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Kein Gefühl für das Leben
ОглавлениеDie Tatsache, dass sich der europäisch orientierte Mensch in seinem gesamten Denken und Handeln, von der Naturwissenschaft bis hin zu Machtpolitik und Wirtschaftswachstum, ausschließlich an materiellen Komponenten wie Profitstreben, Kosten-Nutzen-Analysen, mechanischer Funktionsanalytik u.Ä. orientiert, halten indianische Lehrer für eine schwere Krankheit des Geistes.
Sie betonen, dass dieses Vorgehen zwangsläufig zu Disharmonien und Katastrophen jeglicher Art und schließlich globalen Umfangs führen muss: zu Machtkriegen, Raub und anderen Verbrechen, zu hemmungslosem Ausbeuten und Zerstören der Natur und selbstverständlich auch zu jeglicher Art von Zivilisationskrankheiten. »Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden«, sagte Christus und begründete das auch damit, dass sie Diebe auf den Plan rufen. Damit ist die Saat der Gewalt gesät. Auch das indianische Verständnis vom Wesen der Krankheiten und deren Heilungsmöglichkeiten basiert auf dieser Grundphilosophie. Sie wird bei den Indianern dadurch untermauert, dass sie zutiefst davon überzeugt sind, alles stünde ständig mit allem in Verbindung. Oberstes Ziel indianischen Heilens ist es, gestörte Harmonien wiederherzustellen.
Indianer über Mensch, Natur und das Heilen
»Jeder Mensch ist ein Teil des Ganzen, keiner kann sich dem entziehen, keiner steht außerhalb oder hat weniger damit zu tun als ein anderer. Jeder Mensch ist eine Lebensform. Und deshalb ist das wahre Wesen des Menschen auch das Wesen des Lebens. Egal, wie tief du fällst oder wie hoch du hinaufsteigst - ob wirtschaftlich oder akademisch oder sonst wie -, du bist und bleibst ein Teil des Ganzen; selbst der schlimmste Verbrecher, der lebenslang in einer Zelle sitzt - sein Zentrum, sein Wesenskern ist derselbe Same, der Same der ganzen Schöpfung.«
Mad Bear
»Nichts ist umsonst, alles hat seinen Preis. Mich interessiert es, wie man mit solchen Dingen umgehen kann. Jede Krankheit und jeder Schmerz hat seinen Ursprung, und das ist meistens der Preis, den man entweder für etwas in der Vergangenheit oder aber in der Zukunft bezahlen muss. Das Wichtigste ist es, die Zusammenhänge zu erkennen. Moderne Ärzte scheinen das nicht zu begreifen. Es ist die Aufgabe des Medizinmannes, sich in diese Zusammenhänge Einblick zu verschaffen. Wir wissen, dass alles Folge des Einen und Ursache von etwas Neuem ist, also eine sich fortsetzende Kette von Ereignissen. Man kann sich nicht einfach dieser ganzen Kette entziehen. Manchmal muss eine Krankheit oder ein Schmerz entstehen, um den bestmöglichen Preis für etwas bezahlen zu können. Wenn man sich nun einfach der Krankheit entledigt, wird der Preis steigen. Die betroffene Person wird das vielleicht selbst nicht erkennen, aber ihr geistiges Ich weiß darum. Das ist auch der Grund, warum wir uns drei Tage lang mit einem Fall beschäftigen, bevor wir ihn übernehmen, und warum wir uns auch manchmal weigern, ihn zu übernehmen ...
Physische Beschwerden können alle möglichen Ursachen haben, gute und schlechte, wie wir sagen würden, aber sie setzen alle auf der spirituellen Ebene an. Eine Infektion kann man auch als eine spirituelle Verunreinigung bezeichnen. Was sich im Körper abspielt, ist nicht das Wesentliche, deshalb verlangt die Fähigkeit zu heilen mehr als nur das bloße Wissen um den Körper. Wenn der moderne Arzt einen Kranken behandelt, sieht er nur die Krankheit und nicht den Menschen. Wenn also der Arzt nicht wirklich erkennt, was in seinem Patienten abläuft, wo das wirkliche Problem liegt, wenn er dem Patienten dann irgendwelche schmerzlindernden Medikamente verschreibt oder ein krankes Organ oder Glied einfach wegschneidet und in den Müll wirft, dann ist das nur vertane Mühe und hat ganz gewiss nichts mit Heilen zu tun ...
Jede Materie innerhalb der Natur ist gleichzeitig ein spirituelles Wesen in einer spirituellen Natur. Deshalb können diese Dinge auch als spirituelle Helfer eingesetzt werden. Es gibt Wege, diese Helfer herauszufinden und zu begreifen, wie sie zusammengesetzt sind - und zwar nicht nur in ihrer chemischen Zusammensetzung. Ich kann zum Beispiel eine bestimmte Pflanze in die Hand nehmen, auch eine, die ich noch nie vorher gesehen habe, und ihr Wesen, ihre äußere und innere Zusammensetzung verstehen.«
Rolling Thunder