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Entwicklung des stoischen Systems
ОглавлениеWährend der Stoizismus begründet wurde, entstand in etwa zeitgleich eine weitere, sehr zentrale Denkschule der Antike. Der griechische Philosoph Epikur, welcher von etwa 341 bis 270 vor Christus lebte, brachte diese Denkschule hervor. Mithin trägt sie den Namen Epikureismus. Mittlerweile lässt sich der Stoizismus nur schwer vom Epikureismus loslösen. Damit der Stoizismus richtig verstanden werden kann, ist es demnach zwingend notwendig, ihn mit dem Epikureismus direkt zu vergleichen. Der Grund dafür ist, dass beide Lehren einen konträren Gegensatz bilden. Die Weiterentwicklung der beiden Denkschulen bildet beispielsweise einen wesentlichen Unterschied. Der Epikureismus wurde im Zeitraum seiner gesamten Wirkweise wenigen Veränderungen unterzogen. Der Stoizismus hingegen erfuhr im Laufe der Zeit zahlreiche Abwandlungen. Die Theorien der ersten Stoiker sind mit den Theorien der letzten Stoiker in einigen Punkten kaum noch zu vergleichen. Klassischerweise werden genau deshalb drei Perioden unterschieden. Die erste Periode ist die der antiken Stoiker. Diese Periode ging von 300 bis 129 vor Christus und ihr gehören die Philosophen Zenon von Kition, Kleanthes sowie Chrysippos an. Die zweite Periode ist die der mittleren Stoiker. Sie betraf den Zeitraum 180 bis 51 vor Christus und wurde geprägt durch die Philosophen Panaitios und Poseidonios. Die letzte Periode war die der jüngeren Stoiker. Diese Periode dauerte von eins bis 180 nach Christus und ihr gehören die heute wohl bekanntesten Philosophen, wie Marc Aurel, Seneca und Epiktet an.
Der Stoizismus sowie der Epikureismus waren sehr praxisorientiert. Diese Gemeinsamkeit teilen jegliche antiken Denkschulen. So haben alle antiken Denkschulen ein gemeinsames Ziel. Die Menschen, die ihr Leben nach diesen Schulen ausrichten, möchten weise leben. Folglich entsteht ihre Gegensätzlichkeit nicht durch das gemeinsame Ziel. Ursächlich hierfür ist die Methode, welche dazu dienen soll, das Ziel zu erfüllen. Die Menschen, welche den Epikureismus praktizieren, leben nach dem Lust-Prinzip. Dies bedeutet, dass diese Menschen Schmerzen vermeiden und Glück sowie Lust erlangen möchten. Man verzichtete auf augenblickliche Lust, um noch größere Lust zu erreichen (sogenannte Lustökonomie oder neudeutsch der Verzicht auf „instant gratification“). Lust meint die Abwesenheit von Schmerz, Mühe und Aufregung. Und nicht wie vielfach angenommen die reine Bedürfnisbefriedigung. In den Lehren der Stoa ist hingegen zwischen Schmerz und Lust keine klare Trennung zu verzeichnen. Zwischen diesen beiden gegensätzlichen Gefühlen machen die Stoiker keinen Unterschied. Affektlosigkeit (Ataraxie, welches von dem griechischen Wort „ataraxía“ kommt und Unerschütterlichkeit heißt) sowie Pflicht bilden deren Lebensprinzip. Ziel ist die Leidenschaftslosigkeit („Apatheia“), besser bekannt als stoische Ruhe.