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Der Junge besaß weder Zaumzeug noch Sattel für das Pony.

Er schwang sich geschickt auf den Rücken des Tieres und klammerte sich mit den Händen an der Nackenmähne fest.

Das Tier hörte auf ihn.

Es reagierte auf den Druck, den er mit seinen schmächtigen Schenkeln ausübte. Er brauchte keine Zügel.

„Heya!“, rief der Junge und trieb das Pony vorwärts.

Aber das Tier schien etwas müde zu sein.

Schließlich hatte es tagsüber den Pflug ziehen müssen, vor den eigentlich ein größeres Pferd gehörte.

Aber sie hatten nur noch das Pony. Die anderen Pferde hatten sie nach und nach verkaufen müssen.

Das Pony ließ ein störrisches Wiehern hören. Der Junge wusste nun, dass es zwecklos war, das Tier weiter antreiben zu wollen. Es würde also nur gemütlich vorangehen.

Der Junge ließ die kleine Farm hinter sich.

Das Haus wurde kleiner und kleiner, bis es hinter einigen Hügeln verschwand. Es war später Nachmittag, und in wenigen Stunden würde die Dämmerung über das Land hereinbrechen.

Der Junge überlegte, wohin er reiten sollte.

Die nächste Siedlung war einen halben Tagesritt entfernt. Es lohnte sich nicht mehr, dorthin aufzubrechen.

Er spürte, wie ihm die Sonne auf den Nacken brannte.

Es war noch immer sehr heiß, die Luft flimmerte sogar etwas.

Der Junge nahm die Hand wie einen Schirm vor die Augen und blickte in die Ferne.

Dann sah er irgendwo in der Nähe des Horizonts ein Pferd, das sich allerdings kaum von der Stelle bewegte. Es schien fast, als sei das Pferd reiterlos.

Der Junge strengte seine Augen bis auf das äußerste an, aber er konnte beim besten Willen nicht zweifelsfrei erkennen, ob es sich um einen Reiter handelte, der in tief gebeugter Haltung im Sattel hing, oder ob es ein herrenloses Packpferd war.

Einen Moment lang zögerte er, das Pony vorwärts zu treiben.

Seine Mutter hatte ihn vor Gesindel gewarnt, das sich in der Gegend herumtrieb.

Möglicherweise war dieses punktgroße Gebilde am Horizont nichts anderes als ein Strauchdieb, der nur darauf wartete, ihm das Pony abnehmen zu können, um es bei nächster Gelegenheit zu verkaufen.

Aber die Neugier war stärker.

Es kam schließlich nicht allzu häufig vor, dass in der Umgegend irgendetwas geschah, das über den alltäglichen Trott hinausging.

Als sich der Junge dem fremden Pferd weiter näherte, sah er, dass tatsächlich ein Reiter im Sattel hing!

Man hatte ihm offenbar übel mitgespielt. Er schien verwundet oder war vielleicht sogar schon tot.

Jedenfalls rührte er sich nicht und machte auch keinerlei Anstalten, die Richtung, in die sein Pferd lief, irgendwie zu beeinflussen.

Gegenwärtig kaute das Tier etwas von dem trockenen Präriegras.

Es hat Hunger!, dachte der Junge. Zweifellos war es schon geraume Zeit her, seit es seine letzte Futterration bekommen hatte.

Der Junge zügelte das Pony.

Er war in diesem Land aufgewachsen, und das hatte ihn gelehrt, dass man immer und überall wachsam sein musste, wenn man überleben wollte.

Wochenlang konnte es scheinen, als würde die Zeit still stehen, als würde gar nichts passieren … Und dann war man von einem Augenblick zum anderen in tödlicher Gefahr! Ein wildes Tier, eine Schlange, ein Strauchdieb … Früher hatte es auch Indianerüberfälle gegeben, aber das war lange her, fast so lange, wie er lebte.

Der Junge runzelte misstrauisch die Stirn.

Es war eine Masche mancher Gauner, sich verletzt an den Wegesrand zu legen, zu warten, bis jemand vorbeikam, der ihm zu helfen versuchte, und diesen dann auszurauben.

Manchmal, wenn der Junge mit seiner Mutter in die weit entfernte Stadt kam, um zum Beispiel Saatgut einzukaufen, dann besorgte die Mutter hin und wieder eine Zeitung. Da standen solche Dinge drin, er wusste also Bescheid.

Vorsichtig umrundete der Junge den Fremden.

Der Mann hatte seine Augen geschlossen, als ob er schlief. An seiner rechten Schulter hatte er eine böse Wunde, wahrscheinlich eine Schussverletzung. Wenig später sah der Junge dann die Wunde an der Seite des Fremden, die noch hässlicher aussah.

Vielleicht lebt er gar nicht mehr!, dachte der Junge. In diesem Fall würde er seiner Mutter vorschlagen, das Pferd an sich zu nehmen. Dann brauchte das Pony nicht mehr den schweren Pflug zu ziehen.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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