Читать книгу Die Flucht - Florian Graf - Страница 20
ОглавлениеZwischen Brettern in einem Regal und den Stufen einer Leiter herrscht eigentlich kein großer Unterschied, denkst du dir. Eigentlich.
Schon beim ersten Brett merkst du, dass es gar nicht so leicht ist das Gleichgewicht zu halten und das am besten möglichst geräuscharm. Schwups, schon purzeln ein paar Becher scheppernd auf den Boden. Sie hatten den Fehler gemacht dort zu stehen, wo deinem Fuß auf dem Regalbrett nach Platz verlangte. Jedenfalls können unmöglich deine beeindruckenden Kletterkünste Schuld an dem kleinen Missgeschick tragen. Sei es drum, nach wie vor scheint niemand in dieser Welt ein Interesse an den seltsamen Geräuschen aus deiner kleinen Abstellkammer zu haben.
Oben angelangt, empfängt dich ein erstaunlich guter Rundumblick über den Burghof durch das kleine Gitterfenster. Allerdings ist nicht viel los. Wehmütig fällt dein Auge wieder auf das verschlossene Burgtor und die hohe Mauer. Auf den Zinnen stehen sich gelangweilte Wachposten die Füße in den Bauch. In einem Stall am anderen Ende des Hofs siehst du Pferdeköpfe. Ein Hengst wirft gerade schnaubend seinen Kopf in den Nacken.
Dir schießt Blut in den Kopf! Ist das???
Nein, leider nicht. Für einen Moment dachtest du deinen vierbeinigen Freund wieder erblickt zu haben, aber es ist nur ein müder alter Wachhund, der friedlich in der Nähe des Stalls schlummert.
Enttäuscht und um wenige Erkenntnisse reicher, kletterst du wieder hinab.
Jetzt bleibt dir nur noch...