Читать книгу Auferstanden aus Ruinen - Florian Lettre - Страница 5
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ОглавлениеDer Tanz war zu Ende. Sie gingen zusammen zu dem Stuhl, auf dem das Mädchen gesessen hatte. Florian bedankte sich. Das Mädchen lächelte. Nicht sehr, aber etwas. Auf dem anderen Stuhl saß das andere Mädchen. Es hatte nicht getanzt. Florian ging mehrere Schritte weg. Das Orchester machte eine Pause. Er sah zu den beiden Mädchen. Das Mädchen mit dem er getanzt hatte gefiel ihm jetzt besser. Es hatte ein regelmäßigeres Gesicht. Sein Haar war dunkelblonder. Dadurch waren auch die Augenbrauen dunkler. Es war etwas in den Augen, das Florian gefiel. Die Musik begann wieder. Florian ging auf die beiden Mädchen zu. Er forderte das andere Mädchen auf. Die beiden waren Freundinnen. Es war besser mit beiden gut zu stehen.
„Hat meine Freundin sie gebeten mit mir zu tanzen?“
„Nein. Wie kommen sie darauf? Sie sehen sehr gut aus. So wie ihre Freundin. Jeder tanzt gern mit ihnen.“ Sie schwiegen eine Weile. Dann sagte Florian:
„Was machen sie beide? Arbeiten sie zusammen?“
„Wir sind Krankenschwestern. Wir arbeiten in Grünau im Krankenhaus. Auf verschiedenen
Stationen.“
„Kennen sie sich schon lange?“
„Wir sind zusammen zur Schule gegangen.“
„Zanken sie sich nie?“
„Manchmal fliegen die Fetzen. Aber nicht oft. Was machen sie?“
„Ich studiere.“
„Was studieren sie?“
„Germanistik.“
„Dann wollen sie Deutschlehrer werden.“
„Vielleicht. Ich würde auch gern in einem Verlag arbeiten. Aber das dauert noch.“
„Sie lesen viele Bücher.“
„Ja. Sie auch?“
„Wir haben jeden Tag Dienst. Da hat man nicht viel Lust zum Lesen.“ Das Mädchen hatte nicht den bestimmenden Ton ihrer Freundin. Es hatte aschblondes Haar. Das Gesicht war nicht so regelmäßig. Die Musik war zu Ende. Sie gingen zu den beiden Stühlen. Beide waren leer. Florian sah das andere Mädchen, das ihm besser gefiel, mit einem jungen Mann zusammen stehen. Sie unterhielten sich. Das Mädchen strahlte den jungen Mann an. Er sah gut aus. Florian sah für sich keine Chance. Er war nicht gutaussehend. Er war blass und rotblond. Er konnte sich nicht leiden. Mädchen mochten gutaussehende junge Männer. Das war sein Schicksal. Seine Mutter war auch rotblond und blass.
Florian wartete darauf, dass die Musik wieder begann. Er tanzte wieder mit dem Mädchen, das ihm nicht so gefiel. Er drückte das Mädchen enger an sich. Das Mädchen legte seinen Kopf auf seine Schulter. Sie tanzten gut zusammen. Sie gingen zu einer Bar am Rande der Halle. Florian kaufte etwas zu trinken.
„Hallo“, sagte das Mädchen und winkte zu ihrer Freundin, die mit dem gutaussehenden jungen Mann in der Nähe stand.
„Hallo, geht es dir gut?“ rief die Freundin.
„Gut“, sagte das Mädchen. Die beiden Mädchen gingen aufeinander zu und sprachen zusammen. Florian konnte nicht verstehen, was sie sprachen. Dann war das Mädchen wieder bei ihm.
„Wir wollen zusammen mit einem Taxi nach Hause fahren.“
„Jetzt gleich?“
„Nein. In der Nacht.“
„Ich wollte sie nach Hause bringen.“ Das Mädchen sah ihn an.
„Das müssen sie nicht.“
„Ich würde sie gern nach Hause bringen.“
„Grünau ist weit.“
„Für sie ist nichts zu weit.“ Das Mädchen näherte sich Florians Mund und berührte ihn mit ihrem Mund. Es war ein kurzer flüchtiger Kuss. Florian war gerührt. Er drückte das Mädchen an sich und küsste es. Seine Lippen waren geöffnet und bald öffneten sich auch die Lippen des Mädchens.
„Jetzt müssen wir du sagen.“
„Ich heiße Angelika.“
„Florian.“
„Florian, der Hühnerdieb.“
„Genau der.“
Sie tanzten die ganze Nacht. Sie ließen kaum einen Tanz aus. Sie tanzten immer enger zusammen. Das Mädchen wohnte mit ihrer Freundin im Schwesternwohnheim. Sie hatten in dem Krankenhaus ihre Ausbildung gemacht. Sie kamen beide aus einem kleinen Ort im Harz.
Nach Mitternacht endete die Musik. Die Musiker packten ihre Instrumente ein. Die Tanzfläche war jetzt nicht mehr so voll gewesen. Das Tanzen war leichter gewesen. Sie gingen zur Garderobe und das Mädchen gab Florian ihre Marke. Er sah zum ersten Mal ihren Mantel, den er noch oft sehen sollte. Und das bunte Tuch, das er auch noch oft sehen sollte. Sie waren jetzt vier junge Leute. Die beiden Mädchen und der gutaussehende junge Mann und Florian. Sie fanden vor der Halle ein Taxi. Sie saßen zu dritt hinten und der gutaussehende junge Mann saß neben dem Taxifahrer. Sie fuhren durch die schlafende Stadt. Es dauerte einige Zeit bis sie in Grünau vor dem Schwesternwohnheim angekommen waren. Das Taxi fuhr davon. Die beiden Paare küssten sich und gingen auseinander. Florian ging mit dem jungen Mann zur nächsten S-Bahn. Es dämmerte schon etwas als er vor dem Haus stand, in dem er ein Zimmer hatte. Nur ab und zu ging jemand an ihm vorbei. Florian ging die Treppen hinauf. Er ging leise. Er wollte niemand stören um diese Zeit. Vorsichtig öffnete er die Wohnungstür und ging in sein Zimmer. Heute hatte er keine Vorlesungen. Er zog sich aus und legte sich auf sein Bett. Das Betttuch war angenehm. Er wurde müde. Bevor er einschlief dachte er an den vergangenen Abend. Es war ein schöner Abend gewesen. Er hatte dieses Mädchen kennen gelernt. Es hieß Angelika. Sie hatten sich geküsst. Sie konnten sich leiden. Er war sich sicher. Sie hatten sich verabredet für das nächste Wochenende. Sie würden zusammen bleiben. Er würde nicht mehr allein sein. Die Einsamkeit hatte ein Ende.