Читать книгу Sie haben mich nicht gekriegt - Felix Kucher - Страница 8

PROLOG MÁLAGA, 1937

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Ein Pfeifen, dann die Detonation, es kracht ohrenbetäubend. Erde spritzt, Körper fliegen durch die Luft, überall ist Rauch, Blut und Dreck. Verletzte schreien, aber es schreien auch die Wütenden, die Ohnmächtigen. Die Küstenstraße verläuft im Steilhang, es gibt keine Wiese, in die man laufen, keinen Wald, in dem man sich verstecken, keine Grube, in der man sich bergen könnte. Das Ziel der Bomben sind nicht Gebäude oder Brücken, nicht Soldaten oder Panzer. Das Ziel sind die Menschen auf der Flucht. Hundertfünfzigtausend Einwohner von Málaga, das seit Tagen bombardiert wird, mit Ziel Almería. Ein Treck aus Alten, Kindern, Ziegen, Schafen und Hühnern, Pferdefuhrwerken, Eselskarren, die meisten Menschen aber zu Fuß mit Bollerwagen voller Hausrat. Die meisten Kinder haben keine Schuhe, kaum jemand hat Kleidung zum Wechseln. Sechs Tage sind es zu Fuß, die Februarnächte werden eiskalt. Schon in der ersten Nacht sind so viele erfroren, niemand hat sie begraben, keine Zeit.

Als die Bomber jetzt, am zweiten Tag, auftauchten, glaubten alle, dass diese nach Almería weiterfliegen würden. Aber die Flugzeuge formierten sich in einer Linie und gingen tiefer. Als die Menge merkte: Das Ziel sind wir, brach Panik aus. Sie dauerte nur kurz, bis zur Explosion der ersten Bombe.

Tina legt sich auf den Boden und schließt die Augen. Ich will nicht sterben. Propellergeräusche, Pfeifen, Explosionen. Völlig schutzlos liege ich da. Bilder tauchen vor ihr auf, die Partys in Los Angeles und Mexiko, ihre Mutter, ihre Schwester Yole, die Bücher, die Robo ihr zu lesen gegeben hat. Marx, Freud, Nietzsche. Wieder eine Explosion, weiter weg. Um sie herum Wimmern.

Bücher, wer braucht in solchen Zeiten Bücher? Das ist die Praxis. Die Revolution muss durchgesetzt werden. Der Bombenhagel wird sie nicht aufhalten. Sie wird für die neue Gesellschaft kämpfen bis zu ihrem Tod.

Sie haben mich nicht gekriegt

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