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Vorwort
von Claus-Peter Reisch

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Es ist schon bemerkenswert zu erfahren, aus welchen Gründen sich Menschen auf die Flucht aus ihren Heimatländern machen. Viele fliehen vor den Kriegen, wie etwa aus Syrien oder dem Jemen, um nur zwei Beispiele zu nennen. In vielen Ländern toben Stellvertreterkriege, es geht um Geld, geopolitischen Einfluss und natürlich um Ressourcen. Allen voran Öl und Mineralien. Die einheimische Bevölkerung betrachtet man dabei wohl als Kollateralschaden.

Die im Überfluss lebende Gesellschaft der sogenannten »Ersten Welt« bedient sich gern an den Gütern des ärmeren Teils der Erde und vergisst dabei oft, eine entsprechende Entlohnung zu bezahlen. Gleichzeitig werden diese Länder dann mit unseren billigst erzeugten Waren oder gar Abfall überflutet, und man nimmt den Menschen ihre Erwerbsquellen. Aber das ist ja weit weg, und so gut wie niemand kümmert sich darum. Anders wird es, wenn diese Menschen plötzlich bei uns an der Tür klingeln. Dann ist mit einem Mal die Empörung groß und die Ablehnung in manchen Bevölkerungsteilen teilweise wirklich rassistisch motiviert.

Filimon ist unter anderem vor den Repressionen des sogenannten »Nationaldienstes« geflohen. Er hatte Angst, einfach in diesem unmenschlichen System für unbestimmte Zeit zu verschwinden. So wie viele vor und nach ihm ebenso. Er sah, ebenso wie viele seiner Landsleute, keine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Sicher ein guter Grund zu gehen.

Die Geschichte, die Filimon über sich erzählt, ist so authentisch, wie sie authentischer nicht sein könnte. Er beschreibt seine Erlebnisse mit der Emotion eines Betroffenen, und er hat wirklich sehr viel Glück im Unglück gehabt. Er hat überlebt. Viele seiner Landsleute sind auf der Flucht umgekommen, und nicht einmal ihre Angehörigen wissen etwas über ihr Schicksal. Seine Schilderungen über Libyen und die Fahrt über das Mittelmeer kann ich nur allzu gut nachvollziehen.

Dass Europa weder die Fluchtursachen wirksam bekämpft noch die Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen rettet, ist beschämend. Aber auch der Umgang mit den Geflüchteten hierzulande ist oft unmenschlich. Die Willkommenskultur ist trotz vieler großartiger Initiativen und des großen ehrenamtlichen Engagements der Zivilbevölkerung nicht mehr das, was es noch 2015 war.

Wir sollten Menschen wie Filimon eine reelle Chance geben, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Mag sein, dass das nicht immer einfach ist. Aber es lohnt sich. Für beide Seiten.

Ich wünsche Filimon alles, alles Gute für seinen Lebensweg und bin froh, dass er dieses Buch geschrieben hat. Ich hoffe, dass es vielen Leuten einen Eindruck und vor allem ein Verständnis für die Geflüchteten vermittelt.

Herzlichst und in freundschaftlicher Verbundenheit,

Claus-Peter Reisch

Kapitän der Lifeline

Ich will doch nur frei sein

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