Читать книгу Skyle - Esther Bertram - Страница 18
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ОглавлениеDer Glaspalast der Frühlingskönigin thronte als schillerndes Juwel über den Wasserfällen von Jazli, einige Meilen außerhalb von Primavera Melody. Am Morgen gingen die Zwillingssonnen golden vor den Toren des Palastes auf. Am Abend versanken sie blutrot in den Fluten der Wasserfälle und Seen hinter seinen weißen Mauern.
Gerade erhoben sich die Zwillingssonnen von ihrer Nachtruhe und schoben sich durch den Schleier der Sturmwand über den Horizont. Wo ihre Strahlen auf das milchige Glas trafen, brachen sie sich und ließen die Wände erstrahlen. Wie ein eingefangener Regenbogen schimmerte der Palast und tauchte die Wasserfälle zu seinen Füßen in ein Kaleidoskop aus Farben.
Fly stand am Fenster und blickte in die hinabstürzenden Fluten. Hier drinnen kam das Getöse der Wassermassen nur als leises Rauschen an. Die Architekten des Palastes hatten mit den Magiewebern dafür gesorgt, dass kaum ein Laut die Glaswände durchdrang.
Hinter den Wasserfällen von Jazli und den dazugehörigen Seen erstreckten sich die Ebenen des Frühlingsreiches, deren fruchtbarer Boden Skyles Kornkammern bildete. Felder und Hügel waren seit diesem Morgen mit einer dünnen Schneedecke überzuckert. Das Weiß des Landes verschmolz im Südwesten mit dem Weißgrau der Sturmwand und dem blauen Himmel. Fly liebte dieses Land über alles, seine Weite, die liebliche Landschaft, das milde Klima. Dass es in der vergangenen Nacht geschneit hatte, grenzte an ein Wunder. Es war Jahre her, dass es im Frühlingsreich Schnee gegeben hatte, noch dazu so früh im Winter. Es juckte sie in den Fingern, hinauszugehen und in dem knirschenden Schneezucker eine Schneeballschlacht mit Juuba anzuzetteln.
Von hinten näherten sich leise Schritte. Ihre Mundwinkel zuckten nach oben, doch sie blieb, wo sie war. Erst, als Juuba bis auf wenige Armlängen herangekommen war, drehte sie sich um. Dabei zog sie einen ihrer Wurfdolche aus seiner Scheide und parierte damit Juubas Schwertstreich, der ihrer Kehle gegolten hatte. Sofort zog sie den Dolch zurück und duckte sich unter dem nächsten Schlag weg. Gleichzeitig setzte sie einen gut gezielten Beinfeger an und riss Juuba zu Boden.
Juuba stürzte schwer. Ihr Schwert glitt einige Meter über den Glasfußboden. Nur einen Augenblick später war Fly über ihr und setzte ihr den Dolch an die Kehle. Sie starrten sich an. Flys smaragdgrüne Augen bohrten sich in Juubas braune.
Dann zog Fly den Dolch zurück und richtete sich auf. »Du wirst besser«, lobte sie ihre Freundin und half ihr auf die Beine.
Juuba schüttelte den Kopf. »Ich bin immer noch nicht gut genug, um dich zu schlagen.« Betrübt ging Juuba, um ihr Schwert zu holen.
»Keine Sorge, irgendwann schaffst du auch das«, munterte Fly sie auf und klopfte Juuba auf die Schulter. »Komm. Wir sollten die Königin nicht warten lassen.«
Juuba senkte den Blick. »Sehr wohl«, sagte sie, doch sie konnte nicht lange ernst bleiben. Sie hüpfte an Fly vorbei den Flur entlang, der zu den Gemächern der Frühlingskönigin führte. Fly folgte ihr. Sie genoss das Vertrauen, das Ihre Majestät ihr entgegenbrachte. Es war nach wie vor eine große Ehre, bei den wöchentlichen Audienzen dabei zu sein und es machte doppelt so viel Spaß, wenn Juuba dabei war.
Bald schon hatte sich ihr ausgelassenes Hüpfen zu einem fröhlichen Wettrennen entwickelt. Vor der hohen, doppelflügligen Quarzglastür, die zum Morgensalon der Königin führte, blieben sie keuchend stehen. Eine Weile rangen sie nach Luft, dann überprüfte Fly den Sitz ihrer Uniform, warf einen kurzen Blick auf Juubas Kleidung und klopfte entschlossen an die Tür.
»Herein!«, tönte es durch das milchige Glas.
Juuba warf Fly einen raschen Blick zu. »Die Königin scheint gute Laune zu haben.« Sie öffnete den Türflügel, woraufhin eine Folge heller Glockentöne erklang. Juuba nahm Haltung an und ging hinein. Fly folgte ihr. Sie liebte Morgende wie diesen, an denen ihr alles perfekt schien.