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Bessell saß vor seinem Laptop. Er versuchte zu schreiben, doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab und verfingen sich in einem dichten Gewirr von Grübeleien. Es ging dabei um Verdacht, Ungerechtigkeit, Hilflosigkeit, ungeklärten Gefühlsregungen und die Frage, was mit ihm und seinem Leben veranstaltet werden könnte, wenn sich nicht bald alles aufklären würde. Als er so dasaß und auf die Buchstaben und Wörter starrte, die er nicht an diesem Morgen geschrieben hatte, spiegelte sich sein Antlitz blass auf dem glatten Bildschirm seines Laptops wider. Bisweilen ertappte er sich dabei, sein eigenes Gesicht zu betrachten, während ihm diese ganzen Gedanken durch den Kopf gingen. Da ihm schon bald klar wurde, dass er heute unmöglich etwas zu Papier bringen konnte, versuchte er sich abzulenken, indem er sich die Schlagzeilen der Online-Ausgaben der großen Tageszeitungen und Wochenzeitschriften ansah. Zu guter Letzt rief er seine E-Mails ab. Sie haben neun neue Nachrichten, teilte ihm ein kleines Textfenster mit, das aus der Taskleiste am unteren Bildschirmrand herausgefahren kam, noch ehe er sehen konnte, von wem er die Mails bekommen hatte. Bessell scrollte weiter nach unten. Die üblichen Nachrichten, hauptsächlich Werbemails von Reisveranstaltern, bei denen er sich irgendwann nach einem Reiseziel erkundigt hatte und Newsletter, für die er sich schon lange nicht mehr interessierte, aber zu bequem war, sie abzubestellen. Die letzte Nachricht war dagegen von Saskia, natürlich nicht von zu Hause mit dem privaten E-Mail-Account versendet, sondern von der Zeitungsredaktion aus. Bessell öffnete die Mail.

Hallo Marco,

habe gerade nicht viel Zeit, wollte dir nur schnell mitteilen, dass ich dich heute im Laufe des Tages anrufen werde.

Viele Grüße Saskia

P. S. Deine Telefonnummer im Tessin habe ich übrigens von deiner Mutter bekommen. Sie lässt dich ganz herzlich grüßen.

Bessell schüttelte den Kopf. Die Telefonnummer hatte er Saskia schon vor Monaten mitgeteilt. Wahrscheinlich war sie wieder zu beschäftigt gewesen, um sich daran zu erinnern. Aber egal, dachte er, vielleicht wollte sie mit ihm gemeinsam jetzt endlich das Notwendige in die Wege leiten, um die Trennung auch juristisch vollziehen zu können. Ihm fiel sein Anrufbeantworter ein, den er schon seit Wochen liegen hatte, ohne ihn angeschlossen und in Betrieb genommen zu haben. Jetzt, wo er seinen Mobiltelefonvertrag gekündigt hatte, wollte er wenigstens durch den Anrufbeantworter den Menschen das Gefühl geben, er sei nicht ganz aus der Welt verschwunden. Außerdem hatte es den Vorteil, dass er sich in Ruhe überlegen konnte, wen er zurückrufen wollte oder bei wem er es lieber bleiben ließ. Wenn er schrieb, ertappte er sich in der letzten Zeit immer häufiger dabei, dass er das Telefon einfach klingeln ließ. Zuweilen ging es ihm aber auch auf die Nerven, weil es manchmal endlos lange zu läuten schien, bis die Anrufer endlich aufgaben. Auch das ließe sich mit einem Anrufbeantworter lösen. Seine Mutter rief ihn öfter an, meistens am frühen Abend, und wenn er zu dieser Zeit nicht da war, dann rief er sie einfach später zurück, weil er wusste, dass sie sich darüber freute. Bessell stand auf und ging zum Sofa. Er bückte sich und ging schließlich in die Hocke, als er merkte, dass er die Verpackung nicht gleich zu fassen bekam, in welcher der Anrufbeantworter noch unangetastet lag. Dann klingelte es an der Haustür. Bessell erschrak förmlich, stand aus der Hocke auf, die Verpackung mit dem Anrufbeantworter in der Hand. Er sah auf seine Armbanduhr. Es war elf Uhr vormittags. Mit Frau Hengartner rechnete er erst am Nachmittag, so dass ihm der unangenehme Gedanke kam, es könnte wieder Favalli sein, der ihm bereits am frühen Morgen den Nerv geraubt hatte. Zögerlich ging er zur Haustür und öffnete. Es war Frau Hengartner. Er sah sie überrascht an. Sie hatte eine rote Hardshell-Jacke mit schwarzen Reißverschlüssen an und versuchte ein Lächeln in ihr bekümmertes Gesicht zu zaubern. Es gelang ihr nur wenig überzeugend. Sie sah auf die Verpackung in seiner Hand.

»Oh, sind Sie noch beschäftigt, komme ich zu früh?«

»Nein, nein, überhaupt nicht. Ich muss das hier nur schnell weglegen und meinen Laptop herunterfahren.« Bessell bat sie, noch für diesen Augenblick hereinzukommen. Doch sie lehnte ab und wollte lieber vor der Haustür auf ihn warten. Bessell beeilte sich. Jetzt wo er den Anrufbeantworter schon in Händen hielt, konnte er ihn auch noch schnell anschließen. Die Wohnung war in dieser Hinsicht gut ausgestattet. In jedem Zimmer waren ausreichend Telefonsteckdosen. Der Anrufbeantworter fing an zu blinken. Die Standardeinstellungen wurden übernommen. Das sollte zunächst reichen. Änderungen und das Aufsprechen eines individuellen Ansagetextes konnte er noch später vornehmen. Bessell fuhr den Laptop herunter, nahm sich die Jacke von der Garderobe, zog sich Schuhe an und ging zur Haustür. Alles zusammen hatte keine fünf Minuten gedauert. Frau Hengartner empfing ihn mit vor der Brust verschränkten Armen. Obwohl Bessell es recht mild fand, schien ihr wieder kalt zu sein.

»Haben Sie gute Schuhe dabei, damit wir ein vernünftiges Stück wandern können?« Ihre Stimme klang fürsorglich. Bessell sah an sich herunter. Er hatte seine mit Lammwolle gefütterten hellen Lederschuhe angezogen, die ihm über die Knöchel reichten und ein anständiges Profil mit dicker Sohle hatten.

»Wenn Sie nicht bis zum Gipfel hinauf wollen, dann müssten die Schuhe geeignet sein für eine tüchtige Wanderung«, erwiderte Bessell und Frau Hengartner lächelte und diesmal umspielte ihr Lächeln nicht nur zaghaft ihren hübschen Mund, sondern auch ihre Augenpartie. Sie gingen zum Wagen. Die Rück- und die Blinklichter an den Außenspiegeln leuchteten kurz auf. Frau Hengartner hatte die Fernöffnung betätigt. Bessell öffnete die Beifahrertür. Noch bevor er eingestiegen war, fragte sie ihn über das Autodach hinweg.

»Ach, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie den Wagen fahren? Ich glaube ich bin noch etwas zu unkonzentriert.« Bessell nickte stumm, ging um die Kühlerhaube herum und streckte seine Hand aus.

»Das ist kein Problem. Ich fahre gern«, sagte er und Frau Hengartner gab ihm den Autoschlüssel. Dabei berührten ihre Fingerspitzen zärtlich die Innenfläche seiner Hand. Bessell machte sich kurz mit dem Wagen vertraut. Der Schlüssel musste zum Starten des Motors nur hineingedrückt werden, davon hatte er schon gehört.

»Wohin fahren wir?«, erkundigte er sich, als der Motor lief.

»Wenn Sie nichts dagegen haben, dann würde ich gerne mit Ihnen auf die andere Seeseite nach Locarno fahren und dann sehen wir weiter.« Bessell war einverstanden. Er lenkte den Wagen vorsichtig und mit wenig Gas auf die Straße. An der Hauptstraße musste er anhalten und einige Autos durchlassen. Der Fahrzeugtross, der offenbar die Polizeitaucher herbeigeschafft hatte, stand noch in der Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite tauchten zwischen den Häusern Favalli und Caroni auf. Sie waren vom Seeufer die wenigen Stufen auf dem Gemeindefußweg heraufgestiegen, um bei Carla Menotti einen Kaffee zu trinken. Wie bestellt, starrten sie herüber und erkannten Bessell und Frau Hengartner hinter der Windschutzscheibe. Bessell verkniff sich ein Hinüberwinken, bog bei der nächsten Gelegenheit in die Hauptstraße ein und gab anständig Gas. Wie auch gestern schon, schien die Sonne auf die kahlen Wälder auf der anderen Seeseite. Der See lag wieder ruhig zwischen den Bergen. Frau Hengartner sah Bessell von der Seite an.

»Es tut mir leid, dass die Polizei Sie immer wieder behelligt, nur weil Sie unser Nachbar sind. Dieser Favalli ist aber auch ein unangenehmer Typ.«

»Das braucht Ihnen nicht leidzutun. Der Zufall hat es so gewollt und gegen den kann sich niemand zur Wehr setzen.« Bessell sagte es ganz ruhig und es klang beinahe so, als würde es ihn gar nicht belasten, was aber nicht stimmte. Frau Hengartner ging nicht weiter darauf ein. Schweigend fuhren sie durch die letzten Seedörfer auf der Nordostseite des Lago Maggiore. Dann verschwand die Enge des Gambarogno mit den steil zum See herabfallenden Berghängen des Monte Tamaro, den mühselig in den Hang gebauten Villen und den oft Schulter an Schulter stehenden alten Häusern an der Uferstraße. Vor ihnen lag die Magadinoebene. Bessell fuhr in einen Kreisel, nahm die Ausfahrt Richtung Locarno und beschleunigte den Mercedes wieder zügig bis auf achtzig Kilometer pro Stunde. Er wollte nicht angeben, aber er war es nicht gewohnt, ein Auto mit einem so kraftvollen Motor zu fahren. Sie überquerten den Fluss Ticino. Zu beiden Seiten erstreckten sich Wiesen und Äcker bis zu den Berghängen und hinauf nach Bellinzona. Frau Hengartner drehte sich danach um.

»Die Magadinoebene war vor der Flusskorrektur ein Sumpfland«, sagte sie und ihre Stimme klang zufrieden, als hätte sie gerade eben etwas hinter sich gelassen und für immer damit abgeschlossen.

»Nach starken Regenfällen steht hier aber manchmal noch immer alles unter Wasser und von der Landschaft ist nicht mehr viel zu sehen.« Bessell sah sie für einen kurzen Augenblick von der Seite an. Sie hatte ein hübsches Profil.

»Haben Sie sich schon entschieden, wo wir den Wagen stehen lassen wollen?« Frau Hengartner sah ihn an. Bessell fuhr in einen noch größeren Kreisel hinein.

»Zwischen Gordola und Brione wachsen gute Weine. Dort kann man um diese Zeit sehr schön spazieren gehen. Aber ich würde mit Ihnen heute viel lieber hinauf nach Orselina fahren«, sagte sie. Bessell beschleunigte auf einer Schnellstraße. Es war hundert erlaubt.

»Warten Sie, wir können vor dem Tunnel abfahren. Heute dürfte wenig Verkehr in der Stadt sein und durch den Tunnel fahre ich so ungern.« Sie fuhren oben durch die Stadt, etwa parallel zur Rivapiana, der Uferpromenade von Locarno.

»Sind Sie dort schon häufiger gewandert?«

»Nur gelegentlich und meist allein. Der Wanderweg ist sehr uneben und bisweilen recht steil und man braucht etwas Ausdauer.« Sie klang wieder bedrückter und fügte hinzu.

»Solcherlei Anstrengungen zu unternehmen, lag meinem Mann fern. Wenn er sich zu einem kurzen Wanderurlaub überreden ließ, dann fuhren wir nach Meran. Dort gibt es die Waalwege, die entlang der Bewässerungsgräben angelegt wurden, um sie instand halten zu können. Sie verlaufen fast waagerecht, und es ist nicht besonders anstrengend, dort zu wandern.«

Bessell nickte. Eigentlich hatte er gehofft, nicht zu schnell auf ihren Mann zu sprechen zu kommen, obwohl er wusste, dass er sich mit Frau Hengartner heute noch darüber unterhalten musste.

»Und wandern Sie gerne?«, fragte Frau Hengartner, nachdem sie einen Moment geschwiegen hatten.

»Doch, doch«, sagte Bessell und es war ehrlich gemeint und er fügte hinzu.

»Ich setze mir gerne Ziele dieser Art. Suche mir einen Ort oder Gipfel aus, den ich gerne erreichen würde und dann bin ich nur schwer davon abzubringen, egal welche Mühen ich dafür auf mich nehmen muss.« Er machte eine Gedankenpause.

»Nur mein Leben bringe ich natürlich nicht in Gefahr, es darf nicht überaus gefährlich sein, so weit geht mein Eifer dann doch nicht.«

Frau Hengartner lachte.

»Keine Angst, sportliche Ambitionen verfolge ich beim Wandern auch nicht.« Sie fuhren zwischen den Stadthäusern entlang. Bessell musste auf die vielen Motorroller achten, die überall zu sein schienen. Vor ihm, manchmal sogar an seiner Seite, links wie rechts und natürlich dicht auffahrend hinter ihm.

»So, Achtung, gleich hier rechts geht es hinauf nach Orselina.« Bessell sah das Schild und blinkte. Ein Mann auf einer Vespa, direkt an der Beifahrerseite, ließ sich etwas zurückfallen, so dass Bessell abbiegen konnte. Einige enge und steile Kehren führten ein Stück hinauf auf den Berg.

»Wir müssen nicht direkt nach Orselina«, sagte Frau Hengartner, als sie das Richtungsschild sah.

»Wir bleiben auf dieser Straße.«

Auf der linken Seite, etwas unterhalb der Straße, thronte über Locarno die ockergelbe Klosterkirche Madonna del Sasso. Bessell fuhr langsamer. Sie passierten die Seilbahnstation, deren Gondeln hinauf nach Cardada gezogen wurden.

»Gleich hier vorne befindet sich ein Parkplatz, dort können wir parkieren«, sagte Frau Hengartner mit unruhigem Blick.

Es war ein kostenpflichtiger Parkplatz, eine Art Parkdeck am Berg gebaut. Bessell betätigte den Ticketknopf. Nachdem er das Ticket entnommen hatte, öffnete sich die Schranke. Es stand nur noch ein roter VW Sharan auf dem Parkdeck. Frau Hengartner stieg aus, ging zielstrebig zum Kofferraum und öffnete ihn. Hier hatte sie ihre Wanderstiefel und die dicken Socken. Sie setzte sich quer auf den Beifahrersitz, so dass ihre Beine raus hingen. Bessell war dagegen startbereit. Er stellte sich vor sie und schaute in den Himmel, der blau und wolkenlos war. Dann sah er dabei zu, wie sie sich ihre dünnen Strümpfe von den Füßen streifte. Sie hatte die Hosenbeine dafür etwas hochgezogen. Ihre Waden waren glattrasiert und leicht gebräunt. Sie hatte hübsche Füße, die genauso jung geblieben waren, wie ihre Hände. Ihre Zehnägel waren in einem dezenten rosé lackiert. Sie bemerkte, dass Bessell ihr zusah, ließ sich aber nichts anmerken. Während Bessell anfing das Wetter zu kommentieren, zog sie die dicken Socken über ihre nackten Füße bis hoch zur Kniekehle und schlüpfte anschließend in ihre Wanderstiefel aus festem Leder. Es war immer ein dankbares Thema, sich über das Wetter auszulassen. Schön würde es bleiben und mit dem Wetter heute hätten sie wirklich Glück, dozierte Bessell. Dann waren sie startbereit. Gleich nachdem sie losmarschiert waren, erläuterte Frau Hengartner die Route, die sie sich für heute vorgenommen hatte. Bessell entschloss sich, erst nach der Wanderung über ihren Mann zu sprechen. Er wollte sie auf jeden Fall fragen, ob sie eine Vorstellung davon hatte, wer ihn getötet haben könnte. Der erste Teil der Wanderung führte über einen Treppenaufgang steil und schnurgerade an wenigen Häusern vorbei und hinauf zu einem kleinen Villenvorort von Orselina. Erst von hier aus ging es auf einen richtigen Wanderweg, der uneben, aber nicht besonders steil in langen Zickzackbahnen weiter hinaufführte. Sie gingen meist schweigend nebeneinander her. Beide genossen sie die schon wärmenden Sonnenstrahlen, die sie auf der anderen Seeseite zur Zeit so schmerzlich vermissten. Gelegentlich erzählte ihm Frau Hengartner etwas über das Tessin. Sie hatte sich ganz offensichtlich eingehender mit dem Land und den Leuten beschäftigt, obwohl sie nur wenige Worte italienisch sprach. Eine bettelarme Gegend sei das Tessin früher gewesen. Der Boden brachte nur karge Ernten ein. Es wuchsen hauptsächlich Roggen, Kastanien, Kartoffeln, Mais und Wein auf der Tessiner Erde. Daneben gab es viel Viehzucht, die der Landwirtschaft oft entgegenstand, weil die Tiere die Jungpflanzen schon im Frühjahr fraßen. Das Weiderecht war in dieser Beziehung sehr freizügig gewesen. Bessell hörte ihr bedächtig zu und hielt mechanisch mit ihr Schritt. Sie hatte ein gutes Tempo drauf, das Bessell ihr nicht zugetraut hatte. An der zweiten Wegkapelle blieben sie einen Moment stehen. Die Kapellen, die Cappellatta, waren ganz klein und man konnte sie nicht begehen.

»Solche Kapellen werden wir noch häufiger zu Gesicht bekommen«, sagte Frau Hengartner und lächelte Bessell dabei über die Schulter an.

»Früher haben die Tessiner an jeder Wegkapelle ein Ave Maria gebetet. Ein alter Mann aus dem Maggiatal hat mir vor Jahren einmal erzählt, dass unterwegs gebetet wurde, damit die giftigen Schlangen und der Teufel von Engelshänden verscheucht werden. Das Arbeitsleben in den Tessiner Tälern bestand zumeist aus Heuen, Kastanien sammeln, Kartoffeln aushacken, Holz und Stroh machen und die Ernte einschaffen. Sind Sie religiös?«

Bessell verneinte die Frage und dann setzten sie ihre Wanderung fort, ohne dass Frau Hengartner ihm verraten hatte, wie sie es mit der Kirche hielt. In San Bernardo, einem kleinen Bergdorf mit wenigen Häusern machten sie auf einer Holzbank rast. Sie schwiegen und genossen jeder für sich die herrliche Aussicht. Dann gingen sie weiter, jedoch nicht mehr höher, sondern hinüber in den kleinen Ort Monte Bré, von wo aus ein kleiner steiler Geißenpfad durch den kahlen Kastanienwald wieder hinunter nach Orselina führte. Frau Hengartner ging noch schneller als beim Aufstieg. Bessell spürte schon seine Waden und ihm taten die Achillessehnen etwas weh. Der Abstieg schien unendlich lang zu sein, doch Frau Hengartner lief wie ein Duracellhase in gleichmäßigem Tempo voran. Nur gelegentlich sah sie sich zu Bessell um, der bemüht war, nur einige Schritte Abstand zu lassen. Endlich erreichten sie die Straße an der sich das Parkdeck mit ihrem Auto befand. Frau Hengartner schlug vor, ins Restaurant Funicolare zu gehen. Bessell war einverstanden. Die Wanderstiefel wollte sie anlassen, so dass sie gar nicht erst zum Auto zurück mussten. Das Restaurant war direkt gegenüber der Seilbahnstation. Als sie mit dem Auto ankamen, war es Bessell gar nicht aufgefallen.

Sonne am Westufer

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