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Freitag, 16. Februar 2007

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Vergebliche Mühe um Hilfe von Außen

In Amerika wurden Briefe von Anne Franks Vater wiederentdeckt. Darin bemüht sich Otto Frank um ein Einreisevisum für die Vereinigten Staaten. Letztlich scheiterte dieser letzte Rettungsversuch.“


Unterdrückung ist ein Synonym für Unmenschlichkeit. Sie beginnt oft in den kleinsten Zellen menschlicher Gemeinschaft und setzt sich fort bis in die obersten Ebenen eines Staates. Ich frage mich, was man dagegen unternehmen soll angesichts der hohen Anzahl an Unterdrückern.


23.09 Uhr

Als er die Augen aufschlug, erblickte er als erstes den Mond, der die untere Hälfte seiner Bettdecke beleuchtete. Ein Schrei hatte ihn geweckt. Ein Schrei war ungefragt in seinen Traum von einer besseren Welt eingebrochen und hatte ihn wachgerüttelt. Einfach so. Er richtete sich auf und spürte, wie sein Herz schneller pochte und sich seine Augen mit Tränen füllten.

Papa – dachte er. Er wird sie erschlagen. Heute. In dieser Nacht.

Er erinnerte sich an den Film, den er vor ein paar Tagen gesehen hatte: An die tote Frau, die von einem Mann in einen Fluss geworfen worden war. Und der Mann war danach weggegangen und hatte so getan, als wäre nichts geschehen. Er war einfach zu einem Kiosk gegangen und hatte dort eine lange Wurst mit Senf gegessen. Vielleicht machte man das ja so, wenn man eine Frau in den Fluss geworfen hatte.

Der Schrei wurde erstickt, aber er wusste, dass es nicht vorbei war.

Und wenn Papa sie erschlug, was würde dann geschehen? Würde Papa sie dann auch in den Fluss werfen? Oder vergraben und sagen, dass sie plötzlich nicht mehr da sei? Vielleicht wird Papa sie auch erwürgen, nicht erschlagen.

Und danach? Bin ich danach dran?

Er wollte zu ihr rennen und Vater wegzerren und sagen, dass er aufhören solle. Aber er tat es nicht, sondern blieb in seinem Bett liegen und starrte den Mond an.

Der Mond hatte schon immer geschienen. Schon vor langer Zeit. Bis heute. Der Mond hatte geschienen, als Jesus geboren worden war. Und als die Juden verbrannt worden waren in dieser einen Nacht, von der seine Lehrerin erzählt hatte. Und wahrscheinlich hatte der Mond auch geschienen, als er selbst geboren worden war. Mama hatte jedenfalls gesagt, dass er um Mitternacht in einer Vollmondnacht das Licht der Welt erblickt habe und dass der Mond gelächelt habe.

So ein Unsinn.

Als ob der Mond lächeln kann.

Sie wimmerte jetzt. Leise genug, dass es niemand hörte außer ihm. Er hielt sich die Ohren zu und stand auf. Seine nackten Füße tappten über den Boden und trugen ihn bis zum Fenster. Er sah hinaus auf den menschenleeren dunklen Hof, dann wieder hinauf zum Mond. Graue Schatten zogen sich durch den hellen Kreis. Aber ein Gesicht war das nicht. Und lächeln – nein, lächeln tat da auch nichts und niemand.

Wenn er sich eine Rakete hätte bauen können, dann wäre er bis zum Mond geflogen. Am besten jetzt auf der Stelle. Auf dem Mond gab es keine Menschen. Da würde er alleine sein.

Auf seinem Schlafanzug waren Raketen - ganz viele in Rot und Blau und Weiß.

Seine Zimmertüre knarzte so laut, dass er es trotz der zugehaltenen Ohren hörte. Blitzschnell drehte er sich um. Er starrte auf die sich öffnende Türe. Er nahm die Hände von den Ohren und hielt den Atem an. Bestimmt kam Vater jetzt, um ihm zu sagen, dass sie tot war. Dass sie erschlagen worden war. Und vielleicht auch, dass es ihm leid tat.

„Schatz?“ Es war ihre Stimme. Tränen kullerten mit einem Mal über seine glatten runden Backen. Er rannte zu ihr, umklammerte ihren Bauch. Sie kniete sich zu ihm hinunter, nahm ihn in den Arm. Ihr Gesicht war nass und aus ihrer Lippe quoll etwas Blut, aber sonst schien sie in Ordnung zu sein.

„Alles gut“, sagte sie mit weinerlicher Stimme, „alles gut.“

Erwachsene lügen. Sie belügen sich selbst und andere.

„Alles gut“, sagte sie noch einmal, nahm ihn hoch, obwohl er eigentlich schon viel zu groß dafür war, und trug ihn zum Bett.

Als er einschlief, hielt er ihre Hand fest umklammert.


Vergib ihnen seine Schuld

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