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Florian traf sich wieder mit seinem Freund. Dieses Mal stand schon ein Bier für ihn bereit.

„Wie war die Woche?“

„Alles in Ordnung. Der Sozialismus geht seinen Gang.“

„Arbeitest du gern in diesem Betrieb?“

„Ich bin jetzt drei Jahre in diesem Betrieb. Ich bin zufrieden.“

„Und deine Kollegen?“

„Die meisten sind auch zufrieden. Einige sind unzufrieden.“

„Redet ihr darüber?“

„Nicht mit den Genossen. Wir anderen reden über alles.“

„Wollen welche in den Westen?“

„Einige sind weggegangen in den letzten Jahren. Ausreiseantrag.“

„Sehen alle Westfernsehen?“

„Natürlich.“

„Du auch?“

„Nicht oft. Die haben selten eine interessante Sendung.“

„Gefällt dir unser Fernsehen besser?“

„Manches.“

„Meinst du, dass der Sozialismus siegt?“

„Was heißt siegen? Wir müssen froh sein, wenn wir nicht untergehen.“ Florian sah seinen Freund ungläubig an.

„Wir können nicht untergehen“, sagte er. „Da müsste schon die Sowjetunion untergehen. Und das ist unmöglich.“

„Wir haben Schwierigkeiten in der Produktion. Wir kommen nicht voran. Viele alte Maschinen. Wir brauchen neue Technologie. Die im Westen haben Maschinen. Davon können wir nur träumen.“

„Die haben jetzt schon über eine Million Arbeitslose.“

„Die Arbeitslosen will keiner. Aber reisen wollen wir. Und volle Geschäfte. Drüben gibt es alles zu kaufen. Ein neues Auto bekommst du sofort.“

„Das Geld musst du haben.“

„Die haben alle ein Auto. Und keinen Trabant.“

„Auf Pump gekauft.“

„Das ist doch egal. Auto ist Auto.“

„Was sagen die Genossen dazu?“

„Mit denen wird nicht geredet. Das ist zu gefährlich. Das hat auch keinen Zweck. Die kommen mit ihren Redereien an. Unsere Wirtschaft sei dem Westen überlegen. Die reden Schablone.“

„Du hältst nicht viel von unseren Genossen.“

„Die sind selbst schuld.“

„Alle?“

„Es gibt Ausnahmen. Aber selten.“

„Euer Parteisekretär?“

„Das ist eine Flasche. Der redet nur in Losungen. Und sieh dir unsere Zeitungen an. Alles nur Schablone. Langweilig.“

„Willst du die „Bild“-Zeitung?“

„Ich bin nicht für den Westen. Unsere Zeitungen müssten so berichten wie es wirklich ist.“

„Wie ist es wirklich?“

„Schwierig ist es. Sehr schwierig.“

„Warum?“

„Zuviel Bürokratie. Zuviel Leute, die etwas zu sagen haben und nichts von der Sache verstehen.“

Das Bier war ausgetrunken.

„Was macht deine Frau?“

„Sie arbeitet im Konsum. Wie immer.“

„Und die Kinder?“

„Gehen zur Schule. Grundschule.“

„Ich hätte auch gern eine Familie.“

„Du musst studieren. Dann kannst du eine Familie haben.“

„Ich habe eine Freundin.“

„Du?“

„Ist das so ungewöhnlich?“

„Du hattest lange keine Frau. Fickt ihr?“

„Ich habe sie erst einmal besucht Sie ist Schwester und wohnt in einem Schwesternheim.“

„Warum fickt ihr nicht?“

„Wir müssen uns erst kennen lernen.“

„Und? Was ist es für eine Frau? Ist sie hübsch?“

„Mir gefällt sie.“

„Willst du sie heiraten?“

„Ich weiß nicht, ob sie mich heiraten will.“

„Natürlich will sie heiraten.“

„Ich sehe nicht so gut aus wie du.“ Der Freund lachte.

„Du studierst. Das macht Eindruck bei den Weibern.“

„Ich habe nur mein Stipendium.“

„Später wirst du viel verdienen. Ihr werdet beide verdienen. Redet ihr zusammen?“

„Nicht viel.“

„Was macht ihr dann?“

„Wir küssen uns.“

„Ach Gott. Ihr seid am Anfang. Ficken müsst ihr. Das macht Spaß.“

„Kannst du immer?“

„Kein Problem. Hast du Probleme?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob es klappt.“

„Beim ersten Mal ist sich keiner sicher.“

„Warst du auch unsicher?“

„Ich fand das Loch nicht. Dann hat sie mir geholfen.“

„War das Maria?“

„Nein. Das war irgendeine Frau. Ich kann mich nicht an sie erinnern. Ich war zur Ausbildung. Die Kollegen hatten mich mitgenommen. Wir waren alle betrunken.“

„Sprichst du mit deinen Kollegen darüber?“

„Worüber? Über Ficken?“

„Ja.“

„Nein.“

„Aber mit mir.“

„Du bist mein Freund.“

„Wie lange kennen wir uns jetzt?“

„Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Falls du das vergessen hast.“

„Wir haben nicht zusammen gesessen.“

„Du hast immer in der ersten Reihe gesessen. Du hattest immer gute Zensuren. Ich hatte oft keine Schularbeiten gemacht.

„Einen Moment. Wir müssen jetzt Schluss machen. Ich muss noch einen Artikel lesen.“

„Über Minnesang?“ Beide mussten lachen. Sie gingen davon. Jeder in seine Richtung.

Auferstanden aus Ruinen

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