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Vor Nelsons Augen drehte sich alles.

Nur ganz am Rande nahm er wahr, wie Dan McLeish und seine Männer sich davonmachten.

Beißender Qualm stieg ihm in die Nase und ließ ihn husten.

Er hörte das Knistern von brennendem Holz und dann eine helle, dünne Stimme, deren Klang ihm wohlvertraut war.

„Hilfe! Hilfe!“

Das war Alice!

Sie musste noch im Haus sein, an dessen Wänden die Flammen hoch emporzüngelten. Die ersten Balken krachten hernieder. Nicht mehr lange, und das ganze Gebäude würde wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

„Hilfe!“, rief es wieder. „Hilfe!“

Mit einem Mal traten Schmerz und Benommenheit in den Hintergrund. Eder Klang dieser Stimme gab Nelson neue Kraft, eine Kraft, die aus Verzweiflung geboren war.

Er nahm die Linke von der Wunde an seiner Seite und versuchte sich aufzustützen.

Er stöhnte und keuchte, kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und rann ihm das Gesicht hinunter.

Erst jetzt wurde ihm klar, wie schwach er wirklich war.

Nachdem es ihm tatsächlich gelungen war, auf die Beine zu kommen, stolperte er in Richtung des Hauses, strauchelte nach ein paar Metern und befand sich gleich darauf wieder auf der Erde.

Es waren jetzt nur noch ein paar Schritte.

Er spürte die Hitze. Der Qualm raubte ihm mittlerweile fast den Atem.

Aber da war diese helle, dünne Stimme voller Todesangst, die seiner Tochter gehörte, die jetzt irgendwo dort drinnen in den Flammen war und um ihr Leben schrie.

Diese Stimme trieb ihn dazu, alles zu versuchen und das Letzte aus sich herauszuholen.

Mit der Kraft der Verzweiflung kroch Nelson voran.

Erst als er die Haustür erreicht hatte, unternahm er einen erneuten Versuch, sich aufzurichten.

Dann versuchte er, die Tür mit dem Fuß aufzustoßen, aber sie war von innen verriegelt. Nelson fluchte. Die Flammen züngelten bereits an ihrem Holz empor, aber er konnte unmöglich warten, bis der Riegel verbrannt war, der die Tür geschlossen hielt.

Augen zu!, dachte Nelson. Augen zu und durch!

Er nahm alle Kraft zusammen, die ihm noch geblieben war, und warf sich mit vollem Gewicht gegen die brennende Tür.

Es war heiß, verdammt heiß …

Nelson schrie laut auf, aber die Tür gab nicht nach.

Kraftlos rutschte er an ihr zu Boden und rollte sich dann zur Seite. Hastig schüttelte er den Hut ab, der Feuer gefangen hatte.

Er sah das offene Fenster, und für einen Augenblick erwog er die Möglichkeit, von dort ins Hausinnere zu klettern.

Er verwarf diesen Gedanken allerdings rasch wieder.

Unter normalen Umständen wäre das eine Kleinigkeit gewesen und nicht der Rede wert, aber in seiner jetzigen Verfassung war er einfach zu schwach.

Es hatte keinen Zweck.

Er musste es noch einmal probieren, sich noch einmal gegen die brennende Tür werfen.

Er presste die Lippen aufeinander und raffte sich auf.

Wenig später stand er wieder auf wackeligen Beinen vor der Tür und warf sich mit aller Kraft dagegen.

Diesmal gab sie nach.

Er hörte, wie der Riegel, der sie von innen versperrte, splitterte. Dann stürzte er zusammen mit der Tür nach Innen.

Ein brennender Balken krachte hinunter und traf ihn schmerzhaft am Rücken. Nelson schüttelte ihn ab. Dann sah er Lynn, deren unnatürlich geweitete Augen ihn starr anblickten. Das Feuer begann bereits, ihre Kleidung und ihr Haar zu erfassen, aber die blutenden Wunden, die man ihr beigebracht hatte, ließen keinen Zweifel daran, dass es nicht die Flammen gewesen waren, die sie getötet hatten.

Sie war erschossen worden!

Nelson spürte einen Kloß im Hals. Er konnte kaum schlucken.

Sein Mund öffnete sich halb, als ob er etwas sagen wollte. Er war unfähig, sich zu rühren oder irgendetwas zu tun, er war sogar unfähig, einen Fluch über die Lippen zu bringen. Abgrundtiefe Verzweiflung und Schmerz standen in seinen Zügen. Er schüttelte stumm den Kopf, so als wollte er es einfach nicht wahrhaben …

Nein, dachte er. Nein, das konnte doch nicht wahr sein!

Dann dachte er an die Kinderstimme, die ihn hier hergebracht und ihm Kraft eingeflößt hatte. Es wurde ihm plötzlich klar, dass sie verstummt war.

„Alice!“

Es war halb Keuchen, halb Husten. Seine Stimme klang für ihn selbst entsetzlich schwach, aber es war alles, wozu er im Moment imstande war.

Doch es kam keine Antwort.

„Alice!“

Er schleppte sich weiter und hatte seine Tochter wenig später gefunden. Sie lebte nicht mehr. Einer der herunterbrechenden Dachbalken hatte sie erschlagen.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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