Читать книгу Die Flucht - Florian Graf - Страница 15
ОглавлениеVorsichtig tastest du dich weiter voran. Du bist jetzt von einem Mantel absoluter Finsternis umgeben. Bei jedem Schritt achtest du darauf, dir nicht an der tiefen Decke den Kopf ein erneutes Mal zu stoßen. Noch mehr willst du deinem leidgeprüften Dickschädel nicht zumuten.
Als du denkst, dich langsam an die Umgebung gewöhnt zu haben, trittst du plötzlich ins Leere. Damit hast du nicht gerechnet! Du versuchst noch irgendetwas zu greifen woran du dich festhalten kannst, doch du bekommst nichts zu fassen. Dein Gleichgewichtssinn hat dich komplett verlassen und du purzelst nach vorne. Du hältst die Hände schützend vors Gesicht und spannst alle Muskeln an. Im Fallen spürst du einen spitzen Schmerz im linken Oberarm und er raubt dir fast den Atem! Im selben Atemzug schlägst du hart auf dem Boden auf. Der Fall war zwar nicht tief, doch umso schmerzvoller.
Deine Hände zittern. Leicht benommen dringt ein vorwurfsvolles Bellen an dein Ohr. Du schmeckst etwas Metallisches. Beim Aufschlag hast du dir auf die Zunge gebissen. Du spuckst Blut aus und schüttelst dich. Langsam wirst du wieder Herr deiner Sinne. Aus welcher Richtung kam das Bellen?
Du stehst vorsichtig auf, und erschrickst, als dein Gesicht Bekanntschaft mit einer feuchten Nase macht. Du stehst in einer mannshohen Grube und dein Hund war schlau genug nicht hineinzufallen.
Es kostet dich Mühe, in der Dunkelheit hinauszuklettern. Jetzt willst du nur noch zurück ins Licht. Mit geducktem Kopf eilst du unvernünftig schnell zurück zur Weggabelung. Doch dieses Mal geht alles gut.
Im schwachen Lampenschein blickst du an dir herunter. Dein linker Ärmel ist zerfetzt und eine Wunde klafft in deinem Arm. Wahrscheinlich bist du an einem abstehenden Nagel entlanggeschrammt. So genau willst du das gar nicht wissen. Aus den Fetzen des Ärmels bindest du die blutende Wunde ab. Das wird erst mal halten. Du tätschelst deinem Hundefreund den Kopf: "Okay, Großer. Ich hätte auf dich hören sollen."