Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 18
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ОглавлениеAls er durch die Strahlen der Sonne erwachte, die durch die Fenster einfielen, war der Tag schon eine geraume Weile angebrochen.
Von draußen hörte er Stimmen, konnte aber nicht genau verstehen, was sie sagten.
Einen Augenblick lang verfluchte er sich dafür, wieder aufgewacht zu sein, denn nun drangen wieder die zermürbenden Schmerzen auf ihn ein, die er in den kurzen Stunden des Schlafs fast vergessen hatte.
Und doch: Seine Kräfte waren – im Vergleich zum Vortag gesehen – beträchtlich gewachsen.
Er hob vorsichtig den Kopf und stützte sich mit dem Ellbogen auf.
Zunächst blieb er eine Weile allein. Dann kam die Frau durch die knarrende Holztür herein. Sie hatte ein paar Wurzeln in der Hand und ging geradewegs auf den Ofen zu, an dem sie sich dann zu schaffen machte.
Anscheinend wollte sie aus dem, was sie mitgebracht hatte, etwas Essbares zaubern.
Nelson setzte sich nun vollends auf. Mit dem Geräusch, das er dabei verursachte, machte er die Frau auf sich aufmerksam, die bisher zu beschäftigt gewesen war, um Notiz von ihm zu nehmen.
Sie wischte sich die verklebten Haare aus dem Gesicht.
Und musterte ihn halb vorsichtig, halb misstrauisch mit ihren dunklen Augen.
„Ich sehe, es geht Ihnen bereits etwas besser!“, stellte sie fest. Nelson nickte flüchtig.
„Ja. Aber es könnte besser sein …“
„Seien Sie nicht zu ungeduldig! An Ihrer Stelle wäre ich vollauf zufrieden damit, überhaupt noch unter den Lebenden zu weilen. Auch der Doc hat Ihnen keine großen Chancen gegeben. Freuen Sie sich, dass Sie wieder ohne fremde Hilfe auf Ihren vier Buchstaben sitzen und sich dort halten können! Ist das etwa nichts?“
Nelson lächelte schwach.
„Von der Seite habe ich die Sache noch nicht betrachtet“, meinte er. Und dann setzte er noch nachdenklich hinzu: „Aber vielleicht sollte ich es mir angewöhnen, die Dinge so zu sehen … Sie mögen Recht haben!“
„Natürlich habe ich Recht!“
Ihre Züge hatten sich jetzt etwas entspannt, sie schienen irgendwie weniger hart, weniger verschlossen.
„Wo bin ich eigentlich hier?“, fragte Nelson.
Die Frau machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Am Ende der Welt“, meinte sie. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht recht, was ich Ihnen dazu sagen soll. Die nächste Stadt heißt Stockton und ist einen halben Tagesritt entfernt. Man muss sich allerdings ranhalten, sonst schafft man es nicht.“
„Stockton …“, murmelte Nelson nachdenklich und rieb sich dabei mit der Linken das Kinn. „Ich kenne Stockton dem Namen nach, war aber noch nie dort.“ Er schüttelte den Kopf. „Erstaunlich, wie weit ich noch gekommen bin …“
„Woher kommen Sie denn, Mister … äh …“
„Oh, entschuldigen Sie, Ma'am, dass ich mich bisher noch nicht vorgestellt habe! Ich heiße Nelson. Jesse Nelson.
Und ich komme aus der Gegend um New Kildare.“
Die Frau pfiff durch die Zähne wie ein Cowboy, was Nelson für den Bruchteil eines Augenblicks ein Grinsen entlockte. Aber die Macht dessen, was er erlebt hatte, war zu gewaltig, zu erdrückend, als dass dieser Anflug von Heiterkeit sich länger bei ihm halten konnte. Seine Züge veränderten sich schnell wieder, viel schneller, als sie es unter gewöhnlichen Umständen getan hätten.
„So, New Kildare, sagen Sie“, echote sie. „Das ist ńe ganze Ecke von hier entfernt, wenn ich mich recht entsinne!“
Dann schwieg sie eine ganze Weile und kümmerte sich um die Zubereitung des Essens. Nelson empfand das als angenehm, denn die Unterhaltung strengte ihn doch mehr an, als er es je für möglich gehalten hatte.
Er sah sie von hinten. Geschäftig hantierte sie am Ofen herum. Sie arbeitete sehr flink, jeder Handgriff besaß Routine.
Er sah ihre langen, dunklen und ziemlich verklebten Haare und ihre schlanke, hoch gewachsene Gestalt.
Aber dann war ihm mit einem Mal, als sähe er eine Mähne roter Haare, dazu eine Gestalt, die klein, aber kräftig war …
„Lynn …“, sagte er plötzlich laut und erschrak über seine eigene Stimme. Er presste die Lippen fest aufeinander, so als wollte er verhindern, dass noch etwas nach außen drang.
„Ich heiße Jody“, sagte die Frau, ohne sich umzublicken.
„Jody Lawton. Habe ich Ihnen das eigentlich schon gesagt, Mr. Nelson?“