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BIN ICH ICH?

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Was war passiert? Mit mir passiert? Wieso Polizei und wieso Markus? Ich zermarterte mir das Hirn. Mein Unterbewusstsein spielte mir zwar hin und wieder Bilder zu, aber einordnen konnte ich sie nicht. Wieder wurde ich verlegt, auch wieder völlig isoliert. Und wieder erfolgten Befragungen, aber diesmal ganz normale. Ohne Schläge, ohne

Misshandlungen. Das hatte zur Folge, dass ich anfing, mich bruchstückhaft zu erinnern. Und genau darin schien der Fehler zu liegen.

Mitten in der Nacht ging die Tür auf. Drei weiß bekittelte Männer betraten den Raum. Zwei packten mich an den Oberarmen und hielten mich fest, während mir der Dritte eine Spritze in die Vene jagte. Dann bekam er einen Stuhl gereicht, setzte sich hin und beobachtete mich. Mir war heiß und ich wurde müde.

Ich schlief ein, es war ein unruhiger Schlaf. Schemenhafte Gestalten mit riesigen Köpfen tanzten um meine Pritsche herum. Sie streckten ihre krallenartigen Klauen aus und versuchten mir die Bettdecke wegzuziehen.

Doch dann waren sie plötzlich weg und ich schlief relativ ruhig bis zum Morgen.

Diese Prozedur mit der Spritze und der Beobachtung durch den Arzt wiederholte sich jetzt täglich.

Meine Schlafphasen wurden kürzer, die Dämonen und Kreaturen größer und schrecklicher. Ich unterdrückte den Schlaf, um ihnen nicht mehr begegnen zu müssen. Doch das funktionierte nur bedingt.

Sofort wurde das Zimmer taghell und es erscholl Marschmusik mit ohrenbetäubender Lautstärke. Nach ein paar Sekunden war es wieder absolut still. Wieder schlief ich ein. Und wieder kam die taghelle Marschmusik. Immer und immer wieder. Ich fing an zu halluzinieren. Ganz langsam wie in Zeitlupe öffnete sich die Tür und ein Männlein im weißen Kittel mit einem überdimensionalen Ochsenkopf schob sich in das Zimmer, blieb vor mir stehen und grinste mich breit an:

»Na also, jetzt sind wir ja so weit. Hat zwar etwas länger gedauert, aber egal. Das Ergebnis zählt.« Das Zimmer verwandelte sich in ein lebendiges Kino. Ich wurde von Szene zu Szene mitgetragen. In einer saß ich auf einer Wiese und spielte mit meinen Kindern.

Im nächsten Augenblick befand ich mich in einem Keller und wurde von mehreren schrecklichen Dämonen hochgehoben und weggeschleudert und landete in der nächsten Szene. Auf einem Friedhof. Ein Friedhof, in dem alle Gräber geöffnet waren und tote Kinder darin lagen. Plötzlich hielt direkt vor mir eine Straßenbahn und ich wurde hineingeschubst. Darin saß meine ganze Familie. Meine Mutter, Schwester, Oma, Opa, meine Ehemänner und ... Markus.

Er stand auf, nahm mich bei der Hand und begann mit mir zu tanzen.

Ich hatte ein Brautkleid an und fühlte mich in diesem Augenblick leicht, schwerelos und glücklich. Markus lächelte mich an. Das Lächeln wurde immer breiter, verzog sich zu einer Grimasse und plötzlich nahm es die Gestalt eines Hundes an. Ich tanzte mit einer Dogge, die dreimal so groß war wie ich. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Ich versuchte mich los zu reißen, zu fliehen.

Doch je mehr ich das versuchte, umso näher zog mich die Dogge an sich heran. Blitzartig rauschten Bilder und Szenen durch meinen Kopf. Bildlich erfasst für eine Sekunde, zum Begreifen zu rasant. Und dann war alles weg.

Als hätte jemand an einem unsichtbaren Faden gezogen und ein Rollo herabgelassen. Solche und andere Szenen wiederholten sich tagelang. Ich kann das nicht wiedergeben. Es wirkte alles wie zerrissen und wieder falsch zusammengesetzt.

Wie eine Buchseite, die aus dem einen Buch herausgenommen und in einem völlig anderen an einer x-beliebigen Stelle wieder eingesetzt worden war, sodass die Zeilen der Seite nicht mit dem Inhalt des Buches in Einklang zu bringen waren. Es sei denn, man machte sich das passend, indem man die Passage einfach neu schrieb.

Die sieben Masken des Teufels

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