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In der Synagoge am großen Salzsee.

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Eine Mormonenpredigt.

Der Prophet.

Schwestern und Brüder, folgend der Pflicht,

Heil'ge mit Herzen himmlisch-einig,

Kinder, wandelnd und jauchzend im Licht, –

Dies ist 'ne nette Versammlung, mein' ich.

Wo ist das Antlitz, das Kummer trübt?

Jehovah ist mit uns; er führt uns selber;

Eine Ernte gab's, wie es wenige gibt,

Und die Seuche verließ unsre Rinder und Kälber.

O, heiliges Leben auf lachender Au,

Die mit Milch und Honig erquickt die Scharen!

Weibliche Flüsterstimmen

Bruder Schuttleworths siebzehnte Frau, ...

Die mit den komisch frisierten Haaren!

Der Prophet

Aus Ägypten flohn wir hieher;

Felsig die Wüste, durch die wir fuhren:

Das Volk schaute trüb, und murrte sehr;

Das Gebein der Märtyrer füllt' unsre Spuren.

Über Berg und Tal sind wir langsam gereist,

Jeden Morgen schlugen die Herzen schneller.

Unser Fleisch war schwach, doch stark unser Geist,

Und wir führten, Gottlob, einen Reisekeller.

Auf der Höh' dort endlich machten wir Schicht,

Grad' als die Sonn' im Westen gesunken.

Weibliche Flüsterstimmen

Ist des Richters letzte ein Scheusal nicht? ...

Kein Zweifel, daß Bruder Abram getrunken!

Der Prophet

Jene Nacht, meine Lämmer, hab' ich im Traum

Das Entströmen vieler Quellen gesehen;

Der Morgen brach an, es dämmerte kaum,

Da stiegen herab wir von jenen Höhen;

Trafen das Wasser am richtigen Ort,

Frisch und gut, nur ein wenig grandig!

Lagerten uns in der Ebne, und dort

Gegend und Plan Neu-Jerusalems fand ich.

"Pfadfinder der Seligen," rief ich laut,

"Grabt, und der Herr wird euch segnen erklecklich!"

Weibliche Flüsterstimmen.

Brigham besiegelt mit noch einer Braut ...

Ah! wie er verfällt! Er altert schrecklich!

Der Prophet.

Oft, o Geliebte, solchergestalt

Hab ich dies Thema euch schon empfohlen;

Zwar ihr lächelt, und sagt, die Geschichte sei alt;

Ganz recht, doch verträgt sie das Wiederholen.

So war's, daß die Stadt des Lichtes entstand,

So das heilige Volk, – ich sag' es mit Rührung:

Durch den Spaten allein und des Menschen Hand,

Und die Huld einer ganz besondern Führung.

"Arbeit!" so hieß es im Anfang schon;

"Arbeit!" noch heut, wo genug wir haben.

Weibliche Flüsterstimmen.

Schon besiegelt Schwester Euphemias Sohn? ...

Und zwanzig erst? ... O, über den Knaben!

Der Prophet.

Ich hab' es gesagt, und ich muß drauf bestehn,

Ob die Heiden uns höhnen auch und schrauben: –

Vom Schaffen zum Beten, – den Weg sollt ihr gehn! Erst die Arbeit, und dann der Glauben! Fragt mich nach seinem Schöpfer ein Mann, Ein tüchtiger Mann, breitschultrig und wacker, – Frag' ich bei ihm dagegen an: "Kannst du ziehn einen Kohlkopf, mäh'n einen Acker?" Eine Blum' ist die Seele, wurzelnd im Grund, Herrlich und freudig strebend nach oben!

Weibliche Flüsterstimmen.

Ja, die Ärmste! Zwillinge! beide gesund!

Doch ihr geht es schlecht! ich kann's nicht loben.

Der Prophet.

Schönheit die Krone des Lebens, – doch wißt:

Wer jung und ein Tor, wird sie selten erlangen!

Nur wer redlich ein Kämpfer gewesen ist,

Wird den Lohn, nach dem er gelechzt, empfangen!

O selige Schau, der nichts sich vergleicht,

Wenn Glorienschein verklärt das Leben,

Wenn ein Heiliger, würdig, das Haar gebleicht,

Wie Salomo dasitzt, liebumgeben!

Diese zu Füßen ihm, die auf dem Knie,

Andre rundum, – wie die Herd' auf den Triften!

Weibliche Flüsterstimmen.

Alles ganz wohl, doch ich litte das nie – Eh' wollt' ich meinen Mann vergiften!

Der Prophet.

Dort in des Paradieses Tür

Sitzt der Heilige heiter, mit Locken graulich;

Augen und Arme, wie Kränze schier,

Umranken den Wackern, wahrhaft erbaulich;

Cherubim, kleine, ein Bienenschwarm,

Drängen sich an ihn, "Vater!" zu stammeln;

Er sitzt bequem, und die Sonne scheint warm;

Früchte ringsum, – er braucht nur zu sammeln!

Gesegnet ist er bei Nacht und bei Tag, –

Schwingt sich empor zum Himmel, und mehrt ihn!

Weibliche Flüsterstimmen.

Verrückt fast wär' ich geworden den Tag,

Als er bracht' eine zweite! – Nun, ich lehrt' ihn!

Der Prophet.

Schwestern und Brüder, die Lieb' unterwies,

Denkt, wenn Satan euch zeigt die Klauen:

Ist nicht die Erde das Paradies,

So werdet ihr nie und nirgend es schauen!

Grabt und entwässert, braucht eure Kraft!

Der Herr wird alles aufs herrlichste fügen;

Schafft, – und seid hier schon belohnt, wenn ihr schafft:

Denn was ist der Zweck alles Schaffens? Vergnügen!

Wie den Rebstock wonnig die Traube ziert,

So der Arbeit muß das Vergnügen reifen.

Weibliche Flüsterstimmen.

Ei, wie Higginsons dritte die Taille verliert!

Die vielen Wochen, – es läßt sich begreifen!

Der Prophet.

Aber, horch! ein Geist, ein erwachender, fragt:

"Arbeit ist Arbeit! Wir sehn's an den Händen!

Aber was ist Vergnügen?" – Dem werde gesagt: Gnade vollauf, und Frau'n, sie zu spenden! Heilig der Mann, über allen Vergleich, Der sein Land bebaut, und sich nimmt seinen Segen: Der ringsum sieht in seinem Bereich Schwestern und Kindlein, – Hätscheln und Hegen! Und den Himmel auch freut, was ihn erfreut; Die Erwählten ja mehrt er, den Heiden trutzend!

Weibliche Flüsterstimmen.

Martha wird hübsch; – Du liebe Zeit:

Drei auf einmal? – Nun hat sie ein Dutzend!

Der Prophet.

Wissen ist Trug, und Bücher sind dumm;

Ein Buch ist ein Licht, – nur dem sollt ihr trauen! Mich däucht, das richtigste Studium Sei Gebrauch eines Spatens und Lieb' einer Frauen. Allwärts, im Himmel und auf der Erd', Am großen Salzsee, an Edens Flüssen, Die herrlichste Schau ist ein Mann von Wert, Seinen Köcher zu füllen immer beflissen. Er sitzt in vollkommener Gnade Licht, Umschaukelt von einem Dutzend Wiegen!

Weibliche Flüsterstimmen.

Das Kindchen da wird schwarz im Gesicht!

Tragt es fort! – es wird an der Hitze liegen!

Der Prophet.

An der Türe des Herrn ein Weinstock treu,

Unter all seinen Reben eine der grünsten,

Eine Laute voll süßer Melodei,

So ist der Mann von heil'gen Verdiensten.

Auf zu seiner Vollkommenheit,

Schwestern und Brüder, läutert und klärt euch;

Sä't, und harkt, und grabt, und gedeiht,

Und, wie Gott es verordnet, seid fruchtbar und mehrt euch!

Kein Zweifel: für jeden, nach seinem Tun,

Ist dies das glückliche Land des Florierens, ...

Bruder Bantam wird ansagen nun

Die Hymne der Lieb' und des Jubilierens.

Samuel Taylor Coleridge

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