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1 Beschreibung des Untersuchungskorpus und des Analysezeitrahmens 1.1 Medienkorpus
ОглавлениеEine zentrale Herausforderung der Arbeit bestand in der Auswahl des Analysematerials. Es ging darum die zentralen Aussagen der luxemburgischen Diskursgemeinschaft zu sammeln, um herauszufinden, welchen Stellenwert sie der deutschen Sprache in der Vergangenheit zugestanden hat und gegenwärtig beimisst.
Methodologisch und forschungspraktisch schien es vorteilhaft auf Pressetexte zurückzugreifen: Sie geben zum einen Ausschnitte aus der Wirklichkeit wieder, zum anderen kann davon ausgegangen werden, dass Pressebeiträge in bedeutsamer Weise auf die Meinungsbildung in Luxemburg einwirken und sich die Meinung der Bevölkerung wiederum über Leserbriefe in der Presse artikuliert – gerade in Luxemburg, so möchte man mit Hilgert (2004: 3) meinen, der das Land als eine „Nation von Zeitungslesern“ bezeichnet. Außerdem lässt sich ein Diskurs über die deutsche Sprache in Luxemburg auf der Basis von Pressetexten zum Thema chronologisch rekonstituieren. Diese Form der Korpuszusammenstellung wurde in linguistischen Diskursanalysen bereits mehrfach erfolgreich erprobt.
Berichte, Kommentare, Leitartikel und Leserbriefe, die sich in direkter oder indirekter Weise mit der deutschen Sprache auseinandersetzen und sich auf die allgemeine Sprachsituation im Land beziehen, werden zu einem Untersuchungskorpus zusammengefügt, das Schlussfolgerungen zum synchronen und diachronen Stellenwert der deutschen Sprache in Luxemburg erlaubt. Auf Basis dieses ermittelten Korpus geht es darum, die in den gesammelten Texten wiederkehrenden Aussagen oder auch Wissenssegmente zu ermitteln und zu beschreiben.
Es war zunächst vorgesehen über den Zeitraum Januar 1984 (Verabschiedung des Sprachengesetzes in Luxemburg) bis Dezember 2012 (Februar 2012 war Projektbeginn) die Ausgaben des Luxemburger Worts, als Tageszeitung mit der größten Leserschaft in Luxemburg, des Lëtzebuerger Lands als politisch weitestgehend unabhängige Wochenzeitung sowie des Le Jeudi als französischsprachige Wochenzeitung, zu durchsuchen.1 Von vornherein war klar, dass die Texte, die später analysiert werden sollten, in unterschiedlichen Sprachen verfasst sein würden.2 Mitte März 2012 begann ich mit der Sichtung des Luxemburger Worts (LW) im Archiv des Herausgebers der Zeitung Saint-Paul. Ich blätterte alle gebundenen Papierausgaben dieser Zeitung von Januar 1983 bis Dezember 1999 durch. Um die Diskussionen im Vorfeld des Sprachengesetzes zu berücksichtigen, erwies es sich als sinnvoll die Zeitungen aus dem Jahr 1983 mit zu betrachten. Alle relevanten Artikel wurden in einer Tabelle notiert. Die zurückbehaltenen LW-Artikel der Jahre 1983 bis 1999 habe ich dann vor Ort am Mikrofilmlesegerät kopiert. Alle LW-Ausgaben, die ab dem Jahr 2000 erschienen sind, sind digitalisiert und in einer elektronischen Datenbank bei Saint-Paul gespeichert. Die Datenbank kann nach bestimmten Kriterien durchsucht werden. Die Durchsicht der Jahre 2000 bis 2012 war somit schnell beendet. Eine Liste mit relevanten Stichwörtern (deutschen und französischen) wurde für die Suche in der Datenbank aufgestellt. Auf die Sichtung des Luxemburger Worts folgte die des Lëtzebuerger Lands. Zunächst wurden die Jahre 1983 bis 1999 in den gebundenen Papierausgaben nach relevanten Artikeln durchsucht. Es war nicht möglich sämtliche zurückbehaltenen Artikel am Mikrofilmlesegerät zu kopieren, da die Wochenzeitung im Archiv von Saint-Paul nicht vollständig auf Mikrofilm zur Verfügung stand.3 So entschied ich alle bis 1999 zurückbehaltenen Artikel aus den gebundenen Ausgaben abzufotografieren, was die Lesbarkeit der Artikel deutlich reduzierte. Die restlichen Artikel aus den Publikationsjahren 2000–2012 wurden über das Onlinearchiv des Luxemburger Lands aufgefunden und ausgedruckt. Die Wochenzeitung Le jeudi (Verlagshaus Editpress) war weder bei Saint-Paul noch bei ihrem Herausgeber in Esch-Alzette auf Mikrofilm verfügbar und musste so komplett in den gebundenen Ausgaben durchsucht und relevante Artikel anschließend abfotografiert werden. Die Zusammenstellung des Pressekorpus konnte im Dezember 2012 abgeschlossen werden. Das gesamte Korpusmaterial wurde sodann von mir thematisch und chronologisch nach Themen in Teildiskurse geordnet.
Auch wenn das Jahr 2012 anfangs als provisorischer Abschluss der Materialsuche angesetzt worden war, d.h. Meldungen und Ereignisse, die nach 2012 medial vermeldet und verarbeitet wurden, nicht mehr systematisch in das Korpus aufgenommen wurden, hatte ich stets die Tagesaktualität im Blick. Temporäre Schlussfolgerungen veränderten sich durch diese. Die beständige Erweiterung brachte mit sich, dass das Medienkorpus zwar auf den drei Zeitungen Luxemburger Wort, Lëtzebuerger Land und Le jeudi basierte, jedoch schlussendlich Texte aus diversen Luxemburger Medienorganen (wie etwa RTL, L’essentiel und Tageblatt) beinhaltete. Die Untersuchung fußt am Ende auf einem Medienkorpus von 835 Texten – neben Pressetexten zählen dazu auch Onlineberichte und Radiobeiträge. Das Korpus deckt den Zeitraum 1983–2015 ab. Es dient der Arbeit in weiten Teilen als Hintergrundinformation, konturiert die Arbeit und stellt Ereignisse aus über 30 Jahren wieder her. Verglichen mit der Menge an Artikeln, die sich im Korpus befanden, werden in der Publikation schlussendlich nur wenige direkt zitiert. Die zitierten Presseartikel stehen immer exemplarisch also stellvertretend für Meinungen, hier Diskursaussagen, die als Äußerungen in vielen Artikeln auftauchten und die sich bei der Durchsichtung und Lektüre des Pressekorpus als den Diskurs bestimmend erwiesen haben.