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Geschichtliche Einordnung

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Nachdem Alexander der Große im Jahr 323 vor Christus in Babylon starb, hatte er dafür gesorgt, dass Griechenland zu einem Weltreich ausgedehnt wurde. Ägypten, Persien, Mesopotamien sowie Kleinasien hatte er in seinen Feldzügen erobert. Im Osten war er bis zum Indus vorgedrungen. Im gesamten Gebiet hatte Alexander der Große zahlreiche Städte gegründet, welche von Griechen besiedelt wurden. Das Weltreich bestand nach seinem Tod noch für drei Jahrhunderte weiter. Zu diesem Zeitpunkt war es in drei Großreiche sowie mehrere Kleinreiche geteilt. Diese historische Epoche ist seit dem 19. Jahrhundert als Hellenismus bekannt. Rund 30 Jahre vor Christus findet sie ihr Ende. Der Grund dafür ist, dass sich Ägypten zu diesem Zeitpunkt unter der Herrschaft Kleopatras befand. Ägypten war die letzte verbleibende griechische Provinz und wurde nun dem Römischen Reich einverleibt.

In der Philosophie begann ebenfalls ein neues Zeitalter. Die philosophischen Debatten wurden nun nicht mehr ausschließlich von den Theorien Platons und Aristoteles beherrscht. Mehrere neue Schulen wurden geboren. Hierbei handelte es sich beispielsweise um die Kyniker, Stoiker, Epikureer sowie die Skeptiker. Allen vier Schulen ist gemein, dass der Mensch als ein freier und individuell eigenverantwortlicher Kosmopolit den richtigen Weg zur Eudaemonie („Glückseeligkeit“) wählen kann. Nur die Wege dorthin sind bei den vier Schulen unterschiedlich. So ist bei den Kynikern der Weg durch die innere und äußere Freiheit bestimmt, bei den Stoikern durch die Vorstellung des Einklangs des Lebens mit der Natur („Homología“), bei den Epikureern durch den Weg der Lustökonomie und schließlich bei den Skeptikern durch das Gebot der Enthaltung von jeglichem Urteil. Allen vier Schulen ist trotz dieser unterschiedlichen Wege die Vorstellung von Apatheia („Leidenschaftslosigkeit“) und Ataraxía („unerschütterliche Seelenruhe“) gemein.

Die Forschung macht die Krise der griechischen Polis dafür verantwortlich, dass diese Schulen gerade zu dieser Zeit entstanden sind. Diese Krise wurde durch die Schlacht bei Charioneia, welche 338 vor Christus stattfand, ausgelöst. Nach dieser Schlacht wurde die Vorherrschaft der Makronen in Griechenland besiegelt. Autonome Städte, wie Athen, zählten nun zu einem Großreich. Dieses nahm rasant immense Ausmaße an. Ein Statusverlust der Polis war laut der älteren Forschung die Folge. Dieser Statusverlust in Kombination mit dem vermehrten Einfluss fremder Kulturen weckte das Bedürfnis nach einer ethischen Orientierung. Insbesondere die Epikureer sowie Stoiker reagierten darauf. So boten sie Angebote zur philosophischen Lebensführung.

Laut der neueren Geschichtsforschung betont hingegen eher die Vitalität der Polis den Hellenismus. Während die außenpolitische Autonomie in Teilen gewahrt wurde, bestanden demokratische Institutionen weiter fort. Die Kultur erlebte ebenfalls einen weiteren Aufschwung. So ist es naheliegend, dass die allgemeine kulturelle Blüte die Entstehung von hellenistischen Philosophenschulen begünstigt hat.

Die Kultur- und Wirtschaftszentren erster Güte haben sich an neuen Höfen gebildet. Diese spielten somit eine zentrale Rolle. In Alexandria entstand die größte Bibliothek der Welt, kurz nach der Gründung durch Alexander im Jahr 331 vor Christus. In Pergamon, welches das Reich der Attaliden bildete, entstand wenig später eine weitere bedeutende Bibliothek. Diese wurden errichtet, damit auch in neueren Gebieten das Hellenisieren vorangetrieben werden konnte.

Alexandria wurde schnell zum Zentrum der Wissenschaft, da Gelehrte und Literaten von überallher heranzogen. Archimedes, Euclid sowie Aristarch schafften eine Glanzzeit in der Mathematik und der Astronomie. Für die Philosophie blieb diese Entwicklung ebenfalls nicht ohne Folgen. Im 4. Jahrhundert erfolgte dort eine Gründung der Rhetorikschulen von Isokrates und Alkidamas. Da die Naturforscher nach Alexandria abwanderten, grenzte die Philosophie in Athen ihren Fokus ein. Aristoteles beschäftigte sich noch mit Biologie, Mathematik und Astronomie. Die überwiegende Anzahl an hellenistischer Philosophen konzentrierte sich stärker auf andere Disziplinen. Ethik, Erkenntnistheorie, Logik, Naturphilosophie und Ontologie („Lehre vom Sein“) zählen noch heute zu den philosophischen Kernfächern. Bei Aristoteles oder Platon waren diese Themen viel weniger systematisiert als heute. Ein weiterer positiver Aspekt des Hellenismus war die öffentliche Wertschätzung der Intellektuellen. Diese wurden viel mehr respektiert als noch wenige Jahre zuvor. Rhetoren, Philosophen sowie Sophisten stand die Bevölkerung Athens sonst eher zwiespältig gegenüber. Manche Athener reagierten mit Ablehnung und Hass auf die Lehrangebote und Debatten. Andere hingegen waren begeistert. Ein bekanntes, aber tragisches Beispiel hierfür ist der Gerichtsprozess gegen Sokrates. Dieser fand im Jahr 339 vor Christus statt. Drei Bürger aus Athen hatten ihn angeklagt. Sie warfen ihm vor, die Jugend zu verderben, indem er neue Götter einführte. Sokrates wurde vom Volksgericht schuldig gesprochen. Schließlich erwartete ihn die Todesstrafe. Er sollte durch den Schierlingsbecher zu Tode kommen. Besonders gegen Intellektuelle wurden in Athen ähnliche Vorwürfe erhoben.

Diese Feindseligkeit nahm im Hellenismus allerdings ab. Etwa um 307 vor Christus war der letzte Angriff auf einen Philosophen zu verzeichnen. Der Grund hierfür war ein Gesetz, welches in diesem Jahr in Athen verabschiedet wurde. Dieses Gesetz besagte, dass einige Philosophen ins Exil gezwungen wurden. Außerdem wurden einige Schulen vorübergehend geschlossen. Die Gründe für die Verabschiedung des Gesetzes waren vermutlich rein politischer Natur. Jedoch wurde die Philosophie nicht zurückgedrängt und das Gesetz trat verhältnismäßig schnell wieder außer Kraft. Platons Akademie und Aristoteles’ Lykeion waren die wohl bekanntesten Akademien dieser Zeit. Aber auch einige Bewegungen, welche sich auf Sokrates beriefen, zählten zu den aktiven Schulen. Tausende Schüler wurden von diesen Schulen angezogen. Dazu zählten aber nicht nur Menschen aus Athen. Ebenfalls reisten die Griechen auch aus anderen Gebieten an sowie Sklaven und auch Frauen. Etwa 300 vor Christus wurden drei neue Schulen gebildet. An den Stadtmauern von Athen kaufte Epiktet seinen Garten. Auf dem Marktplatz trafen sich die ersten Stoiker. Weiterhin etablierte sich rund 30 Jahre später der Skeptizismus in Platons Akademie. Die Philosophen, welche in Athen ansässig waren, tauschten sich regelmäßig und lebhaft miteinander aus. Die Epikureer, Stoiker und Skeptiker entwickelten zahlreiche ihrer Lehren in kritischen Diskussionen miteinander. Die Kritik, welche sie aneinander übten, wirkte sich positiv auf ihre Lehren aus. So diente diese, um die Argumente zu schärfen und die Positionen zuzuspitzen. Der überwiegende Teil der Schulen war bereits zu diesem Zeitpunkt mit Bibliotheken ausgestattet. Somit konnten sich die Philosophen ebenfalls mit den Gedanken ihrer Vorgänger auseinandersetzen. So war es nicht verwunderlich, dass diese Zeit hunderte Neuerscheinungen von Büchern hervorbrachte. Diese waren in der Stadt in Umlauf, gingen allerdings bis heute ausnahmslos verloren.

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