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Ein neuer Tag

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Der Freitag begann in Hektik. Natürlich hatten die beiden jungen Frauen viel zu lange geschlafen. Alex’ Mutter hatte sie schließlich geweckt und war leicht erstaunt darüber, dass die beiden Arm in Arm und nackt im Bett lagen. Dem Schlafen ‚Arm in Arm’ maß sie schließlich nicht viel Bedeutung zu weil sie wusste, dass sich die beiden Cousinen gut verstanden. Das Nacktsein verbuchte sie unter der Hitze, die auch an diesem Morgen schon wieder drückend war.

Die Nacht hatte keine Abkühlung gebracht. Dazu kam die Nervosität der Mutter vor der standesamtlichen Hochzeit ihrer älteren Tochter. Ein aufregender Tag.

Sally überlegte lange. Sollte sie einen eleganten Hosenanzug tragen oder ein festliches Cocktailkleid? Der Hosenanzug schied wegen der Hitze aus. Das Cocktailkleid war ihr zu festlich. Schließlich war der Termin auf dem Standesamt zwar wichtig, aber eigentlich zählte doch die kirchliche Hochzeit am Samstag mehr. Da musste man glänzen! Und nicht zuvor im kleinen Kreis, der sich auf dem Standesamt versammelte.

Also wählte sie eine leichte Sommerbluse und einen halblangen, weiten Rock, der gerade über ihren Knien endete. Nicht zu lang für den heißen Tag, aber auch nicht zu kurz für den offiziellen Anlass.

Alex entschied sich für eine leichte Sommerhose, dazu eine ärmellose Bluse mit ziemlichem Ausschnitt. Das führte zu einer kurzen Diskussion mit ihrer Mutter, die aber letztlich nachgegeben hatte. Hauptsache, alle wurden fertig!

Die Zeremonie auf dem Standesamt ging schnell vorüber. Schon nach vierzig Minuten standen die Familien von Braut und Bräutigam wieder auf dem Marktplatz und suchten Schatten. Ein kleiner Spaziergang durch die Gemeinde, dann verflüchtigten sich die Gäste in die kühlen Räumlichkeiten der Gaststätte.

Sally und Alex ließen sich nichts anmerken. Immer wieder tauschten sie Blicke aus, aber das war bei den beiden normal. Auch Max schien nicht zu bemerken, dass sich etwas geändert hatte. Alex sprach Sally schon immer gerne mit "Mein Schatz" an, aber nur Sally bemerkte den veränderten Unterton, wenn Alex nun diese Worte wählte.

Alex registrierte allerdings auch, wie Sally ihren Freund immer wieder musterte. Ja, sie würde ihrer Cousine den Freund zur Verfügung stellen, auch wenn sie mehr und mehr zweifelte, ob das eine gute Idee war. Erst jetzt beschäftigte sie sich mit diversen Fragen: Würde Sally ihm besser gefallen als sie selbst? Würde es ihre Beziehung zu Max belasten, oder sie gar entzweien? Was, wenn ihre Mutter dahinter kam? Was, wenn sich Sally unsterblich in Max verliebte?

Sie wollte Sally nicht verlieren. Und Max auch nicht. Aber sie hatte Sally nun mal das Versprechen gegeben. Und Max schon einmal darauf vorbereitet, auch wenn sie ihm nur die halbe Wahrheit erzählt hatte. Dass es ein Tauschgeschäft werden könnte, davon hatte sie nichts erzählt. Sie hatte ihm gesagt, dass Sally unbedingt Erfahrung mit einem Mann machen wollte und in ihrem Internat keine Gelegenheit dazu hatte. Und dass sie sich selbst gut einen Dreier vorstellen könne. Das sei doch angeblich auch immer der Traum der Männer …?

Nach dem gemeinsamen Mittagessen herrschte allgemeine Aufbruchsstimmung. Braut und Bräutigam fuhren zum Fotografen. Die Mutter der Braut hatte viel zu organisieren. Sallys Eltern wollten andere Verwandte in der Stadt besuchen, die man zwar am Samstag auch sehen würde. Aber vielleicht hatte man unter all den vielen Gästen dann nicht genug Zeit, um sich in Ruhe zu unterhalten.

Für die Mädchen und Max war es zu heiß, um irgendetwas zu unternehmen. Später könne man ins Freibad gehen, schlug Alex vor. Aber jetzt wäre es besser, sie würden sich eine Weile in der Kühle des Gartens unter dem großen Kirschbaum ausruhen. Gut eine Stunde dösten sie im Schatten, bis Alex die Stille auflöste.

555 Seiten aus dem Reich der lesbischen Liebe

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