Читать книгу Der gute Ton und die feine Sitte - Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem - Страница 35

31. Was gilt vom Taschentuch?

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Wir haben in dem Abschnitt »Allgemeines« schon gesagt, dass es eine Zeit gab, in der dieses notwendige Übel vom guten Ton geradezu verpönt war. Heutzutage würde man einen gebildeten Menschen, der sich keines Taschentuches bedient, für gesellschaftlich unmöglich erklären. Was das Taschentuch selbst anbelangt, so sei es von Mittelgrösse; ein Herr wähle es von feinem Leinen oder Batistleinen mit weiss gesticktem, einfachem Monogramm oder Initialen in der einen Ecke; den Damen allein bleibe es überlassen, feine Batisttücher mit Spitzen oder Stickereien verziert zur Gesellschaftstoilette zu tragen. Mit breiten, bunten Rändern, Hufeisen, Pferdeköpfen und anderen monströsen Dingen bedruckte Taschentücher sind unfein und geschmacklos. Auch die breiten schwarzen Trauerränder an den Taschentüchern können wir nur für eine Geschmacksverirrung halten, gegen die Protest erhoben werden muss. Oder ist es nicht abgeschmackt, seiner Trauer dadurch Ausdruck geben zu wollen, dass man sich die Nase mit einem schwarzberänderten Tuch wischt? Um der Welt zu sagen, dass man um ein liebes Wesen trauert, genügt ein würdevoller schwarzer Anzug, wie ihn die Landessitte vorschreibt. Durch solche Lächerlichkeiten, wie die obengenannte, macht man aber den Schmerz zu einem Popanz.

Der gute Ton und die feine Sitte

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