturen und ganze Schaufeln voll Pulver, und Pillen wie Enteneier so groß, und man nannte ihn scherzweise nur die zweibeinige Apotheke. Aber alle Arzneien halfen ihm nichts, denn er folgte nicht, was ihm die Ärzte befahlen, sondern sagte: ‚Wofür bin ich ein reicher Mann, wenn ich leben soll wie ein Hund, und der Doktor will mich nicht gesund machen für mein Geld?‘

Endlich hörte er von einem Arzt. Zu ihm fasste der Mann Vertrauen. Der Arzt merkte bald, was ihm fehlte, nämlich nicht Arznei, sondern Mäßigung und Bewegung. Er sagte: ‚Ihr dürft nicht mehr essen als zweimal des Tages einen Teller Gemüs, mittags ein Bratwürstlein dazu und nachts ein Ei, und am Morgen ein Fleischsüpplein mit Schnittlauch drauf.‘ Der Mann war dem Rat gefolgt und hatte 87 Jahre, 4 Monate und 10 Tage gelebt, wie ein Fisch im Wasser so gesund, und hatte alle Neujahr dem Arzt 20 Dublonen zum Gruß geschickt.“

Anno 1811 gab es vielleicht noch andere Diätkonzepte als heute, aber der Kern der Sache war absehbar. Zu Fuß gehen, anstatt die Kutsche zu nehmen, und sich zügeln beim Völlern – das vermeidet den Schreiner, der den Sarg zimmert.

Trotz dieser frühen Erkenntnisse hat die Wissenschaft bis Anfang der 1950er-Jahre gebraucht, um das amtlich zu bestätigen. Jerry Noah Morris sei Dank.

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