Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 48
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ОглавлениеWas ist es schon wert, das Gesetz, wenn es von einem Feigling wie Henry Duggan vertreten wird!, durchzuckte es Jesse Nelson heiß, als er das Büro des Sheriffs hinter sich gelassen hatte.
Er lenkte sein Pferd in Richtung von Sonny Brownlows Hotel, wo er die Nacht verbringen wollte. Es lag direkt neben dem Saloon, was bedeutete, dass es nachts nicht besonders ruhig war. Dafür war es preiswert.
Er band sein Pferd irgendwo an und ließ sich aus dem Sattel gleiten.
Es gibt keinen anderen Weg!, dachte er. Ich muss die Sache allein in die Hand nehmen!
Wenn er es ehrlich bedachte, dann hatte er ohnehin kaum damit gerechnet, von Sheriff Duggan unterstützt zu werden. Duggan war von jeher den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, und es war unwahrscheinlich, dass sich daran noch irgendwann einmal etwas ändern würde.
Ich habe Duggan eine Chance gegeben, wieder in den Spiegel schauen zu können, ohne ausspucken zu müssen!
Aber er hat sie ausgeschlagen!
Plötzlich ertönte lautes, übermütiges Gebrüll. Zwei Schüsse donnerten durch die Nacht, und dann folgte Gelächter aus mindestens vier Männerkehlen.
Ein paar schattenhafte Gestalten wankten durch die Schwingtüren des Saloons, ein Hut segelte in den Staub.
Dann traten die Männer aus dem Schatten heraus. Als ihr Blick auf Nelson fiel, verstummte das Gelächter. Ihre Ausgelassenheit schien mit einemmal wie weggeblasen.
Nelson blickte in das Gesicht eines Mannes, dem ein Auge fehlte. Der Mann verzog den Mund und hob seinen Hut von der Erde auf.
Nelson erkannte ihn.
Es war Hendricks, der Vormann der McLeish-Ranch.
„Sie, Nelson?“
„Sie sehen es ja.“
„Ich …“
„Ihr Halunken habt nicht angenommen, mich noch einmal zu sehen, was?“
„Nun …“
„Ihr habt gedacht, ich wäre krepiert! Wie meine Frau …
Und wie das Kind …“
Hendricks schaute zur Seite, die Sache war ihm offensichtlich unangenehm. Fast unmerklich ließ er dabei aber die Hand zum Holster an seiner Hüfte gleiten. Ehe er jedoch den Revolver herausreißen konnte, hatte Nelson bereits gezogen, den Hahn gespannt und seine Waffe auf den Einäugigen gerichtet, der vor Entsetzen erstarrte.
„Lassen Sie das Ding besser stecken, Hendricks. Sonst nutze ich die Gelegenheit dazu, Sie in Notwehr zu erschießen …“
Hendricks nahm die Hand von der Waffe und machte eine hilflose Geste.
„Na los! Machen Sie schon! Schießen Sie doch!“
Nelson steckte seine Waffe wieder ein und winkte ab.
„Ich weiß nicht, ob Sie es waren, der meine Frau erschossen hat, und ich weiß auch nicht, ob Sie das Feuer gelegt haben, in dem mein Kind umgekommen ist. Ich weiß nur, dass Sie dabei waren, denn ich erinnere mich an Ihr hässliches Gesicht. Aber Sie können beruhigt sein, an Ihnen bin ich nicht interessiert, Sie sind nichts weiter als ein kleiner, mieser Befehlsempfänger. Ich will den Mann, der das alles zu verantworten hat! Bestellen Sie Ihrem Boss, dass ich ihn kriegen werde und dass er seiner Strafe nicht entgehen wird!“
„Sie sind wahnsinnig, Nelson!“, meinte Hendricks. „Sie sind völlig verrückt!“
„Ja, verrückt vor Hass!“
Die Männer wandten sich ab und gingen stumm davon.
„Noch etwas, Hendricks!“, rief Nelson ihnen nach. Sie blieben stehen, und der Einäugige wandte sich um.
„Was?“
„Wenn Sie sich zwischen mich und meine Rache stellen, werde ich Sie erschießen, Hendricks. Denken Sie daran!“