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China

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»Das Land des Lächelns«. So nannten die Librettisten Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda die 1929 in Berlin uraufgeführte berühmte Operette, zu der Franz Lehár seine kongeniale Musik schuf. Lächelt der Chinese wirklich so viel? Es kommt uns so vor. Dieses irritierende Lächeln ist berüchtigt und gefürchtet von allen, die mit Chinesen geschäftliche oder politische Gespräche führen. Was aber steckt hinter dem Lachen?

Im Laufe der Geschichte kamen in China viele Witzesammlungen heraus. Der Witz wird auf Chinesisch Xiaohua genannt, das heißt Lachgespräch. Besonders lustig findet der Chinese das Missgeschick des anderen. Da kann man sehen, wie die Chinesen prustend im gleichen Takt lachen.

Der bettelarme Chang Li kommt zum Ortsvorsteher und bittet ihn um Rat: »Ich halte diese Enge nicht mehr aus! Ich lebe mit meinem Weib, meinen drei Kindern und meiner Schwiegermutter in einem einzigen Zimmer.«

Der Vorsteher fragt: »Hast du Hühner?«

»Ja, acht Stück.«

»Nimm sie mit in dein Zimmer!«

Chang Li ist mit der Antwort unzufrieden, folgt aber dem Rat. Nach einer Woche kommt er wieder und jammert: »Die Hühner scheißen überall hin, und es stinkt erbärmlich.«

Der Vorsteher fragt: »Hast du sonst noch Haustiere?«

»Ja, zwei Ziegen habe ich.«

»Nimm sie auch auf dein Zimmer!«

Nach drei Tagen kommt Chang Li wieder: »Das war kein guter Rat. Wir haben keinen Platz, und alles ist total verdreckt. Ich halte das nicht mehr aus! Ich nehme mir das Leben!«

Da sagt der Vorsteher: »Ich rate dir, nimm die Hühner und die Ziegen und sperre sie in ein Gatter!«

Chang Li tut, wie ihm geraten, und kommt am nächsten Tag freudestrahlend zum Vorsteher: »Ich danke dir für den Ratschlag! Es ist wunderbar! Jetzt haben wir Platz, es ist sauber und jeder kann sich frei bewegen!«

Wu ist glücklich, dass er am Hong Kong International Airport ein Restaurant übernehmen konnte. Doch die ersten Tage nach der Neueröffnung funktioniert es noch nicht so, wie es sollte. Seine Frau kommt in die Küche und sagt: »Ich habe jetzt vier Gäste, und alle vier möchten Knusprige Ente.«

Wu sagt: »Ich hab dir doch gesagt, die Ente ist aus. Pute ist noch da.«

Meint seine Frau: »Ich weiß. Aber die Leute wollen nur Ente!«

»Na gut«, sagt da Wu, »dann schneide ich vier Mal Ente von der Pute ab!«

In Shanghai kauft eine Touristin nach langem lästigen Gustieren und Verhandeln einen schönen Fächer. Am nächsten Tag kommt sie wieder und zeigt den Fächer. Er ist in der Mitte zerrissen. »Sehen Sie sich das an! Das ist Betrug! Ich verlange mein Geld zurück!«

»Wie viel haben Sie dafür bezahlt?«

»Fünf Dollar!«

»Und was haben Sie mit dem Fächer gemacht?«

»Was soll ich schon gemacht haben? Ich habe ihn vor meinem Gesicht hin und her gewedelt!«

»Ja, dann ist das leider Ihre Schuld. So etwas kann man nur mit einem Fächer um zwanzig Dollar machen. Mit einem Fächer um fünf Dollar muss man den Fächer stillhalten und dafür den Kopf hin und her bewegen!«

Ein führendes europäisches Unternehmen der Gummiwarenindustrie hat in Hangzhou eine Fabrik eröffnet. Am ersten Tag werden europäische Journalisten durch den Betrieb geführt: »In dieser Halle stellen wir Präservative her, in der zweiten Halle werden die Schnuller für die Babys gemacht!«

Fragt ein Journalist: »Und was wird in der dritten, größeren Halle hergestellt?«

»In der dritten Halle werden Präservative mit kleinen Löchern fabriziert, um den Schnullerumsatz zu steigern!«

Ling Qichao ist ein sehr prominenter, verdienter Mitarbeiter der Kommunistischen Partei Chinas und fühlt sich nebenbei als großer Schriftsteller. So schickt er sein eben fertiggestelltes Lebenswerk an den Staatlichen Verlag in Peking. Und bekommt folgende Antwort: »Hochgeschätzter Genosse Ling Qichao, wir haben Ihr großes Werk mit unsäglichem Genuss gelesen. Wir schwören Ihnen, dass wir noch nie die Gelegenheit hatten, ein derart bewundernswertes Meisterwerk zu lesen. Wenn wir uns unterstehen würden, es zu veröffentlichen, würde unser großer Vorsitzender Xi Jinping uns befehlen, es künftig als Vorbild zu benutzen und zum Maßstab dessen zu nehmen, was wir verlegen. Er würde uns nicht mehr gestatten, irgendein Buch herauszubringen, das weniger gut wäre als das Ihre. Dadurch würde es uns ganz unmöglich sein, unsere verlegerische Tätigkeit fortzusetzen. Aus diesem zwingenden Grund sehen wir uns gezwungen, Ihnen Ihr wunderbares Werk zurückzuschicken.«

Chang Hui ist als dummer Schnösel bekannt. Umso mehr wundert es seine Umgebung, dass er innert kurzer Zeit reich geworden ist. Nun führt er Gäste durch sein herrliches Haus, das mit teuren Bildern, Skulpturen und Teppichen bestückt ist. Stolz fragt er: »Na, fügt sich nicht das alles zu einer prachtvollen Einheit?«

»Fast!«, antwortet da der berühmte Wissenschafter.

»Wieso fast? Was passt da nicht hinein?«

»Sie!«

Konfuzius wurde gefragt, ob der Mensch lieber nach Reichtum oder nach Weisheit streben sollte. »Nur nach Reichtum!«, antwortete der Philosoph. »Denn ich sehe nur die Weisen vor den Türen der Reichen, nicht aber die Reichen vor den Türen der Weisen!«

Ein Tourist übernachtet in einer mickrigen Unterkunft in Sichuan und fragt den Besitzer: »Wie können Sie hier überleben?«

Der Besitzer zeigt auf einen jungen Burschen: »Phuong arbeitet für mich. Da ich ihn nicht bezahlen kann, geht das Haus in zwei Jahren in seinen Besitz über. Dann arbeite ich für ihn, bis es wieder mir gehört!«

Ein Verurteilter wird dem berühmtesten Scharfrichter der 20. Dynastie des Kaiserreiches China zugeführt. Der Verurteilte kniet demütig nieder und sagt: »O du großer Meister der scharfen Klinge, wie habe ich auf diesen Augenblick gewartet, bis mein unwürdiger, nichtsnutziger Kopf von deiner gepriesenen Hand dem gerechten Urteil zum Opfer gebracht wird. Nie hätte ich gedacht, dass mir einmal eine so hohe Ehre zuteilwird!«

Der Henker waltet darauf seinem Ruhm entsprechend seines Amtes. Es ist, als wäre das Schwert nur ein Hauch.

Da fragt der Verurteilte: »Habt Ihr vorbeigeschlagen, Meister? Ich spürte nämlich nichts.«

Da antwortet der Scharfrichter: »Dann nick einmal!«

Einem armen Chinesen namens Zheng entlief sein Hengst. Die Nachbarn bedauerten ihn.

Da fragte Zheng: »Wieso glaubt ihr, dass das ein Unglück ist?«

Drei Tage später kam der Hengst zurück. An seiner Seite drei wilde Stuten. Die Nachbarn beglückwünschten ihn.

Da fragte Zheng: »Wieso glaubt ihr, dass das ein Glück ist?«

Der Sohn von Zheng versuchte, eine der wilden Stuten zu reiten, stürzte und brach sich ein Bein. Die Nachbarn bedauerten den Sohn.

Da fragte Zheng: »Wieso glaubt ihr, dass das ein Unglück ist?«

Bald darauf brach der Krieg aus. Alle Jungen des Ortes mussten einrücken. Der Sohn von Zheng durfte daheimbleiben. Die Nachbarn …

Ein prächtiger Sikahirsch steht an einem südchinesischen Gewässer, trinkt, und dann betrachtet er sein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche und röhrt voller Begeisterung: »Ich bin hier der König!«

Da taucht auf einmal vor ihm ein Alligator aus dem Wasser auf und schnaubt: »Was hast du eben gesagt?«

Der Hirsch antwortet: »Ach nichts! Man redet viel Dummes daher, wenn man etwas getrunken hat!«

Eine Eintagsfliege fliegt übermütig um ein Spinnennetz herum. »Na warte!«, ruft erzürnt die Spinne. »Morgen erwisch ich dich!«

Da lacht die Eintagsfliege: »Wetten, nicht!«

Zwei Pfingstrosen flirten miteinander. Da flüstert die eine ganz zärtlich: »Ich bin so verliebt in dich.«

Die andere antwortet: »Ich auch in dich.«

Da fragt die erste Pfingstrose: »Soll ich einem Bienchen Bescheid geben?«

Ein Eintagsfliegenmännchen trifft ein Eintagsfliegenweibchen. Sagt das Männchen zum Weibchen: »Komm mit mir ins Gebüsch, denn wir leben bloß einen Tag. Das sollten wir doch wohl ausnützen!«

Da antwortet das Eintagsfliegenweibchen: »Schön wärs, geht aber leider nicht. Ich habe nämlich gerade meine Sekunden!«

Aus einer Vorstellung des Pekinger Opernensembles in Nanjing kommen zwei Flöhe. Sagt der eine zum anderen: »Was ist? Gehen wir zu Fuß oder nehmen wir uns einen Hund?«

So lacht die Welt

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