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DIE FREUNDIN

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Als ich einige Tage später mit Gretel auf meinem Zimmer zusammensaß, schnitt ich das mir auf der Seele brennende Thema an. Gretel hörte aufmerksam zu und sagte schließlich, dass es auch ihr schon durch den Kopf gegangen sei. Sie hätte sich gefragt, was es für sie bedeuten würde, wenn nach dem Tod ihres Vaters das Erbe verteilt würde. Allerdings verstand sie nicht sofort, was für ein grundsätzliches Problem ich damit hätte.

»Seltsamerweise«, erklärte ich ihr, »bin ich von der Tatsache troffen, dass mein Vater schon vor der Scheidung von unserer Mutter eine Beziehung zu einer anderen Frau hatte und dass diese Frau dann bei dem für ihn tödlichen Unfall mit im Auto saß, aber überlebte. Ich nehme ihm das übel, obwohl es mich eigentlich nichts angeht. Es ist mir auch gar nicht unrecht, dass sie mit unter den Erben ist. Als ich sie auf der Beerdigung sah, ohne zu wissen, wer sie ist, war sie mir sofort sympathisch. Ein anderer Grund meines Widerwillens gegen das Erbe könnte auch sein, dass ich keine Ahnung habe, wie man als Börsenmakler so viel Geld verdienen kann, wie ihm das offenbar gelungen war. Andererseits hätte ich ihn ja fragen können. Er hätte es mir sicher gern erklärt.«

Gretel überlegte eine Weile und meinte dann: »Du hast es doch eigentlich gut getroffen, denn bei dir kann niemand schon am Namen erkennen, dass du aus einer reichen Familie stammst. Mir ist es oft peinlich, wenn ich neue Leute kennenlerne, dass ich wegen meines Namens sofort als reiche Erbin erkannt werde. Fast jeder kennt schließlich die Marken und Produkte aus der Firma meines Vaters und weiß aufgrund meines Nachnamens – jedenfalls in meiner Heimatstadt –, dass ich aus dieser Familie stamme. Und was mein Vater in seiner Fabrik genau tut, weiß ich auch nicht. Bisher habe ich mich – genau wie du – bisher kaum dafür interessiert, weil es Sache meines Bruders ist, Nachfolger unseres Vaters zu werden. Das ist mir auch sehr recht, weil ich an einem Managerposten nicht interessiert bin. Leider weiß Urs bis heute nicht, ob er die Firma überhaupt übernehmen möchte. Ich glaube, er will lieber Architekt oder Maler werden, das liegt ihm viel mehr.«

So unterhielten wir uns noch lange, aber letztendlich blieb ich verwirrt und verstört zurück.

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