Читать книгу 4 Portraits (Pauli, Einstein, Planck und Heisenberg) - Ernst Peter Fischer - Страница 13

„Heilige Grundsätze“ der Wissenschaft

Оглавление

Das waren ganz knappe Formulierungen, in denen sozusagen die Details der Welt gar nicht vorkommen. Da kommt kein Ball, kein Haus drin vor. Da kommt keine Wärmeleitung, keine Badewanne vor. Das gilt ganz allgemein. Das war für Planck etwas, was ihn immer gelockt hat. Dass ein grundlegendes Verständnis der Natur durch ein einfaches Prinzip, eine ganzheitliche, übersichtliche Darstellung ausgedrückt werden kann. Er sprach dann von „heiligen Grundsätzen“ der Wissenschaft.

Da taucht bei ihm das Wort „heilig“ auf. Der Energiesatz war ein heiliges Prinzip. Der zweite Hauptsatz war ein heiliger Grundsatz, an dem man operieren musste. Wenn man es so betrachtet, hat Planck Naturwissenschaft eigentlich als Religion betrieben. Nicht im Sinne eines „Ersatzes“, dass er, statt sich um Gott zu kümmern, um seine wissenschaftliche Wahrheit bemüht ist. Da ist gewissermaßen die Sehnsucht nach etwas Höherem, die Sehnsucht nach einem alles regierenden Prinzip, das ich versuchen möchte, zu formulieren. Er hat, glaube ich, Naturwissenschaft als Religion betrieben, so wie die großen Wissenschaftler vor ihm.

Keppler hat im 17. Jahrhundert ganz klar seine Astronomie als Gottesdienst empfunden. Sie müssen das wörtlich nehmen: Es ist ein Dienst an Gott, indem ich die Werke Gottes in seinen präzisen Planetenbahnen oder in den Gesetzen, die es gibt, zu erkennen versuche. Jetzt war Planck an einer ähnlichen Stelle. Er wollte die Naturwissenschaft als Erlebnis haben. „Erlebnis“ heißt, dass ich dabei ein Bewusstsein für eine höhere Macht bekomme. Nicht nur einfach eine Formel, die mir irgendein Experiment erklärt, sondern dass ich auch das Gefühl habe, ich gehöre durch diese Erkenntnis zu der Welt, die ich gerade erkannt habe.

Es gibt bei Planck ein merkwürdiges, wunderbares, übereinstimmendes Wechselspiel zwischen einem religiösen Gefühl und dem wissenschaftlichen Streben. Er hat sich viele Gedanken darüber gemacht. Die schönste Passage findet man bei ihm in einem Vortrag, den er 1937, also im hohen Alter schon, im Baltikum gehalten hat. Der Titel: „Religionen und Naturwissenschaften“. Da stellt sich die Frage, wie die beiden etwas über die Existenz von Dingen sagen können, die außerhalb von uns sind, zu denen wir Zugang haben möchten, durch Denken, durch Erfahrung und durch Erleben. Seine große Idee ist, dass die traditionelle Annahme, Religion und Naturwissenschaften verhielten sich gegenläufig, widersprächen sich, unsinnig ist. Sie ergänzen sich. Sie machen eigentlich dasselbe.

Und er hat das wunderbar beschrieben:

4 Portraits (Pauli, Einstein, Planck und Heisenberg)

Подняться наверх