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1EINLEITUNG

Die Zielsetzungen von Fußballtrainern im Rahmen ihrer Arbeit mit der eigenen Mannschaft können sehr unterschiedlich sein. Sie können sich an Leistungsniveaus, Altersbereichen oder Spielklassenzugehörigkeiten ausrichten. Die Ziele eines im Breitensport aktiven Trainers können sich stark von den Zielen eines Trainers unterscheiden, der im leistungsorientierten Bereich oder gar im Spitzenfußball aktiv ist. Außerdem gelten in den jeweiligen Altersbereichen bis hin zum Erwachsenenfußball höchst verschiedenartige Voraussetzungen und Gegebenheiten.

Je nach Altersstufe der eigenen Trainingsgruppe besitzen die Spieler entsprechend unterschiedliche physische und psychische Merkmale, die wiederum Einfluss auf die erwähnten Zielsetzungen eines Trainers haben können. Zudem hat, unabhängig vom Leistungsniveau oder Altersbereich, jeder Trainer eine individuelle Sicht auf den Fußball und das Training, entwickelt eigene Herangehensweisen, Methoden sowie Konzepte und bildet seine eigene Trainerpersönlichkeit aus. Weitergedacht agiert jeder Trainer gemäß einer ganz eigenen und sehr individuellen Ausbildungsoder Spielphilosophie.

Neben den unterschiedlichen Zielsetzungen und verschiedenen Vorgehensweisen bestehen aber auch Aspekte, die viele Trainer aufweisen. So sind das Training konditioneller Komponenten, die Optimierung von Bewegung und Technik oder die Verbesserung taktischer Verhaltensweisen grundlegende Themenschwerpunkte, mit denen sich viele Trainer im Trainingsalltag wiederkehrend beschäftigen. Mit diesen Inhalten wird auf die Verbesserung einzelner Spieler oder der gesamten Mannschaft abgezielt. Letztlich besteht das Bestreben, dass die Spieler in die Lage versetzt werden, Gelerntes unter Spieldruck anzuwenden. Das Handeln des Trainers dient schließlich der Optimierung von Spieler- und Spielverhalten.

In diesem Kontext helfen den Spielern konkrete Handlungsmuster und klar definierte Verhaltensweisen. In diesem Sinne werden Spieler in ihrem Verhalten gelenkt und geführt. Es können Vorgaben für ausgewählte Spielsituationen gelten, die optimales oder Erfolg versprechendes Spielhandeln beschreiben. Das Spiel stellt den Spieler allerdings auch vor unterschiedlichste Probleme und oftmals verändern sich Spielsituationen, sind unübersichtlich oder eher zufällig.

Neben den wiederkehrenden Spielsequenzen sollen die Spieler aber eben auch auf die Variabilität des Spiels reagieren können und sinnvolle Lösungen in unvorhersehbaren Spielsituationen finden. Es geht also in erster Linie auch darum, mündige und vor allem auch spielfähige Spieler zu entwickeln, die situationsadäquat Erfolg versprechende Lösungsstrategien entwickeln und eigenständig umsetzen können.

Mithilfe von Zonen ist es möglich, dass auf der einen Seite Spielverhalten strukturiert und gelenkt wird, aber auf der anderen Seite trotzdem Freiheitsgrade bestehen. Das Verhalten einzelner Spieler, Spielergruppen oder der gesamten Mannschaft kann über Zonen und Regeln manipuliert werden, ohne dabei den Lösungsweg alternativlos vorzugeben. Ganz im Gegenteil können Zonen helfen, um zielgerichtetes und Erfolg versprechendes Spielverhalten zu begünstigen und dabei Freiräume für unterschiedliche Handlungswege offenzulassen.

Die quadratische Eckzone des Strafraums kann als ein Raum definiert werden, welcher für einen offensiven Flügelspieler als besonders reizvoll eingestuft wird. Dieser Spieler wird grundsätzlich in Richtung des Strafraumecks geführt und versucht, in die definierte Zone einzudringen. Somit ist eine individuelle Zielzone definiert, welche als Prinzip die Bedrohung des Zentrums interessanter als ein Dribbling in Richtung Eckfahne einstuft.


Abb. 1: Strafraumecke

Im Umkehrschluss stellt die gleiche Eckzone des Strafraums für einen Defensivspieler einen unbedingt zu verteidigenden Raum dar. Der Defensivspieler kann über die Definition dieser Zone dazu aufgefordert werden, das Eindringen des Offensivspielers zu verhindern, dadurch mutig nach vorne zu verteidigen, den Angreifer bereits außerhalb des Strafraums zu stellen und im Optimalfall fern des Zentrums zu halten oder in Richtung Seitenlinie abzudrängen.

Im gruppentaktischen Kontext hilft die Definition von horizontalen und vertikalen Ebenen in Themenschwerpunkten wie Kettenverhalten, Verschiebetätigkeit oder Freilaufverhalten. Die Abstimmung von mehreren Offensivspielern im Sinne getimter Freilaufbewegungen kann über die Provokation von Laufwegen in andere Ebenen verdeutlicht und angelegt werden. In diesem Zuge lassen sich tiefe und entgegenkommende Läufe aufeinander abstimmen. Gleiches gilt für gruppentaktische Verhaltensweisen im Defensivverbund. Durch nebeneinander definierte Zonen lässt sich Einfluss auf die Abstände zwischen einzelnen Spielern und die lückenlose Verschiebetätigkeit nehmen.


Abb. 2: Verschiebe- und Freilaufbewegungen

Die großflächige Strukturierung und Einteilung des Spielfelds ermöglicht die Einflussnahme auf das Verhalten des kompletten Teams. Durch diagonal angelegte Spielfeldbegrenzungen und die Aussparung der Eckbereiche lässt sich Offensivverhalten grundsätzlich in Richtung des gegnerischen Tors ausrichten. Auf der anderen Seite bedeutet es für den Defensivverbund das trichterförmige Fallen und die Torsicherung im zentralen Bereich. Durch eine einfache Zonengestaltung lässt sich die Aufmerksamkeit der Spieler offensiv und defensiv auf entscheidende Spielräume und Handlungsmuster fokussieren.


Abb. 3: Grundordnung

Die komplette Strukturierung des Strafraums hilft im Rahmen von Standardsituationen. Für die Erfolg versprechende Ausrichtung indirekter Freistöße oder Eckbälle lassen sich Zielzonen definieren, die es im Ballbesitz anzulaufen und zu bespielen gilt oder die es im Defensivbereich zu besetzen und zu verteidigen gilt. Mit einer klaren Bezeichnung lassen sich die spielentscheidenden Räume identifizieren und mit eigenen Spielern besetzen.


Abb. 4: Strafraumzonen

Der Gedanke des Zonenfußballs bezieht sich zunächst auf das Training. Im Training können mit Zonen konkrete Verhaltensweisen mit bestimmten Spielfeldbereichen verknüpft werden und spielorientiert verbunden werden. Durch Zonentraining können die in einem Raum besonders gewinnbringenden Handlungen besonders provoziert und begünstigt werden. Dieses Vorgehen beschränkt sich nicht nur auf die Verhaltensweisen eines einzelnen Spielers, sondern bezieht die Einflussnahme auf das Verhalten einer gesamten Mannschaft mit ein. Als Weiterführung findet das Gelernte dann Anwendung im Spiel oder im Wettkampf. Das angelegte Verhalten durch Zonentraining soll im Optimalfall in den Wettkampf überführt und transferiert werden.


Abb. 5: Trichter und Sanduhr

Der Zonengedanke lässt sich auf das gesamte Spielfeld ausweiten. Die Einteilung des kompletten Spielfelds in verschiedene Zonen kann nicht nur dem einzelnen Spieler helfen, sondern lässt sich auch für die Vermittlung gruppen- oder mannschaftstaktischer Inhalte nutzen. Die Einteilung des Spielfelds in verschiedene Bereiche erfährt eine inhaltliche Erweiterung, indem die Zonen konkrete Namen bzw. Bezeichnungen erhalten, die das jeweils in der Zone zum Erfolg führende Spielverhalten beschreiben und für die Spieler verdeutlichen.

Dabei versucht dieser Ansatz, keine universelle Erklärung für das Spiel zu liefern, sondern soll den Spielern als Hilfestellung und Orientierung dienen. Es geht um die Formulierung von Prinzipien und um die Definition von Erfolg versprechendem Spielverhalten in bestimmten Spielräumen. Der zonenorientierte Ansatz lässt dabei Freiheit für die persönliche Trainerhandschrift und die eigene Ausbildungs- und Spielphilosophie. Es obliegt dem handelnden Coach, wie Zonen räumlich definiert werden und welches Spielverhalten in den einzelnen Zonen provoziert werden soll.

Die in diesem Buch vorgestellten theoretischen und praktischen Gedanken sind als Impulse und Anregungen zu verstehen, die zwar in der aufgeführten Form direkt in die Arbeit mit der eigenen Trainingsgruppe überführt werden können, aber viel mehr bei der Umsetzung eigener Gedanken helfen und unterstützen sollen.


Abb. 6: Diagonalzonen, einfarbig


Abb. 7: Diagonalzonen, mehrfarbig

Die langjährige Arbeit mit Kindern und Erwachsenen auf unterschiedlichen Leistungsniveaus hat gezeigt, dass sich Lernen individuell unterschiedlich vollzieht und jeder Spieler und auch jede Gruppe andere Lernwege beschreitet. Die Strukturierung des Spielfelds in Kombination mit konkreten Verhaltensweisen mag bestimmten Spielern als wertvolle Hilfestellung dienen und Verstehensprozesse begünstigen. Die vorgestellten Ideen des Zonentrainings sollen letztlich dabei helfen, dass Trainer ihre persönlichen Zielsetzungen erreichen und ihre Spieler und Mannschaften besser machen. Das methodische Zonentraining und die didaktische Herangehensweise ist als ein weiteres Tool zu verstehen, welches dem Trainer helfen soll, um Spieler und Mannschaften spielkonzeptionell auszurichten, ohne Kreativität und Spielfreude einzuschränken.


Oliver Dittberner

1.1LEGENDE


Abb. 8: Legende

1 – Laufweg (gestrichelte Linie)

2 – Dribbling (geschwungene Linie)

3 – Passweg (durchgezogene Linie)

4 – Schuss (durchgezogene Linie)

5 – Sprunglauf (gebogene Linie)

6 – Vorwärtsrolle (kreisrunde Linie)

7 – Der Spieler wirft einen Ball zu einem Mitspieler (durchgezogene Linie).

8 – Der Spieler hält ein Markierungsleibchen in der Hand.

9 – Der Spieler hält ein Markierungshütchen in der Hand.

10 – Ein Bonusball wird auf einem Markierungshütchen platziert.

11 – Der Trainer bringt einen neuen Ball ins Spiel.

12 – Der Trainer gibt ein visuelles Signal.

13 – Der Trainer gibt ein akustisches Signal.

14 – Minitore mit Farbmarkierung

15 – Aktionszone (klein)

16 – Aktionszone (groß)

17 – Aktionslinie

1.2LESEHILFE

Das 9er-Feld als Spielfläche bietet zahllose Möglichkeiten im Rahmen der Trainingspraxis. Dabei ist der organisatorische Aufwand gering und vor allem der Aufbau mit wenig Materialeinsatz sehr schnell umgesetzt. Die trainerfreundlichen Anwendungsmöglichkeiten vermeiden zeitraubende Umbauphasen und steigern somit unmittelbar die Trainingsqualität, indem Wartezeiten verkürzt werden, ein höherer Trainingsfluss entsteht und die Trainingszeit optimal genutzt werden kann. Darüber hinaus erlaubt der Verbleib in einem Trainingsaufbau eine erhöhte Orientierung und Fokussierung der Spieler auf das entsprechende Trainingsthema.

Die Übungs- und Spielformen im 9er-Feld können im Sinne eines Bausteinprinzips verstanden werden und je nach Themenschwerpunkt miteinander kombiniert werden. Auf den Seiten 77, 183 und 219 in diesem Buch befinden sich exemplarische Trainingseinheiten zu den Trainingsschwerpunkten Dribbling, Passspiel und Torschuss. Diese kompletten Trainingseinheiten bestehen aus einem Aufwärmen, einem Hauptteil und einem Schlussteil und sollen einen Eindruck vermitteln, wie die einzelnen Trainingsformen aus diesem Buch miteinander kombiniert werden können. Alle dargestellten Trainingsformen stammen aus den einzelnen Kapiteln des Buchs und können über eine angefügte Seitenangabe entsprechend zurückverfolgt werden. Die Einheiten sind als Denkanstoß für Trainer zu verstehen, sodass eigene Trainingseinheiten entstehen, die sich an einem Themenschwerpunkt ausrichten und in einem Aufbau umgesetzt werden können.

1.3AUTORENKONTAKT

Die Autoren stehen in regelmäßigem Austausch zu zahlreichen Trainerkollegen und Trainerkolleginnen. Dieser inhaltliche Austausch ist sehr gewinnbringend für die Trainingsarbeit auf dem Platz und hat darüber hinaus wichtige Denkanstöße für das Verfassen dieses Buchs gegeben.

Vielen Dank für die interessanten Diskussionen und Anregungen!

Die Autoren sind sehr an Rückmeldungen zu den in diesem Buch Zonenfussball vorgestellten Inhalten interessiert. Sofern inhaltliche Fragen auftreten oder weiterführende Gedanken entstehen, besteht die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme per E-Mail: zonenfussball@web.de. Die Autoren freuen sich auf das Leserfeedback!


Niklas Lüdemann und Fabian Seeger

Kontakt: zonenfussball@web.de

Zonenfußball - Theorie, Methodik, Praxis

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