Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 20

15

Оглавление

Am nächsten Morgen erhob Nelson sich in aller Frühe von seinem Lager. Die Sonne war zwar längst aufgegangen, aber die Morgenkühle hatte sich noch nicht unter ihren wärmenden Strahlen aufgelöst.

Den Rest des vergangenen Tages hatte er verschlafen, war dann gegen Abend noch einmal kurz aufgewacht, um die Nacht durchzuschlafen. Nelson fühlte sich jetzt ausgeruht, wenngleich immer noch etwas schwach. Aber das würde sich in nächster Zeit geben, davon war er überzeugt.

Er sah seine Sachen auf einer altertümlichen Kommode liegen: seinen Revolvergurt, seine Winchester, die Satteltaschen, seinen Hut und seine Jacke.

Nelson nahm den Revolvergurt und schnallte ihn sich um die Hüften. Er verzog das Gesicht, als sein rechter Arm wieder zu schmerzen anfing. Aber es war bei weitem nicht so schlimm wie an den vergangenen Tagen.

Vorsichtig betastete er seine Seite. Der Verband saß noch einigermaßen, aber als er sein Hemd etwas öffnete, sah er, dass er rot durchtränkt war. Das Blut war getrocknet.

Ich werde die Frau fragen, ob sie mir dabei hilft, den Verband zu wechseln!, überlegte er. Dann knöpfte er das Hemd wieder zu. Fürs erste würde es so gehen.

Neben der Wohnstube befand sich noch ein anderer Raum. Die Tür, die dorthin führte, stand offen. Nelson trat ein paar Schritte vor und blickte auf zwei Betten. In dem einen lag der Junge, das andere war leer.

Der Junge schlief noch tief und fest. Sein Gesicht strahlte Frieden aus. Nelson sah das strubbelige Haar, die ebenmäßigen Züge und die schmuddeligen Hände, die er sich natürlich nicht gewaschen hatte. Er hörte das gleichmäßige Atmen des Jungen und sah plötzlich Alice vor sich.

Sie war jünger gewesen, aber in diesem Moment schien es ihm, als habe sie beim Schlafen ähnlich ausgesehen.

Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht, wusste aber gleichzeitig, dass er diese Bilder aus der Erinnerung nicht verscheuchen konnte. sie würden ihn immer wieder heimsuchen.

Er wandte sich ab, öffnete die Außentür und trat nach draußen. Am Brunnen sah er die Frau. Sie hatte Wasser geschöpft und schickte sich nun an, den gefüllten Holzeimer ins Haus zu bringen.

„Guten Morgen, Ma'am.“

„Guten Morgen!“

Trotz der Kühle war sie offenbar ins Schwitzen geraten und wischte sich mit dem halblangen Ärmel ihrer Bluse über die Stirn.

„Man muss früh aufstehen, hat viel Arbeit und am Ende doch kaum genug zum Leben auf so einer Farm!“, meinte sie und atmete dabei deutlich hörbar aus.

„Ich hatte auch eine Farm“, murmelte Nelson. „Man hat sie mir niedergebrannt!“

Die Frau runzelte die Stirn. „McLeish?“, fragte sie.

Nelson nickte und fuhr sich mit der Linken durch das Haar.

„Ja“, brummte er. „Meine Frau, meine Tochter …“ Er schluckte und wandte den Blick zur Seite. Seine Augen waren rot geworden, die Mundwinkel zusammengekniffen.

„Ich … ich kann verstehen, wie Sie sich fühlen“, erklärte sie. Nelson blickte sie grimmig an.

„So, können Sie das? Können Sie sich vorstellen, wie das ist, wenn man die Menschen verliert, die einem am wichtigsten sind? Was wissen Sie schon …!“ Die Worte waren kaum über seine Lippen gekommen, da bereute er sie bereits. Nein, dachte er, das hätte ich nicht sagen sollen!

„Ich weiß mehr, als Sie denken“, erwiderte die Frau ruhig und ohne Ärger in der Stimme. „Ich habe meinen Mann bei einer Schießerei verloren. Glauben sie mir, ich weiß, wie Sie sich jetzt fühlen. Ich habe das selbst durchgemacht und fast den Verstand darüber verloren!“

Sie nahm den Eimer mit Wasser, den zu heben ihr kaum Mühe zu machen schien. Sie war sehr kräftig. Bevor sie an Nelson vorbei ins Haus ging, blieb sie kurz stehen und meinte: „Da müssen Sie durch, Mr. Nelson. Und Sie werden das auch schaffen, ich habe es auch geschafft!“

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

Подняться наверх