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Genug ist nicht genug und verrückt ist nicht verrückt genug. Ich versuche in diesem Kapitel aber trotzdem, verrückt genug zu sein. Noch ein Hinweis im Sinne des Lebensmittelgesetzes: Bitte nicht nachmachen.

Männerküchen

Mein Freund Herbert pflegt immer zu sagen: „Am besten schmeckt mir mein Mittagessen, wenn es gut ist“. Er könnte gleich ehrlich sein und hinzufügen, also wenn ich es nicht selber koche. Er ist nämlich ein Kochmuffel.

Deshalb stellen Sie das Sprichwort: „Hunger ist der beste Koch“ nicht mit einem von Herbert auf den Tisch gestellten Essen auf die Probe. Soviel Hunger können Sie gar nicht haben, um aus ihm einen Koch zu machen. Bei Herbert brennt sogar die Milch, während sie noch im Kühlschrank steht, schon an. Scheinbar hat keine seiner sechs verflossenen Frauen es geschafft, in ihm den Eckhard Witzigmann zu erwecken.

Das hindert ihn aber nicht im Gespräch über das Kochen seine fachmännischen Einwürfe vor dir hinzuschmeißen. Einer der ihn dafür bestimmt nicht kritisieren darf, bin ich selbst. Ich tue ja in meiner Eigenschaft als Bandleader von KCR (Rockband die sich im Speziellen den Liedern von John Fogerty verschrieben hat) im Prinzip genau dasselbe. Bei jedem Konzert halte ich den Männern vor, tanzfaul zu sein und animiere sie mit den miesesten Tricks dazu, doch tanzen zu gehen. Selber tanze ich schon seit Jahren nicht mehr und kann ganz schön kreativ sein, wenn es darum geht, eine Ausrede dafür zu finden.

Doch wir beide, Herbert und meine Kleinigkeit, können den Trend der Zeit „Männer hinter die Schürze“ nicht aufhalten. Im Fernsehen haben schon lange die männlichen Köche das Ruder in die Hand genommen. Johann Lafer, Tim Mälzer, Jamie Oliver, Alfons Schuhbeck und wie die Damen alle heißen. Wenn dieser Trend aber auf Otto Normalverbraucher überschwappt, dann gute Nacht, Küche! Ich meine jetzt aber nicht die Memmen, die Zuhause kochen, während ihr dominantes Weibchen auf Shoppingtour ist, nein, ich denke da an die richtigen Männer, aus der Zeit des Wilden Westens, denen noch der Geruch des Bisons und der Prärie anhaftet. Die wollen Lagerfeuerromantik in der Küche. Da muss jetzt natürlich radikal umgebaut werden. Dabei darf aber auch auf die Technikfreaks unter den Küchencowboys nicht vergessen werden.

In einer Küche, wo der Mann regiert, muss zu allererst einmal eine schicke vollautomatische „Geschirr-abräumspül-trocken-und-einräum-Maschine“ her. Damit aber diese die Küchenromantik nicht wieder zerstört, wird sie gut versteckt in die Theke eingebaut.

In der Mitte der Küche gehört unbedingt ein riesiger Hackklotz hin, aufgesetzt auf die Karosserie einer Harley Davidson. Die beiden Auspuffe nach oben gezogen und zum Fleischerwerkzeughalter umfunktioniert. Alle Gewürzspender müssen die Form eines 45-er Colts haben und sollten nur durch Abdrücken des Abzugsbügels zu betätigen sein. Ebenso wenig darf ein kleiner Minibagger mit Saugschlauch und Anhänger zum problemlosen Entfernen des sicher anfallenden kaputten Geschirrs und diverser Küchenabfälle nicht fehlen. Eine elektrische Knochensäge, tunlichst so effizient wie ein Sägewerksgatter, gehört genauso dazu.

Auch eine oder besser gleich mehrere Bratpfannen im Ausmaß eines Kinderplanschbeckens braucht der John Wayne der Küche, auf alle Fälle als nötiges Equipment. Dazu „für ein paar Dollar mehr“ eine stilgerechte Küchenuhr eingebaut in einen Longhornschädel, die uns alle dreißig Minuten daran erinnert, das Bier ja nicht warm werden zu lassen.

Alles was gegen die gefährliche Dehydrierung am Lagerfeuer hilft, darf erst recht nicht fehlen. Ganz wichtig ist aus diesem einleuchtenden Grund auch ein zweiter Kühlschrank mit genügend inspirierenden Getränken für die von der Kochkunst verschonten Ableger Johann Lafers. Der deshalb nötige gleich große Verbandskasten ist darum sozusagen die logische Pflicht. Richtige Männer brauchen keinen Schnitzelhammer, das erledigen sie mit der bloßen Faust am Sandsack, der natürlich auch irgendwo herunterhängen muss. Dabei darf er aber dem überdimensionierten Spieß nicht im Wege stehen. Der sollte ja zumindest so groß sein, dass ein halber Bison mühelos darauf gegrillt werden kann.

Männerküchen sind Erlebnisküchen, um hier einmal ein Wort aus der Touristenwerbung zu missbrauchen, und deshalb müssen die Pferde vom Koch und Hilfskoch auch noch irgendwo, am besten am Flur vor der Küche untergebracht werden. Richtige Männer denken überdimensional, ihre T-Bone-Steaks sind dementsprechend groß, eine kleine Seilwinde zum Hochhieven in die Pfanne (jetzt wissen Sie, warum auch die Pfanne leicht überdimensioniert sein muss) ist deswegen auch ein unbedingtes Muss.

Dafür kann bei den Gewürzständern gespart werden, Chili und Salz, Hopfen und Malz, etwas Rot- und Weißwein, mehr braucht der Mann nicht. Damit der Salat richtig sauer wird, legt man eine CD von den „Lustigen Hinterbichler Buam“ auf, um das Chili con Carne angemessen scharf zu machen, eignet sich am besten ein Nacktfoto von Lady Gaga. Tunlichst fein zerreiben und vorsichtig einrühren.

Wer es lieber ein wenig fad hat, einfach das Bild eines Kandidaten von „Bauer sucht Frau“ vor das Essen stellen. Das Essen braucht ohnehin nicht schmecken, es muss nur scharf und pikant sein. Der nötige Whiskey (oder auch achtzigprozentige Rum) zum Desinfizieren nach dem Verschlingen der Portion ist ohnehin schon im Getränkekühlschrank gelagert. Ganz wichtig ist noch das Schild auf der Außenseite der Küchentür. „Achtung Baustelle“ und die Zusatztafel „Für Frauen verboten“ (ausgenommen die Abwäscherinnen).

Wenn zu guter Letzt ein Grill so groß wie der einer Müllverbrennungsanlage eingebaut ist und genügend verschiedene Dressings und Saucen zum Überdecken des Männerschweißgeruches im Regal stehen, kann es losgehen. Noch ganz kurz brutzeln lassen, Männer, es ist geschafft, ran an die blutigen Steaks.

„Prooost!“ (sehr wichtig), „Mahlzeit“ (eher vernachlässigbar) und nun wird der Bison so schnell weggeputzt wie Obelix ein Wildschwein. Einmal rülpsen und dann alle Mann an die Bar. Den Rest überlassen wir der Emanzipation. Noch während unsere lieben Frauen die Küche wieder renovieren, sind wir samt Pferd schon wieder in der Prärie auf Bisonsuche. Es darf gewiehert werden, horridoo!

Hilfe, ich bin nicht prominent!

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