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Des Professors guter Rat...

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Wir müssen diese beiden Aspekte wenigstens kurz betrachten. Zunächst einmal: Der Rat des Professors war gar nicht so schlecht. Es ist nämlich im 19. Jahrhundert etwas entstanden, was man heute einfach als „klassische Physik“ bezeichnet. Diese klassische Physik hat großartige Triumphe erzielt.

Es gab die Bewegungslehre von Newton, mit der man materielle Körper genau beschreiben konnte. Man konnte genau sagen, wie Kugeln zusammenstoßen. Heute können Sie mit der Newtonschen Physik genau berechnen, was passiert, wenn Sie einen Auffahrunfall mit Ihrem Auto haben oder wenn Sie mit einer Saturn-Rakete zum Mond fliegen wollen. Das macht alles die Newtonsche Physik. Das kannte man alles schon im 18. Jahrhundert und Philipp von Jolly wusste das.

Gleichzeitig kannte man auch die Bewegungsgleichung von immateriellen Dingen, also von elektrischen und magnetischen Feldern. Man wusste, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und dabei Lichtbewegungen zustande bringen können. Außerdem wurden inzwischen Maschinen besser verstanden. Man hatte den Energiesatz, mit dessen Hilfe man genau sagen konnte, welche Arbeit eine Maschine leisten kann. Man konnte also überlegen, in welche Richtung Maschinen verbessert werden konnten.

Man hatte auch die Maxwellschen Gleichungen, die die Bewegungen immaterieller Körper ausdrücken, um elektromagnetische Wellen zu produzieren. Das funktionierte. Und es war eigentlich alles klar.

Es ist daher sehr leicht nachzuvollziehen, was von Jolly sagt. Zu erwarten, dass jemand daher kommt und sagt, da ist aber eine Lücke in dem Ganzen, da ist eine Unstetigkeit, ist völlig unabsehbar. Ich denke, dass von Jolly einen guten Tipp gegeben hat. Er konnte von seiner Physik nicht mehr erwarten.

Allerdings, wir wissen ja, dass Prognosen immer schwierig sind, vor allen Dingen, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Sie haben sicher alle von der Prognose des IBM-Vorsitzenden gehört, dass die Welt nicht mehr als fünf Computer brauche und Sie wissen, wie überzeugend das widerlegt worden ist. Und so hat eben von Jolly gesagt, wir brauchen keine Physik mehr, wir brauchen nur noch Details. Das wurde überzeugend auch widerlegt.

Die zweite Frage, die wir uns stellen müssen lautet deshalb: Warum ist Planck diesem Ratschlag nicht gefolgt? In der Anekdote, die Planck erzählt, weist von Jolly auf den ersten Hauptsatz der Thermodynamik hin, den ersten Hauptsatz der Wärmelehre oder den „Energiesatz“. Der „Energiesatz“ ist im frühen 19. Jahrhundert entwickelt und aufgestellt worden. Er wurde z.B. auch von Herrmann von Helmholtz in wunderbarer Weise formuliert. Spätestens 1847 weiß man: Energie kann weder erhalten noch erzeugt werden, sondern Energie bleibt konstant. Energie ist sozusagen immer prä-sent. Es gibt eine Erhaltung der Energie.

Das klingt einfach, aber wenn Sie ein wenig über den Satz nachdenken, wird es schwieriger. Zum Beispiel: Wenn Energie weder vernichtet noch erzeugt werden kann, dann muss es sie immer gegeben haben. Was war dann, als die Welt entstanden ist? Gab es die Energie schon? Ist die Welt sozusagen nur eine Form von Energie, die eine bestimmte Art des Daseins zeigt? Oder ist Energie bei der Entstehung der Welt vielleicht doch erzeugt worden?

Wenn Sie den Energiesatz nur anschauen, stellt sich sofort das Problem des Anfangs und des Endes der Welt. Damit haben Sie das Problem der „Entwicklung“.

4 Portraits (Pauli, Einstein, Planck und Heisenberg)

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